Voll vor die Wand: Hein Gericke Deutschland beantragt Gläubigerschutz – Mittelstandsanleihe vorerst vom Tisch

Mit Vollgas in die Pleite?
Hein Gericke Group GmbH

Die Hein Gericke Deutschland GmbH ist pleite und hat Insolvenzantrag beim Amtsgericht Düsseldorf (AZ 500 IN 247/13) gestellt. Im inzwischen bestätigten Insolvenzeröffnungsverfahren wurde Rechtsanwalt Georg Kreplin zum vorläufigen Insolvenzverwalter des Unternehmens bestellt.

Medienberichten zufolge habe die Holding Hein Gericke Group GmbH mit Sitz in Düsseldorf sowohl für ihre deutsche Tochtergesellschaft als auch für den englischen Ableger des traditionsreichen Motorradausstatters einen Antrag auf Insolvenzeröffnung gestellt. Man habe den Gang zum Insolvenzrichter angetreten, „weil ein angelsächsischer Fondsinvestor den Restbetrag von rund 1,2 Mio. EUR eines Kredits ohne wirtschaftliche Notwendigkeit und trotz vereinbarungsgemäßer Rückzahlung gekündigt und sofort fällig gestellt hat“, hieß es aus Unternehmenskreisen.

Noch vor wenigen Wochen wollte die Hein Gericke Group eine von der nun zahlungsunfähigen Tochter garantierte Mittelstandsanleihe ausreichen. Die 8,25%-Schuldverschreibung im Volumen von bis zu 16 Mio. EUR sollte im Zeitraum vom 29. Oktober bis zum 8. November öffentlich angeboten werden und nach Platzierungsschluss im Entry Standard für Anleihen einbezogen werden. Daraus wurde nichts, weil Hein Gericke den beginnenden Emissionsstart kurzerhand aussetzte: „Die Hein Gericke Group GmbH verlängert im Rahmen der geplanten Anleiheemission den Zeitraum für die Gespräche mit institutionellen Investoren. Aufgrund von ferienbedingten Terminengpässen soll allen interessierten Anlegern eine Roadshow-Teilnahme und das Kennenlernen des Managements ermöglicht werden“, hieß es dazu in der am 28. Oktober veröffentlichten Pressemitteilung. Allerdings sollte das Bondangebot bis Jahresende nachgeholt werden. Nähere Informationen finden Sie hier.

Nach dem nun eingereichten Insolvenzantrag scheint dieses Vorhaben bis auf Weiteres unmöglich. Laut Medienberichten prüfe der Motorradausstatter derweil sogar Schadensersatzansprüche gegen eine Frankfurter Investmentbank, die von Hein Gericke aber nicht namentlich benannt wurde. Für das Hein-Gericke-IBO fungierte die Steubing AG damals als Sole Global Coordinator und Bookrunner. Allerdings lägen der Frankfurter Wertpapierhandelsbank bislang keine derartigen Ersatzansprüche vor.

Unterdessen wird kolportiert, dass der erst im Sommer zum CEO berufene Dr. Christian Korte am 25. November schon wieder aus der Geschäftsleitung der Hein Gericke Group ausgeschieden sei. Wie es nun insgesamt mit der Hein Gericke Group weitergehen wird, ist bislang noch unklar. Fest steht, Krisensituationen sind für den Hersteller von Motorradbekleidung und -zubehör nicht unbekannt. Schließlich handelt es sich auch bei der jetzigen Insolvenz keineswegs um die erste Pleite in der Firmenhistorie.

Update vom 30.12.2013: Am 23. Dezember konnte mit einem in Spanien ansässigen Investor ein Kaufvertrag über sämtliche operative Assets der Hein Gericke Deutschland GmbH und zugehöriger Auslandstöchter (außer UK) geschlossen werden. Das Management-Team des strategischen Investors verfügt über eine langjährige und internationale Erfahrung in der Motorradbranche sowie über eigene Produktionsstätten und Design-Kompetenz.

Der neue Eigentümer beabsichtigt, die größtmögliche Anzahl der Shops im In- und Ausland sowie die Mitarbeiter zu übernehmen, da er auf kontinuierliches Wachstum der Marke ‚Hein Gericke‘ setzt. Die bereits bestehende Internationalisierung soll hierzu weiter ausgebaut werden. Der Distressed Merger wird wirtschaftlich mit Insolvenzeröffnung voraussichtlich Mitte bis Ende Januar wirksam.

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