Baukindergeld kein überzeugendes Mittel gegen Wohnkostenexplosion – ein Kommentar von Ulrich Jehle, REA

Ulrich Jehle, REA
Ulrich Jehle, REA

Wer in deutschen Städten eine bezahlbare Wohnung sucht, kann angesichts der bereits seit Jahren anhaltenden Miet- und Kaufpreissteigerungen bisweilen verzweifeln. Die Deutsche Bundesregierung ist zwar um Entspannung auf dem hiesigen Wohnungsmarkt bemüht, die bislang ergriffenen Maßnahmen zeigen bis dato aber kaum bis gar keine Wirkung. Von Ulrich Jehle

Zwar hat die Politik bereits versucht, gegenzusteuern – etwa indem sie die Mietpreisbremse eingeführt hat und den sozialen Wohnungsbau der Länder nun mit bis zu 2 Mrd. EUR pro Jahr deutlich mehr als bisher unterstützen will.

Dennoch ist eine Entspannung der zugespitzten Situation auf dem Immobilienmarkt bislang noch immer nicht absehbar.

Nun sieht eine neue Initiative der Bundesregierung vor, Familien für den Ersterwerb einer Immobilie ab August über einen Zeitraum von zehn Jahren ein sogenanntes Baukindergeld in Höhe von 1.200 EUR je Kind und pro Jahr zu zahlen.

Die Bauförderung richtet sich dabei an Haushalte, deren zu versteuerndes Einkommen 75.000 EUR plus 15.000 EUR je Kind nicht übersteigt.

Auch BReal Estate & Asset Beteiligungs GmbH: REA Anleihe 2018/2025 seit heute im Segment 'High Risk Market' der Hanseatischen Wertpapierbörse Hamburgaukindergeld keine adäquate Lösung
Als Mittel gegen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum wird aber wohl auch das Baukindergeld weitgehend wirkungslos bleiben. Der Grund: Die neue Bauförderung spricht nur die an, die ohnehin kaufen wollen oder, da sie rückwirkend zum Jahresanfang gewährt wird, schon gekauft haben. Demgegenüber werden diejenigen, die weit davon entfernt sind, das nötige Eigenkapital aufzubringen, wieder einmal außen vor bleiben – und sich weiterhin steigenden Mieten ausgesetzt sehen.

Zudem besteht die Gefahr, dass durch das Baukindergeld noch mehr Geld in den ohnehin schon überhitzten Immobiliensektor gepumpt wird.

Am Ende könnten so die Auswüchse am Immobilienmarkt sogar noch zusätzlich befeuert werden. Der um sich greifenden Immobilienspekulation einen Riegel vorschieben wird das Baukindergeld jedenfalls nicht.

Bezahlbarer Wohnraum wird daher vorerst weiterhin vor allem in ländlichen oder strukturschwachen Regionen zu finden sein. Eine Alternative für diejenigen, die aufgrund ihrer Arbeit oder wegen sozialer Strukturen nicht weit wegziehen können oder wollen, sind Wohnungen in weniger zentralen Lagen, die einer normalen Objektpflege unterliegen und somit abgesichert gegen wuchernde Preisentwicklungen sind.

Ulrich Jehle ist neben Jürgen Steinhauser einer der Geschäftsführer der Real Estate & Asset Beteiligungs GmbH (REA) und seit 28 Jahren im Bankgeschäft tätig. Er bekleidet weiterhin das Amt des Generalbevollmächtigten bei einer großen bayerischen Vermögensverwaltung.

Das könnte Sie auch interessieren: „Überhitzter Immobilienmarkt: neuer Lösungsansatz erforderlich – ein Kommentar von Jürgen Steinhauser, REA“

Schon das jährliche BondGuide Nachschlagewerk ‘Anleihen 2017′ heruntergeladen? Sie können es als kostenloses e-Magazin bzw. pdf bequem speichern & durchblättern. ‚Anleihen 2018‘ erscheint wie gewohnt im Juni – interessiert? Rechtzeitig Partner werden: Hier geht’s zum Flyer.

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter@bondguide !