Beate Uhse: plötzlich erschlafft!

Beate Uhse Aktiengesellschaft: Tochtergesellschaft Beate Uhse Netherlands B.V. erhält Massedarlehen in Höhe von 5,0 Mio. Euro zur weiteren Sanierung
Foto @ Beate Uhse AG

Die Beate Uhse AG stellt einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Für den traditionsreichen Erotikkonzern ist das der vorläufige Höhepunkt nach gefühlt unzähligen Restrukturierungsversuchen in den letzten Jahren. Die Sanierung soll nun in Eigenregie gestemmt werden – mittels „Insolvenz light“ und auf Kosten der (Anleihe-)Gläubiger zurück zu alter Stehkraft?

Offiziell habe sich der kriselnde Erotikeinzelhändler zu diesem Schritt entschlossen, „weil in den fortgeschrittenen Verhandlungen mit einer Investorengruppe über eine Finanzierungsaufnahme zuletzt keine Einigung erzielt werden konnte“.

Folglich war auch die geplante Anleiherestrukturierung nicht mehr umsetzbar und es drohte die Zahlungsunfähigkeit der Beate Uhse AG.

Mit dem nun angestrebten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beabsichtigt Beate Uhse, geschützt vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen durch Gläubiger, den eingeschlagenen Sanierungskurs konsequent fortzusetzen und operativ mehr Stehvermögen anzupeilen.

Beate Uhse AG: Fortführung der Sanierung in Eigenverwaltung geplantDie Insolvenzanmeldung betrifft ausschließlich die Beate Uhse AG in ihrer Funktion als Holding. Für die Tochtergesellschaften wurde keine Insolvenz beantragt. Die operativen Gesellschaften halten ihren Geschäftsbetrieb uneingeschränkt aufrecht.

Während des gesamten Sanierungsprozesses wird Beate Uhse in allen insolvenzrechtlichen Fragen von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff beraten und unterstützt. Überdies soll auch der gemeinsame Vertreter sehr eng in das Verfahren eingebunden werden. Laut Beate Uhse stehen wesentliche Gläubiger des Unternehmens der Sanierung im Rahmen der Eigenverwaltung positiv gegenüber und haben ihre Unterstützung zugesagt.

BEATE UHSE AG 2014/19 (WKN: A12T1W)

BEATE UHSE AG 2014/19 (WKN: A12T1W)

Die größten Verlierer der jetzt offiziellen Pleiteerklärung sind neben den Mitarbeitern die Inhaber der ausstehenden 7,75%-Unternehmensanleihe 2014/19 (WKN: A12T1W) über nominal 30 Mio. EUR – deren Hoffnung auf volle Rückzahlung ihrer investierten Gelder dürfte wohl ebenfalls vorzeitig erschlafft sein.

Die Beate Uhse Gruppe hat in den letzten Jahren unter zahlreichen Managementwechseln und strategischen Fehlentscheidungen gelitten. Dabei wurde auch der Trend und Ausbau des Online-Handels verschlafen und in der Folge nur zögerlich und unsystematisch betrieben. Wichtige Entwicklungen im stationären Handel wurden verpasst, die Produktpolitik war nicht strategisch, sondern zufällig und reaktiv. Am Ende verlor der Traditionskonzern hierzulande signifikant Marktanteile.

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