Zinserhöhungen in Schwellenländern sorgen nur für kurzes Strohfeuer

Es ist wieder Grippe-Zeit und die Schwellenländer hat es stark erwischt. Dennoch bergen solche Marktturbulenzen auch Chancen für Anleger und somit waren in diesen Tagen viele Währungsanleihen im Fokus der Anleger.

So erreichte der Euro gegenüber dem südafrikanischen Rand und der türkischen Lira neue Allzeithochs. Diese wurden bei 15,4970 ZAR bzw. 3,2723 TRY markiert. Um Anlagen in der türkischen Landeswährung für Investoren interessanter zu machen, beschloss die türkische Notenbank CBRT am Dienstag dieser Woche kurzerhand mehr als eine Verdoppelung des Leitzinses von bisher 4,5 auf 10%.

Dies wirkte wie Antibiotika gegen die Grippe der türkischen Lira und so fiel der Euro zum ersten Mal in diesem Jahr unter die Marke von 3,0 TRY. Auch der südafrikanische Rand konnte kurzfristig wieder etwas durchatmen, da auch andere Schwellenländer ihre Leitzinsen erhöht hatten. Allerdings im Vergleich zur Türkei in homöopathischen Dosen. In Südafrika wurde der Leitzins um 0,5 auf 5,5% und in Indien um 0,25 auf 8% angehoben. Doch bereits im gestrigen Tagesverlauf verpuffte die Wirkung wieder wie ein Placebo. Denn viele Investoren machten kurzfristig Kasse und andere sahen die Kursanstiege bei Währung und Anleihen als zweite Chance für den Ausstieg.

Auch Russland konnte sich der wieder aufflammenden Währungskrise in den Schwellenländern nicht entziehen. Der russische Rubel fiel gestern auf ein Rekordtief. Für einen Euro gab es in der Spitze 48,2140 Rubel. In der Folge wurden Rubel-Anleihen, wie z.B. eine Anleihe der Russischen Föderation mit Endfälligkeit im Februar 2027 (A1G10S), trotz einer Rendite von über 8,4% abgestoßen.

Es war zu befürchten, dass mit einer Änderung in der amerikanischen Geldpolitik die Schwellenländer vor Probleme gestellt werden würden. Hatten die Schwellenländer vor Jahren mit extremen Mittelzuflüssen zu kämpfen, die einerseits zwar Wohlstand in die Länder brachten, aber auch die Exportwirtschaft schädigten, so sehen die Investoren nun kein lohnendes Betätigungsfeld mehr. Dies führte zu unkontrollierten Mittelabflüssen und zerstört binnen Kürze das bisher Erwirtschaftete. Der Begriff der Heuschrecken lässt grüßen!

Dennoch bergen solche Marktturbulenzen auch Chancen für Anleger und somit waren in diesen Tagen viele Währungsanleihen im Fokus der Anleger.

Gefragt war nach unserer Beobachtung in dieser Woche u.a. eine auf TRY lautende Anleihe der KfW (A1RE81), die bis Januar 2017 läuft und mit ca. 10,1% rentiert. Ebenso rege gehandelt wurde eine Medium Term Note der Rentenbank (A1MAQP) mit Laufzeit April 2017 und einer Rendite von fast 10,5% sowie ein Bond der Europäischen Investitionsbank (EIB)  mit Fälligkeit Juli 2019 und einer Rendite von ca. 9,9% (A1HTLK). Aber auch eine Doppelwährungsanleihe wie die BRL/US-Dollar-Anleihe (A0GX8S) Brasiliens mit Laufzeit bis Januar 2022 und einer Rendite von 10,3% oder auch eine auf südafrikanische Rand lautende Medium Term Note der EIB (A1GNTF), die im März 2021 fällig wird und mit rund 8,2% rentiert, wurden häufig angefragt.

Corporate Bonds: wenig los am Primärmarkt
Der Primärmarkt dümpelte in dieser Woche in Erwartung der Fed-Sitzung so vor sich hin. Am Dienstag emittierte Fresenius eine 10-jährige Anleihe (A1ZC60) mit Fälligkeit Februar 2024 und einem Volumen von 300 Mio. EUR. Der Kupon für diesen Bond wurde bei 4% festgeschrieben. Gepreist wurde die Anleihe bei 201 bp über Mid-Swap, was einem Emissionspreis von 100% entsprach.

Trotz der Marktunsicherheit entschloss sich der französische Telekommunikationsanbieter Orange am Mittwoch zwei Perpetual-Anleihen an den Markt zu bringen. Beide Tranchen haben jeweils ein Volumen von je 1 Mrd.EUR und sind mit Kündigungsrechten in 6 bzw. 10 Jahren ausgestattet. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die eine Anleihe (perpetual call zum 07.02.2020) mit einem Kupon von 4,25% und die andere Anleihe (perpetual call zum 07.02.2024) mit einem Kupon von 5,25% ausgestattet.

Klaus Stopp,
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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