Alibaba: das chinesische Amazon?

Als der chinesische Online-Händler im November 2014 am Markt für Unternehmensanleihen debütierte, war der Ansturm groß. Auch der Börsengang zwei Monate zuvor war gigantisch – der größte aller Zeiten. Doch bis heute wissen viele nicht, wie Alibaba sein Geld verdient. Von Robert Steininger

Klar ist nur: Mit dem Sagenhelden aus Tausendundeiner Nacht hat der Konzern nichts am Hut. Schon eher mit dem Online-Handel. Seit dem Börsengang am 26. September 2014 hat sich der Kurs der Alibaba-Aktien mehr als verdoppelt – von 70,80 Euro damals auf knapp 150 EUR Ende August 2018. Der bisherige Spitzenwert einer Alibaba-Aktie lag bei 179,15 EUR Mitte Juni. Das zeigt, dass es auch für die Superstars der Branche nicht immer nur steil bergaufgeht.

Mit Amazon nur schwer zu vergleichen
Aber zurück zur Ausgangsfrage: Was genau macht der Konzern, gegründet in der Sieben-Millionen-Stadt Hangzhou, eigentlich? Dasselbe wie Amazon? Das könnte man jedenfalls meinen, sind beide Unternehmen ja Online-Händler. Doch während Amazon ein klassischer Detailhändler ist, der Waren ein- und über die Plattform weiterverkauft, vertreibt Alibaba selbst gar nichts. Alles läuft über Unterplattformen: Die bekannteste von ihnen heißen Taobao oder Tmall. Geld verdient Alibaba über Werbeeinnahmen, die auf den Plattformen generiert werden. Auch lässt sich Alibaba von den Plattformen bezahlen, um bestimmte Angebote weit oben in den Suchergebnissen zu platzieren.

Und während Amazon mit Clouddiensten extrem profitabel ist, macht dieser Geschäftszweig bei Alibaba lediglich 6% des Umsatzes aus. Das Unternehmen, das seinen Hauptsitz heute auf den Cayman Islands hat, beschäftigt nur 66.000 Mitarbeiter, Amazon zählt stolze 566.000 Angestellte. Der Börsenwert der Chinesen liegt mit 449 Mrd. USD dennoch bei knapp der Hälfte des US-Riesen (933 Mrd. USD).

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Der Gewinn macht den Unterschied
Der größte Unterschied liegt beim Gewinn. Und das hat einen einfachen Grund: Denn wo Amazon für Lagerhäuser und Logistikzentren sowie die zahlreichen Mitarbeiter viel Geld ausgibt, fallen bei Alibaba nur Ausgaben für die Angestellten ernsthaft ins Gewicht. So sind die Gewinnzahlen kaum noch überraschend. Während Amazon im Geschäftsjahr 2017 ein Plus von rund 3 Mrd. USD erwirtschaftete, kam Alibaba auf 10,2 Mrd. Schafft es das Unternehmen zukünftig, im Cloud-Geschäft ebenso profitabel zu werden wie Amazon, dann dürften auch die Gewinne weiter steigen.