reconcept: „Wachstum der reconcept-Gruppe konsequent vorantreiben“

Das EE-Geschäft boomt ganz offenbar: Die Hamburger reconcept hat gerade ihren Green Bond III leicht aufgestockt, derweil parallel die Emission des Solar Bond Deutschland III läuft – BondGuide im Gespräch mit Geschäftsführer Karsten Reetz.

>> aus BondGuide 25/2024 vom Freitag, 13. Dezember <<

BondGuide: Herr Reetz, da wir nun wahrlich nicht zum ersten Mal miteinander sprechen, können wir ja direkt auf den Punkt kommen: Der neu an den Start gegangene reconcept Solar Bond Deutschland III unterscheidet sich von seinen Vorgängern oder ist eine Fortsetzung des Bewährten?
Reetz: Sowohl als auch: Auf den ersten Blick erkenntlich ist natürlich der neue Zinssatz von 6,5% p.a. Während unsere ersten Solar Bonds zum Aufbau unserer Solarpark-Pipeline dienten, finanziert unser neuer Solar Bond vor allem bereits gestartete Projektentwicklungen, die wir zeitnah zur Baureife bringen wollen. Der Kapitalbedarf für den Solarausbau in Deutschland wächst und wächst. Das gilt auch für reconcept, was sich vor allem in unserer stark gewachsenen Projekt-Pipeline widerspiegelt. So ist es uns seit dem Solar Bond Deutschland II in den vergangenen rund 18 Monaten gelungen, unsere Pipeline von 36 PV-Freiflächenprojekten mit einer geplanten Leistung von 824 Megawatt-Peak auf rund 80 PV-Freiflächenprojekte mit rund 1.600 Megawatt-Peak deutlich auszubauen. Die weitere Projektentwicklung dieser PV-Freiflächenanlagen mit und ohne Speicherlösungen ist auch einer der Hauptgründe für den neuen Solar Bond – zusätzlich zum Erwerb von Projektrechten an PV-Freiflächenanlagen.

„Der Kapitalbedarf für den Solarausbau in Deutschland wächst und wächst.“

BondGuide: Wie gut ist Deutschland beim Solarausbau inzwischen unterwegs, gern auch verglichen zu Wind?
Reetz: Der Genehmigungsprozess für Windprojekte hat sich entgegen den Ankündigungen der Bundesregierung nicht beschleunigt – man liegt deshalb in der Projektentwicklung in Summe weiterhin bei rund sieben Jahren. Im Solarbereich geht es auch nicht wirklich zügiger als früher. Mit zweieinhalb bis dreieinhalb Jahren Entwicklungszeit für Freiflächenanlagen liegt man aber auf jeden Fall bei weniger als der Hälfte im Vergleich zu Wind. Das ist auch einer der Gründe, warum wir uns hierzulande vorrangig auf den Solarbereich konzentrieren. Die deutlich kürzere Kapitalbindung bedeutet, dass wir während der Anleihelaufzeit rechnerisch mehrere Projekte nacheinander finanzieren und entwickeln können.

BondGuide: Wenn man Solarprojektentwicklungen von drei auf zwei Jahre beschleunigen könnte – ich glaube sogar, da lag man schon einmal früher –, wäre das eine Verbesserung um ein Drittel. Wie schwierig kann das sein?
Reetz: Selbstverständlich würden wir beschleunigte Solarprojektentwicklungen von ca. zwei Jahren bis zur Baureife sehr begrüßen. Wie Sie ja sagen: Das wäre ein Drittel schneller und unter dem Strich wohl ein Drittel mehr Solarausbau. Die zuständigen Ämter und Gemeinden benötigen für den lokalen Ausbau jedoch eine Entscheidung von höherer Ebene. Und die wiederum von der Ebene über ihr. Kommt die Entscheidung nicht oder dauert es dort so lange wie bisher, dann beschleunigt sich auch nichts. Die Räder greifen nicht zu 100% ineinander, wie sie eigentlich könnten. Es ist das bürokratische Prozedere, das einen schnelleren Ausbau bei Solar, aber besonders bei Wind immer wieder ausbremst.

