Zu viele Köche beschwören den Brei

Zweckoptimismus in Brüssel und Athen kennzeichnet die Gespräche um das dritte Hilfsprogramm für Griechenland – bis zum 20. August muss man schließlich die Verhandlungen in trockenen Tüchern haben. Kann das funktionieren?

Denn just dann wird wieder eine Rückzahlung an die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken in Höhe von 3,2 Mrd. € fällig. Immerhin sind die Auflagen für Hellas schon zu Verhandlungsbeginn aufgrund des Athener Vorschlags vom 10. Juli genauer umrissen als je zuvor: So hat Athen bereits zugesagt, das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre anzuheben, den Vorruhestand unattraktiv(er) zu machen und Selbstständige stärker zur Kasse zu bitten. Hinzu kommen Senkungen von Berufsstandards, was zu einer größeren Liberalisierung führen dürfte.

Die nächste Brückenfinanzierung
All diese Maßnahmen, die noch näher zu regeln sind, sollen dann in ein „Memorandum of Understanding“ gepackt werden, das die „Quadriga“ (EU-Kommission, EZB, Internationaler Währungsfonds und Europäischer Stabilitätsmechanismus ESM) zusammen mit Vertretern Griechenlands beschließt. Aber auch wenn hierbei eine Einigung rechtzeitig gelingen sollte, wird zum 20. August wieder eine Brückenfinanzierung notwendig sein. Denn die Verabschiedung des dritten Hilfspakets durch diverse Parlamente wird nicht rechtzeitig erfolgen können. In diesem Zusammenhang hoffen wir, dass der Song der DDR-Rockband Karat nicht Realität werden wird!

Zu viele Köcher beschwören den Brei
Ein Land in solchen Fällen auch aus der Währungsunion ausschließen zu können, dafür plädieren die „Fünf Wirtschaftsweisen“ und fordern eine Insolvenzordnung für Eurostaaten, um private Gläubiger stärker in die Pflicht zu nehmen. Einen europäischen Finanzminister oder gar eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung der Euro-Länder, wie sie das ZEW fordert, lehnen die „Weisen“ allerdings strikt ab. Doch unter Fachleuten herrscht keineswegs einhellige Meinung und es treffen sehr unterschiedliche Sichtweisen aufeinander. So warf der DIW-Präsident Marcel Fratzscher dem „Sachverständigenrat“ eine Kehrtwende vor und bezeichnete den Vorschlag eines Euro-Austritts als „höchst gefährlich“. Aber die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Einen Austritt aus der Währungsunion dürfe man hingegen nicht tabuisieren, sagte Lars Feld, einer der Sachverständigen. Denn die Europartner wären somit erpressbar und nicht mehr frei handlungsfähig.


Last Minute Funding bei Corporate Bonds
So kurz vor den lang ersehnten Sommerferien wagte sich der ein oder andere Finanzchef noch zur Refinanzierung an den Kapitalmarkt. Anders als bei den  teilweise günstigen Last Minute Angeboten der Reiseveranstalter ist diese Aktivität nicht der Urlaubsplanung, sondern der Sicherung der aktuellen Finanzierungskonditionen geschuldet.

So folgte der niederländische Metall- und Bergbaukonzern Urenco Finance NV diesem Trend und begab eine 7-jährige Anleihe (A1Z4XT) im Volumen von 500 Mio. € mit Laufzeit bis zum 05.08.2022. Der Emittent zahlt dabei einen jährlichen Zins in Höhe von 2,25%. Der Bond wurde mit einem Emissionsspread von +168 bps über Mid Swap gepreist. Folglich betrug der Ausgabepreis 99,40%.

Ebenso aktiv, mit einem Doppelpack an neuen Anleihen, wurde die in der Verpackungsindustrie tätige französische Horizon Holding. Das Unternehmen refinanzierte 300 Mio. € mittels einer 7-jährigen Anleihe (A1Z4UD) mit einer Laufzeit bis zum 01.08.2022. Allerdings hat sich der Emittent drei Sonderkündigungsrechte festschreiben lassen (2018 mit 102,563%, 2019 mit 101,281% und schließlich nochmal 2020 zu pari). Der Kupon beträgt 5,125% und bleibt während der Laufzeit unverändert. Die Anleihe wurde bei 100% und somit bei +482 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe gepreist. Der zweite Teil der Dualtranche wurde als 225 Mio. € schwere 8-jährige Anleihe (A1Z4UB) ausgegeben. Deren Zinssatz ist über die Laufzeit konstant und beträgt 7,25% jährlich. Die Anleihe wurde mit +681 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe gepreist, was einem Emissionspreis von 100% entsprach.

Die Emittenten haben bei allen genannten Anleihen eine Mindeststückelung von 100.000 € gewählt und somit dürften die Anleihen eher für institutionelle Anleger interessant sein.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Relevante Informationen und Kurse rund um das Thema Anleihen finden Sie auf Baader Bondboard.