Heute Morgen war es soweit: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik fiel die Rendite für 10-jährige Bunds unter die Marke von 0%. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass der deutsche Staat nunmehr Geld verdient, wenn er Schulden macht. Bundesanleihen stehen seit Tagen wieder vermehrt auf den Kurszetteln der Marktteilnehmer; gelten sie doch gerade in nervösen Börsenzeiten als sicherer Hafen. Bei deutschen Staatspapieren mit kürzeren Laufzeiten liegt bereits seit Längerem ein negatives Renditeniveau vor. Neben Japan und der Schweiz ist Deutschland damit eine weitere Industrienation, dessen zehnjährige Staatsanleihen unter 0% rentieren. Heute außerdem im Fokus der Marktakteure: die beginnende Tagung des FOMC der US-Notenbank Fed sowie Daten zur Industrieproduktion aus dem Euroraum und US-Einzelhandelsumsätze.
Ausgewählte Daten des Tages
Zeit Land Indikator Periode Schätzung Letzter
11:00 EC Industrieproduktion (M/M / J/J, in %) Apr. 0,8 / 1,4 -0,8 / 0,2
14:30 US Einzelhandelsumsätze (M/M, in %) Mai 0,3 1,3
14:30 US Einzelhandelsumsätze ex Autos (M/M, in %) Mai 0,4 0,8
14:30 US Importpreisindex (M/M / J/J, in %) Mai 0,7 / -5,9 0,3 / -5,7
16:00 US Lagerbestände (M/M, in %) Apr. 0,2 0,4
SP 6/12 M Schätze
MB 3/6 M Schätze
BE 3/12 M Schätze
FI 2026 Bonds
US Beginn der FOMC-Tagung
EC EZB-Redner: Mersch
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research
Themen des Tages
• Tagung des FOMC beginnt
• Griechischer Notenbankchef macht sich für weitere Schuldenerleichterungen stark
• UK-Referendum: Umfragen sehen Befürworter des Ausstiegs vorn, Buchmacher hinten
Marktkommentar
Obwohl sich die Investoren gestern erneut von riskanteren Assetklassen trennten, konnten die 10-jährigen Bundesanleihen die Null-Prozentmarke noch nicht erreichen. Gegen Handelsschluss gab es sogar ein paar Gewinnmitnahmen, so dass der Bund Future mit leichten Kursverlusten aus dem Handel ging.
Es dürfte aber nicht lange auf sich warten lassen, bis es den nächsten Angriff auf die Null gibt. Die Vorgaben aus Asien sprechen dafür, dass es bereits heute soweit sein kann. Allerdings werden sich die Marktteilnehmer zugleich in Zurückhaltung üben und auf das Ergebnis der Tagung des FOMC warten, die heute Nachmittag beginnt.
Von besonderem Interesse dürften auch die neuen Projektionen sein, die die US-Notenbank morgen für Wachstum, Arbeitslosigkeit und Preisentwicklung veröffentlichen wird, und natürlich der aktualisierte „dot plot“.
Bis es soweit ist, kann man durchaus einmal auf die Konjunkturdaten schauen: Aus dem Euroraum werden die Daten zur Industrieproduktion für den April veröffentlicht. Die Industrie dürfte gar nicht schlecht in das zweite Quartal gestartet sein.
Am Nachmittag werden die US-Einzelhandelsumsätze im Fokus stehen. Obwohl die Arbeitsmarktsituation in den USA bekanntlich ausgezeichnet ist (trotz des Mais), dürften sich die US-Konsumenten eher in Zurückhaltung üben. Eine Wiederholung des Vormonats ist nicht zu erwarten.
In Europa bleibt das Referendum in UK im Fokus. Während die Umfragen inzwischen überwiegend melden, dass die Befürworter des Austritts einen kleinen Vorsprung auf die Gegner haben, gibt es aus den Wettbüros weiterhin die gegenteilige Meldung. Es dürfte also bis zum Abstimmungstag spannend bleiben, wer letztlich die Nase vorn haben wird.
Immerhin melden sich immer mehr britische Politiker zu Wort, die sich gegen einen Ausstieg stark machen. Ob das jedoch die Bevölkerung erreicht, wird man erst am Abend des 23. Juni sehen.
Man sollte im Rahmen der Brexit-Debatte nicht aus den Augen verlieren, dass am 26. Juni der erneute Urnengang in Spanien ansteht. Bislang gibt es laut Umfragen wieder keine klaren Mehrheiten nach der Wahl.
Andere Impulse sind kaum zu erkennen. Der griechische Notenbankchef hat weitere Schuldenerleichterungen für Griechenland und eine Absenkung der Ziele für den Primärüberschuss von 3,5% auf 2% pro Jahr verlangt. Dass darüber jedoch bald Verhandlungen aufgenommen werden, ist in Anbetracht der in 2017 in Frankreich und Deutschland anstehenden Wahlen sehr unwahrscheinlich.
Immerhin kann das Land damit rechnen, dass spätestens Anfang nächster Woche die nächste Tranche aus dem Stützungspaket in Griechenland ankommt.
Der Bund Future dürfte mit den Vorgaben aus Asien gut behauptet in den Tag starten. Die Null für 10-jährige Bundesanleihen bleibt fest im Blick. Im Tagesverlauf sollte er sich zwischen 164,30 und 165,75 bewegen. Die Geldmarktpapiere aus verschiedenen Euroländern sowie die 2026er Anleihe aus Finnland werden sich problemlos platzieren lassen. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries sollte zwischen 1,57 und 1,74% schwanken.
Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben