Panik ist der eigentliche Feind

Virus und Corona

Durch COVID-19 entsteht weltweit ein beispielloser wirtschaftlicher Schaden. Es gibt menschliche Tragödien, und es entstehen enorme Kosten. Von William J. Adams und Erik Weisman*

Aber so schlimm dies auch sein mag: Jede Krise bringt auch Chancen hervor. Um sie zu nutzen, werden Investoren Geduld aufbringen und langfristig denken müssen.

Zurzeit steht nur eines fest: Durch COVID-19 wird die Wirtschaft so stark einbrechen, wie es noch niemand von uns erlebt hat. Fast auf der ganzen Welt herrscht Stillstand. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind Welthandel und Beschäftigung nicht mehr auf derartige Weise zum Erliegen gekommen. Die „Humankosten“ sind gewaltig – zum einen, weil Menschen erkranken oder sogar sterben, zum anderen, weil viele Familien ihre Existenzgrundlage zu verlieren drohen. Möglicherweise fehlt ihnen bald das Nötigste zum Leben.

Erst ganz allmählich begreifen wir das Ausmaß der Folgen, die das Virus für die Weltwirtschaft und für unser Leben im 21. Jahrhundert haben wird. Die globale Vernetzung, die die letzten Jahrzehnte geprägt hat und sich an der Gründung von Unternehmen wie Uber und Airbnb sowie an Just-in-time-Produktion festmachen lässt, wird sich zweifellos ein Stück zurückbilden – man wird soziale Distanz wahren, um einen Begriff zu nutzen, der zum Motto der Krise geworden ist.

Dennoch sollten wir nicht vergessen, dass unsere Welt schon viele Krisen gemeistert hat: Weltkriege, flächendeckende Hungersnöte und tödliche Viren. Die Menschheit ist aus diesen turbulenten Zeiten zwar nicht ohne Verluste, aber oft gestärkt hervorgegangen. Deshalb sollten wir nicht zulassen, dass Panik unsere Finanzwelt bestimmt, sondern uns ganz objektiv nach den nächsten Schritten fragen.

Zerstörte Wirtschaft und Arbeitslosigkeit

Der wirtschaftliche Stillstand führt zu einer Massenarbeitslosigkeit. In den USA zeigt sich das am explosionsartigen Anstieg der Anträge auf Arbeitslosengeld in nur wenigen Tagen. Einige Staaten wie Ohio, Connecticut und Nevada berichten, dass zehn bis 15 Mal so viele Anträge gestellt werden wie üblich. 100.000 Menschen, die auf dem Las Vegas Strip arbeiten, sind zurzeit ohne Beschäftigung.

Alle Hotels, Restaurants und Casinos sind geschlossen. Stellen in den Bereichen Lebensmittelzubereitung und Service machen fast 10% der Beschäftigung in den USA aus. Die Arbeitskräfte in der Automobil- und Luftfahrtindustrie, die von der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) vertreten werden, sind ähnlich beschäftigungslos.

Der mehr als zehnjährige Aufschwung nach der internationalen Finanzkrise war den hohen und stabilen Konsumausgaben zu verdanken. Jetzt ist diese wichtige Säule der Wirtschaft eingestürzt – so schnell und so heftig wie noch nie zuvor. Der Dienstleistungssektor, der 50% der US-Wirtschaft ausmacht, ist stark geschwächt. Darunter leiden Zahnärzte, Optiker, Kellner und Inhaber kleiner Unternehmen gleichermaßen. Die Regierung versucht zwar, die Einbrüche der Haushaltseinkommen und des Konsums auszugleichen, aber keine Staatshilfe kann mehr tun, als diese abzufedern.

Wesentlich ist, dass der fast vollständige wirtschaftliche Stillstand der hoch verschuldeten US-Wirtschaft einen Knüppel zwischen die Beine geworfen hat. Die derzeitigen Schulden sind andere als in der internationalen Finanzkrise. Während in den schwierigen Jahren 2008 und 2009 vor allem die Finanzunternehmen hoch verschuldet waren, sind es diesmal insbesondere die anderen Unternehmen. Im Vergleich zur Finanzkrise haben die Banken jetzt eine bessere Kapitalausstattung und sind liquider.

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