Die Ursachen der Wohnraumkrise an der Wurzel packen – ein Kommentar von Jürgen Steinhauser, REA

Jürgen Steinhauser, REA
Jürgen Steinhauser, REA

In Zeiten, in denen Wohnraum zur Ware verkommt, sind immer mehr Menschen von steigenden Mieten und Verdrängung betroffen. Dabei sollte jeder – auch Menschen mit kleinem Geldbeutel – dort leben können, wo Familie, Freunde, Jobs, und Kitas sind. Es lohnt sich daher, genauer hinzuschauen, wo die Ursachen der Krise liegen und was sich dagegen tun lässt.

Einer der Hauptgründe steigender Wohnpreise ist, dass die extrem niedrigen Zinsen im Euroraum in- und ausländische Investoren in den deutschen Immobilienmarkt lockten, der als sicher, lukrativ und renditeträchtig gilt.

Vielen dieser Akteure geht es dabei nicht allein darum, ihr Geld sicher anzulegen. Stattdessen spekulieren sie auf maximale Rendite – und modernisieren daher maßgeblich für die Mietsteigerung oder setzen mit Blick auf weiterhin steigende Preise bewusst auf brachliegendes Bauland und Leerstand.

Zudem ist die Nachfrage nach Wohnraum auch von der demografischen Seite gestiegen und dabei auf ein allenfalls verhalten steigendes Angebot getroffen. So gibt es die Wanderungsbewegungen aus wirtschaftsschwachen Regionen in stärkere Regionen, etwa vom Land in die Stadt oder aus dem Ausland nach Deutschland. Hinzu kommen Hunderttausende Flüchtlinge, die nun in regulären Wohnungen untergebracht werden sollen, um ihre Integration zu erleichtern.

Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH: REA Anleihe 2018/2025 seit heute im Segment 'High Risk Market' der Hanseatischen Wertpapierbörse HamburgUnd nicht zuletzt ist da noch das schmutzige Geld von Kriminellen aus aller Welt, das die Kauf- und Mietpreise in die Höhe treibt. Schließlich bietet der deutsche Immobilienmarkt mit seiner Intransparenz und der Aussicht auf satte Renditen Geldwäschern ein ideales Betätigungsfeld.

Die wahren Ursachen bekämpfen
Soll das Problem steigender Wohnraumpreise gelöst werden, dürfen sich die politischen Akteure nicht allein an den Symptomen abarbeiten; zwar sind Investitionen für den sozialen Wohnungsbau, die Stärkung des Kündigungsschutzes, die Kappung der Modernisierungsumlage und die Mietpreisbremse kurzfristig wichtig, um die Mieter zu stärken.

Mittel- bis langfristig führt jedoch kein Weg daran vorbei, die wahren Ursachen der Krise zu bekämpfen. Um etwa die Geldwäsche im Immobilien-Sektor zu unterbinden, wäre die Einführung eines Zentralregisters sinnvoll, durch das die wahren Eigentümer sichtbar werden.

Der demografische Druck muss dringend durch ein klar geregeltes Zuwanderungsgesetz sowie einen gerechten und dabei effizienten Asyl-Masterplan in kontrollierte Bahnen gelenkt werden.

Und schließlich müssen die Steuervorteile für große Immobiliendeals abgeschafft werden, damit sich die Spekulation mit Wohnraum zumindest etwas weniger lohnt. Andersherum sollten gezielt Vermieter gefördert werden, die dauerhaft günstigen Wohnraum anbieten statt der maximalen Rendite hinterherzulaufen.

Jürgen Steinhauser ist Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH (REA) und seit 50 Jahren im Bankgeschäft tätig. Vor seiner Zeit bei der REA war er als Vermögensverwalter und Aufsichtsrat einer großen bayerischen Vermögensverwaltung tätig

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