Wie man als Anleihe-Anleger das Währungsrisiko im Griff behält

Ben Barlow
Ben Barlow

Natürlich kann man als Anleihe-Anleger nervös werden, wenn die Europäische Zentralbank in einen Kaufrausch verfällt und weitere Milliarden in Anleihen steckt. Schlussendlich ist dies kein neues Phänomen – jedoch ist die Massivität derartiger Eingriffe beängstigend. Hier eine Anleitung, wie man die Contenance bewahrt. Von Ben Barlow.

Seit dem Jahr 2006 haben sich die Bilanzsummen vervierfacht: Die Europäische Zentralbank hat rund 1,5 Bio. EUR (=1.500 Mrd. EUR) für Anleihen ausgegeben. In ihrer Bilanz schlummern zudem Staatsanleihen im Wert von 1,2 Bio. EUR. Experten streiten noch über die Tatsache, wie diese Kaufwut ausgehen wird: Doch im Jahr 2013 konnten Anleger (und Experten) erstmals die Auswirkungen sehen, wenn nur laut darüber nachgedacht wird, weniger Geld in Bonds fließen zu lassen. Es war Ben Bernanke, der damalige Chef der US-Notenbank, der dafür sorgte, dass die Märkte als Folge davon einbrachen.

Wie sichert sich der Anleger gegen das Währungsrisiko ab?

Verlässt der Haupt-Aufkäufer also das Feld, könnte es unangenehm werden. Somit ist es keine Überraschung, dass sich immer mehr Anleger für ein Investment außerhalb der Eurozone entscheiden. Schlussendlich profitieren Investoren auch von höheren Renditen: Eine US-Staatsanleihe, die eine zehnjährige Laufzeit hat, bringt eine Rendite von rund 2,5% – eine Bundesanleihe liegt heutzutage bei rund 0,4%.

Jedoch darf ein entscheidendes Risiko nicht vernachlässigt werden: der Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar (USD). Gewinnt der Dollar, darf sich ein Anleger auf ein zusätzliches Plus freuen – verliert die amerikanische Währung, ist seine Rendite in Gefahr.

Natürlich muss sich jeder Anleger selbst die Frage beantworten, ob und wie weit er ein derartiges Risiko tragen möchte. Eine Möglichkeit es zu mindern, ist die Festschreibung des Wechselkurses für das Ende der Anlagedauer. Dabei spricht man vom sog. Währungs-Hedge.

Frankfurt Overview VI kleiner

Dunkle Wolken über Frankfurt, der inoffiziellen EU-Hauptstadt

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die jedoch alle denselben Effekt erzielen – zum bestimmten Termin gibt es einen festgelegten Wechselkurs. Bei sogenannten Forward-Geschäften verpflichten sich also die Geschäftspartner, dass sie einen bestimmten Betrag zu einem bestimmten Kurs tauschen – der Zeitpunkt wird im Vorfeld festgelegt und die Investition damit planbarer gemacht.

Fondsmanager rechnen und denken in US-Dollar
Jedoch ist die Branche nicht unkompliziert – so gibt es noch eine weitere Ebene, die am Ende eine wesentliche Rolle spielt. Nur selten dürfen Fondsmanager Anleihen aus verschiedenen Währungsräumen kaufen. Somit sind die Wechselkurs-Risiken und -Chancen ein Teil der Analyse und auch der Risikobetrachtung. So können Fondsmanager auf Währungspaare wetten, obwohl sie gar keine Anleihen erworben haben. Die Wertentwicklung ist am Ende die Basiswährung des Fonds.

Handelt es sich um den Euro, so gibt es für den deutschen Anleger kaum Fragen. Jedoch notieren viele Rentenfonds in US-Dollar. Ein solcher Fondsmanager denkt in US-Dollar, rechnet in US-Dollar und setzt auf Währungen, die die amerikanische Währung aufwerten oder sichern. Investiert ein deutscher Anleger in einen USD-denominierten Fonds, kann es am Ende zu einem unangenehmen Erwachen kommen – das Ergebnis kann nämlich derart verzerrt werden, dass aus einem vermeintlichen Gewinn ein Verlust wird. Derartige Risiken werden durch Hedged-Tranchen gemindert. Somit fließt der Anlageerfolg, der in US-Dollar errechnet wurde, dem Anleger in Euro zu – abzüglich natürlich der Handelskosten für den sog. Forward Deal und der Zinsdifferenz, mithin die Kosten dieser Versicherung.

Weitere Strategien
Natürlich gibt es auch Unterschiede in den jeweiligen Anlagephilosophien. So gibt es z.B. beim Nordea 1 Flexible Fixed Income die Barbell-Strategie. Das Team investiert einerseits in Märkte, die besonders gut laufen, wenn der Anleger auch das notwendige Risiko eingeht. So werden Papiere aus Schwellenländern gekauft; das Gegengewicht sind hochwertige Staatsanleihen, Pfandbriefe oder auch Währungen aus G-10-Ländern. Beim Fidelity Global Income wird ein ähnliches Ziel verfolgt: Am Ende sollen höhere Renditen als bei Unternehmensanleihen mit einem BBB-Rating erzielt werden – jedoch sollen auch regelmäßige Ausschüttungen an Anleger weitergeleitet werden. Eine Benchmark spielt hier keine Rolle: Manager denken in Blöcken und setzen auf hochwertige Hochzinsanleihen, investieren in Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern und setzen kleine Satelliten-Positionen.

Fazit
Es gibt zahlreiche Strategien und Möglichkeiten – am Ende muss sich der Anleger bewusst sein, dass er ein Risiko eingeht, falls er sich für internationale Fonds entscheidet. Fakt ist: Auch wenn sich ein Investor den Fängen der EZB entzieht, so muss er sich mit dem Währungsrisiko auseinandersetzen und im Vorfeld darauf achten, dass diverse Vorkehrungen getroffen werden, damit das Risiko gemindert wird.