Die Emissionstätigkeit 2015 läuft an: NZWL startet am Montag mit ihrer Zeichnungsfrist – die voraussichtlich nicht lange dauern dürfte. Derweil hat Finanzdienstleister Ferratum ein erfolgreiches Börsendebüt hingelegt – nunmehr mit Aktien.
Die Finnen platzierten über 100 Mio. EUR. Ende 2013 hatte der Spezialist für Mikrokredite eine „Mittelstandsanleihe“ über 25 Mio. EUR in den Entry Standard emittiert und damit seine Kapitalmarktfähigkeit sowohl unter Beweis gestellt als auch geübt. Fünf Quartale später nun die Aktienemission. Prima soweit. Lassen wir beiseite, dass Ferratum nicht unbedingt die Kriterien des „deutschen Mittelstands“ erfüllt.
Bastei Lübbe hatte auch zunächst mit einer Anleihe den Kapitalmarkt studiert, für gut befunden (und umgekehrt) und schließlich Aktien emittiert. Eigentlich war das eine intrinsische Grundidee – damals, als man Mittelstandsanleihen erfand und geschäftsfähig machte. Nun, man wird von der Realität häufig überholt. Oder überrollt? Als kapitalmarktfähig hat sich bislang nur ein Teil der rund 150 Emissionen der letzten etwas über vier Jahre herauskristallisiert. Die überwiegende Mehrheit knabbert noch dran – mit ungewissem, gleichwohl ergebnisoffenem Ausgang –, und zahlreiche Emittenten erwiesen sich schlichtweg als unfähig: kapitalmarktunfähig. Die augenfälligsten Symptome sind Kündigen der Dienstleisterverträge nach der Emission, Austausch oder eben Kündigung der Kommunikationsagentur, Vogel-Strauß-Syndrom und/oder frei nach amerikanischer Akronymvorliebe „Interviews unter Einfluss“ (I.U.I.). Den Vorstandsindikator (schwache Ausprägung) bzw. CFO-/Finanzvorstands-Indikator (starke Ausprägung) kennen Sie als regelmäßiger Bond-Guide-Leser natürlich.
Erfreulich jedenfalls, dass der Markt trotz aller Bodenwellen lebt. Dem Beispiel von Ferratum dürfen andere gern folgen. Auch Wiederholungsemittent NZWL gilt schon jetzt als Erfolg – aber: Wachstumsfinanzierung, ist das nicht eigentlich ein Eigenkapitalthema? Abzüge in der B-Note für dieses Zahnrad im Wolfspelz.
Ihr
Falko Bozicevic
