Vier aufzuklärende Irrtümer über Wandelanleihen – ein Kommentar von Tarek Saber, Head of Convertible Bonds & Lead Portfolio Manager Convertible Bonds, NN Investment Partners

Irrtum Nr. 3 
• Wir verfügen bereits über einen guten Mix aus Anleihen und Aktien. Warum sollten wir das unnötig verkomplizieren?
Niemand weiß, wohin die Märkte morgen drehen. Für Investoren besteht das größte Dilemma in der Asset-Allokation. Hier kann die Investition in Wandelanleihen eine Lösung bieten, da CBs die Vorteile beider Märkte kombinieren. Convertibles verstärken die Diversifikationsvorteile bestehender Anleiheinvestments. Sie korrelieren negativ mit Staatsanleihen, ihre Korrelation gegenüber Investment-Grade-Titeln ist gering. Momentan weisen Wandelanleihen eine 90%ige Korrelation zu Aktien und eine 60%ige gegenüber High Yield auf. Dieses Segment ist noch weitgehend unbekanntes Terrain. Zudem ist unklar, wie sich die Zinsen entwickeln werden. Man sollte dabei nicht vergessen, dass CBs in Zeiten steigender Zinsen seit jeher gut abschneiden. Wir sehen uns hier Neuland gegenüber: Die Zeiten sind von Unwägbarkeiten geprägt. Es bedarf also einer Anpassung unseres investiven Denkens und der Bereitschaft, sich strategisch neu auszurichten.

Zinsen Anleihe

Bild Zinsen PantherMedia A692631

Irrtum Nr. 4
• Uns fehlt die Expertise. Es handelt sich hier um einen Nischenmarkt, der wenig Orientierung bietet und bislang noch weitgehend unerforscht ist.
Wenn auch die Zahl der Assetmanager im CB-Segment geringer sein mag als für andere Assetklassen, so gibt es doch zahlreiche Vermögensverwalter, die auf dieses Segment spezialisiert sind. Der Wechsel von einem Manager zum anderen ist weitaus einfacher, als ein ganzes hauseigenes Team zu rekrutieren und gegebenenfalls zu entlassen. Auf diese Weise kann man auch optimal von den potenziellen Renditen profitieren, die Wandelanleihen bieten. Gerade wegen der hohen Zahl nicht gerateter Wandelanleihen ist gründliches Credit Research unerlässlich.

Unser vierstufiger disziplinierter Investmentprozess setzt sich folgendermaßen zusammen:

1. Zunächst einmal überprüfen wir das CB-Universum auf Konvexität. Balanced Convertibles bieten aufgrund der Konvergenz von Aktien und Wandelanleihen in steigenden Märkten ein unbegrenztes Aufwärtspotenzial. Umgekehrt besteht Kapitalschutz durch die Wertuntergrenze, solange das Kredit- bzw. Ausfallrisiko nicht zunimmt.

2. Dann analysieren wir das CB-Universum auf Kreditqualität. Ziel ist es, Emittenten herauszufiltern, die den Kapitalbetrag der Anleihe bei Fälligkeit zurückzahlen können, denn diese Unternehmen verfügen über die entsprechende Kapitalstärke, wenn es hart auf hart kommt.

Geldschein - Bonitt

Im Interview im Juli 2016

Im Interview mit BondGuide im Juli 2016

3. Drittens identifizieren wir die potenziellen Treiber einer positiven Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktie. Dabei verankern wir die langfristigen strukturellen Treiber anhand von Themen. Healthcare Spending, Cloud Computing, Zunahme des Online-Konsums und Alterung der Bevölkerung weltweit, das sind nur einige der Themen, die wir als langfristige Wachstumstrends identifiziert haben. Ob sie sich künftig sogar noch verstärken oder etwas nachlassen – sie werden keinesfalls ins Stocken geraten.

4. Und schließlich spielen auch Portfoliostrukturierung und Risikomanagement eine entscheidende Rolle für Disziplin und Transparenz.