Max Müller, CEO Alno AG: „Wir kommen langsamer voran als gedacht“

*Max Müller, CEO Alno AG

Im Interview spricht der Vorstandschef des Küchenherstellers Alno über den jüngsten Zukauf, den Problemmarkt Deutschland und die internationale Expansion des Konzerns.

BondGuide: Herr Müller, Alno stand im Jahr 2012 kurz vor der Insolvenz. Was war passiert?
Max Müller: In der Vergangenheit war das Unternehmen nicht zur Ruhe gekommen. Permanente Strategie- und Vorstandswechsel haben dafür gesorgt, dass die Alno fast in den Abgrund getrieben wurde.

BondGuide: Wie gelang der Weg aus der Krise?
Max Müller: In erster Linie durch viel Einsatz und Leidenschaft aller Beteiligten. Vor allem die Mitarbeiter mussten dabei viele Opfer bringen. Am Ende ist es uns gelungen, die Banken, unsere Gläubiger und unsere Aktionäre von unserem Finanzierungskonzept inklusive Kapitalherabsetzung, Kapitalerhöhung und Begebung einer Mittelstandsanleihe zu überzeugen. Damit haben wir die Alno gerettet.

BondGuide: Ist die Restrukturierung mittlerweile abgeschlossen?
Max Müller: Noch nicht ganz. Wir kommen langsamer voran als gedacht. Was über viele Jahre hinweg versäumt und falsch gemacht wurde, kann eben nicht in ein bis zwei Jahren wieder gerichtet werden. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.

BondGuide: Auch im Jahr 2013 rutschte Ihr Unternehmen tiefer in die roten Zahlen. Unterm Strich steht ein Verlust von 10,7 Mio. EUR. Was waren die Gründe?
Max Müller: Da gäbe es viele zu nennen. Am Ende ringen wir mit einem hart umkämpften, aber eher schwachen Heimatmarkt. Im Ausland müssen wir an vielen Stellen erst Aufbauarbeit leisten. Und unsere nicht optimal ausgelasteten Werke belasten ebenfalls die Kostenseite. Daran müssen wir jetzt intensiv arbeiten.

BondGuide: Dennoch kauften Sie zuletzt wieder zu: Die Schweizer AFG Küchen AG gehört seit Anfang des Jahres zum Unternehmen. Kam der Deal nicht etwas früh?
Max Müller: Nein, er kommt genau richtig. Denn jetzt müssen wir stärker und schneller wachsen als in den Jahren zuvor. Mit AFP Küchen haben wir den richtigen Hebel dafür gefunden.

BondGuide: Was erwarten Sie sich durch die Transaktion?
Max Müller: Jede Menge positiver Effekte. Wir sind jetzt Marktführer in der Schweiz, einem Hochpreismarkt. Wir erhöhen damit deutlich den Auslandsanteil am Umsatz und verbessern unsere Kostenstruktur. Dank AFP ist unser Eigenkapital zum ersten Mal seit acht Jahren wieder positiv. Und mit den Stahlküchen haben wir weltweit ein absolutes Alleinstellungsmerkmal.

BondGuide: Sind weitere Zukäufe geplant?
Max Müller: Wir haben im vergangenen Jahr gesagt, dass wir organisch und anorganisch wachsen wollen und müssen, um Alno langfristig wieder in die Erfolgsspur zu führen. An dieser Strategie hat sich nichts geändert.

BondGuide: Vor allem über eine Pflichtwandelschuldverschreibung soll die Transaktion finanziert werden. Ganz günstig ist diese allerdings nicht. Der Coupon liegt bei acht Prozent. Gab es keine günstigere Möglichkeit?
Max Müller: Für uns ist das eine sehr gute Variante der Finanzierung. Denn wenn bestimmte Kriterien erreicht werden und die Zeichner wandeln müssen, verbessern wir damit unsere Eigenkapitalstruktur. Das Risiko ist für uns überschaubar.

BondGuide: Der Verschuldungsgrad ist immer noch sehr hoch.
Max Müller: 
Im vergangenen Jahr haben wir mehrere Finanzierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Struktur zu verbessern. Darunter die Mittelstandsanleihe im April 2013, die wir erfolgreich platzieren konnten. Die bisher noch nicht umgesetzten Bankenfinanzierungen stehen vor dem Abschluss.

BondGuide: Für 2014 erwarten Sie einen Umsatz zwischen 580 und 600 Mio. EUR. 2013 waren es noch 395 Mio. EUR. Ist das nicht etwas zu hoch gegriffen?
Max Müller: Nein. Schauen sie, die AFP-Küchen haben 2013 alleine einen Umsatz von etwa 140 Mio. Euro erzielt, wir knapp 400 Mio. Wenn Sie das zusammenzählen, dann ist die prognostizierte Umsatzsteigerung schon gar nicht mehr so hoch.

BondGuide: Der Küchenmarkt ist hart umkämpft – vor allem in Deutschland. Welche Strategie fahren Sie in der Zukunft?
Max Müller: Deutschland ist und bleibt unser wichtigster Markt. Hier haben wir bis 2012 klar Kunden und Vertrauen aufgrund der unsicheren Lage der Alno verloren. Dazu kam eine außerordentliche Preiserhöhung. Auch wenn sich die Stimmung wieder etwas zu unseren Gunsten gedreht hat, haben wir hier sicher noch Nachholbedarf. Im Ausland stehen die Zeichen klar auf Wachstum und Expansion. Dafür haben wir die Weichen gestellt.

BondGuide: Der Anteil des Auslandsumsatzes soll von derzeit 29% auf 40% klettern. Wie wollen Sie die Expansion finanzieren?
Max Müller: Die Zahlen für das erste Quartal 2014 zeigen, dass wir mittlerweile bei einer Quote von 47 Prozent sind. Wir haben in den beiden vergangenen Jahren viel Aufbauarbeit im Ausland geleistet, zum Beispiel mit unseren Joint Ventures in China. Auch wenn wir weiter säen müssen, können wir doch schon so manches ernten. Und dank der höheren Margen im Ausland bekommen wir auch etwas mehr finanziellen Spielraum.

BondGuide: Welcher Auslandsmarkt soll mittelfristig der größte werden?
Max Müller: Den einen großen Markt gibt es für uns nicht. China und USA sind sicher die wichtigsten und größten. Aber auch Länder wie Frankreich, UK, Schweiz und Russland sind für uns spannende Zielmärkte.

BondGuide: Der Anleihekurs hat sich wieder erholt. Die Aktie dümpelt noch vor sich hin. Wann wird sich der Kurs erholen?
Max Müller: Da müssen Sie eigentlich die Aktionäre fragen, denn sie bestimmen ja den Kurs unserer Aktie. Aus unserer Sicht müsste der Kurs deutlich besser sein. Das wird ja auch von einigen Analysten so gesehen, die den Aktienkurs bei 1,40 oder 1,60 Euro sehen. Das ist sicher gerechtfertigt, denn immerhin haben wir in den vergangenen Jahren einiges geleistet. Vor allem aber sind wir deutlich verlässlicher und berechenbarer geworden. Wir sagen, was wir tun, und tun, was wir sagen. Es wäre schön, wenn die Aktionäre das honorieren würden.

BondGuide: Herr Müller, ganz herzlichen Dank für die interessanten Einblicke!

Das Interview führte Tobias Schorr (UnternehmerEdition – www.unternehmeredition.de)

*) Seit April 2001 ist Max Müller CEO der Alno AG. Neben seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender ist er seit 1993 Verwaltungsratspräsident bei zwei Schweizer Investorengesellschaften, der Comco Holding AG und der Starlet Investment.