„Die Räder der zuständigen Ämter greifen nicht zu 100% ineinander, wie sie eigentlich könnten.“

BondGuide: Die Voraussetzungen innerhalb Europas für Solarkraft sollen nach diversen Gesprächen, die ich hatte, in Deutschland am besten sein. Stimmt das auch aus Ihrer Sicht?
Reetz: Ja, da stimme ich zu. Deutschland hat aus Investorensicht am Energiemarkt unverändert gute Rahmenbedingungen: Wir leben in einer stabilen rechtssicheren Demokratie und von der aktuellen Konjunkturschwäche ist der Sektor Erneuerbare Energien nicht wirklich betroffen. Wir sprechen vor allem über einen Markt, der noch nicht gesättigt ist. Völlig richtig also, dass Deutschland für Projektentwickler Erneuerbarer Energien nicht nur von uns als derzeit überaus attraktiv eingeschätzt wird.

BondGuide: Nun haben wir aber gerade ein hausinternes Regierungschaos: Aus der deutschen Ampel-Koalition wurde eine Fußgänger-Ampel. Was erwarten Sie denn mit Blick auf 2025 und damit die nächste Legislaturperiode – von wem auch immer.
Reetz: Vorsichtshalber erwarten wir grundsätzlich nichts… Eine Veränderung ist auch nicht wirklich zu erkennen, egal in welcher Konstellation dann Anfang 2025. Am Ausbau der Erneuerbaren wird von keiner Partei, die später in einer Koalition landen wird, irgendwie gerüttelt werden können. Vielleicht schafft eine künftige deutsche Regierung ja die ausgelobte Beschleunigung der erwähnten Genehmigungsverfahren.

BondGuide: Die SPD könnte sich so weit herunterwirtschaften – worin sie sehr gut ist –, dass bei der Bundestagswahl nicht etwa eine avisierte ‚Große Koalition‘ die einzige zweckbare Alternative ist, sondern Schwarz-Grün, wie in Baden-Württemberg. Wären CDU-Grüne auf Bundesebene eine Variante, mit der Sie sich anfreunden könnten?
Reetz: Schwarz-Grün auf Bundesebene ist vorstellbar. Aber viel wichtiger als die potenziellen Koalitionsoptionen sind die dringend erforderlichen Verbesserungen der Rahmenbedingungen, die wie erwähnt eine unverändert hohe bürokratische Hürde darstellen und somit den Ausbau der Erneuerbaren spürbar ausbremsen. Sie werden maßgeblich darüber entscheiden, ob die ambitionierten Klimaziele erreicht werden können oder nicht.

reconcept mit dem Solar Bond Deutschland Teil 3

BondGuide: Der Bereich Erneuerbarer boomt doch. Wie kommt es, dass einige Unternehmen dennoch in Schieflage geraten können? – ohne Namen zu nennen.
Reetz: Wir haben ja darüber gesprochen, wie lange Projektentwicklungen dauern: rund drei Jahre bei Solar und rund sieben Jahre bei Wind. Als Projektentwickler muss man diese Zeit mit ihrem Vorfinanzierungsbedarf, in dem das Kapital gebunden bleibt, auch durchhalten können. Dabei kommt es sicherlich auch auf den geeigneten Finanzierungsmix an. Hier konnten wir in den vergangenen Jahren mit den börsennotierten grünen Anleihen einen wertvollen Baustein hinzugewinnen.

BondGuide: Mit den diversen Anleihen der reconcept steigt aber auch die Zinslast mehr und mehr: Inzwischen müssten wir Richtung 100 Mio. EUR an ausstehenden Anleihen stehen. Wo ist denn irgendwo das Limit der Tragfähigkeit?
Reetz: Natürlich kann das Anleihevolumen nicht unlimitiert steigen. Derzeit liegen wir ohne den Solar Bond Deutschland III, aber inklusive des nahezu vollplatzierten Green Bonds III, bei insgesamt rund 87 Mio. EUR ausstehendem Anleihevolumen. Im Herbst nächsten Jahres steht die Rückzahlung der Anleihe 2020/25, unseres reconcept Green Bonds I an, so dass mit Blick darauf die Balance gewahrt bleibt.

„Wir bleiben bewusst bei den maßgeschneiderten, bedarfsgerechten Anleihevolumen, u.a. fokussiert auf Solarenergie in Deutschland, Wind oder unsere Green Assets.“

BondGuide: Kommt früher oder später auch einmal das eigentlich gewohnte Umtauschangebot älterer Anleihen in neue?
Reetz: Ein solches Umtauschangebot haben wir bereits erfolgreich durchgeführt: vom Green Bond I in den jüngsten, den Green Bond III. Die Umtauschquote lag bei sehr starken 42%, was wir als klaren Vertrauensbeweis für unsere Strategie und unser Unternehmen sowie als Bestätigung für die Attraktivität des Green Bond III sehen. Die hohe Investorennachfrage hat uns vor kurzem veranlasst, die Erhöhung des Emissionsvolumens von bis zu 20 Mio. auf bis zu 22,5 Mio. EUR zu beschließen.

BondGuide: Möchten Sie weiterhin im Bereich kleiner Stückelung von 10 bis 20 Mio. EUR bleiben oder käme auch mal eine Anleihe über 50 Mio. EUR in Frage?
Reetz: Nein, im Moment nicht. Wir bleiben bewusst bei den maßgeschneiderten, bedarfsgerechten Anleihevolumen, u.a. fokussiert auf Solarenergie in Deutschland, Wind oder unsere Green Assets. Die Anleihen müssen weiterhin zu unserem Finanzierungsmix und Fälligkeitenprofil passen – das hat höchste Priorität.

BondGuide: Welche Nomenklatur wäre dann eigentlich als nächstes dran nach dem SBD III, Green Energy Asset Bond II oder welcher…?
Reetz: Wir konzentrieren uns aktuell voll auf unsere Neuemissionen. Beim reconcept Solar Bond Deutschland III geht es wie erwähnt ausschließlich um Solarenergie in Deutschland, da wir hier vor allem die Realisierung unserer stark ausgebauten Photovoltaik-Projektpipeline finanzieren wollen. Der reconcept Green Bond III dient hingegen auch internationalen Aktivitäten u.a. in Finnland und Nordamerika. Unsere Nomenklatur grenzt die Vorhaben so scharf wie möglich ab, damit jede Investorin und jeder Investor weiß, wofür die jeweiligen Erlöse konkret bestimmt sind.

Karsten Reetz, reconcept

Karsten Reetz, reconcept

BondGuide: Zugang zum Kapitalmarkt bleibt also ein Plus?
Reetz: Ja, zu 100 %. Unsere Green Bonds sind ein wichtiger Baustein, um die mehrjährigen Projektentwicklungsphasen zu finanzieren und diesen wichtigen und wertvollen Zugang zum Kapitalmarkt wollen wir auch langfristig nutzen, um das Wachstum der reconcept-Gruppe konsequent voranzutreiben. Unseren Anlegern erweisen wir uns dabei als zuverlässiger Emittent, der nicht nur seine Zahlungsverpflichtungen pünktlich und vollumfänglich erfüllt, sondern auch aktiv kommuniziert.

BondGuide: Herr Reetz, einmal mehr vielen Dank für das interessante Update zur jüngsten Anleiheplatzierung!

Interview: Falko Bozicevic

——————————-

Die neueste BondGuide-Jahresausgabe (Okt 2024) ist erschienen: das Special „Finanzierung im Mittelstand 2024“. Daneben können auch alle weiteren Nachschlagewerke wie Green & Sustainable Finance 2024 (Apr 2024) oder Digitalisierung, Krypto, künstliche Intelligenz 2023 weiterhin als kostenlose e-Magazine bequem heruntergeladen, gespeichert, durchgeblättert oder weitergeleitet werden.

! NEU ! Die neue Jahresausgabe Biotechnologie 2024 (26. Jahrgang!) ist erschienen (Sep. 2024): Die Ausgabe kann wie gewohnt kostenlos als e-Magazin oder pdf heruntergeladen werden.

Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf twitter@bondguide !