Und wieder greift Draghi in den Gifttopf

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Jetzt will Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), also noch einmal in den Gifttopf greifen. Mindestens zwei Jahre lang gedenkt die EZB, Covered Bonds und Kreditverbriefungen anzukaufen, um die lahmende Konjunktur in den südlichen Euro-Ländern anzukurbeln.

Das ist vor allem deshalb problematisch, weil die Notenbank nach Draghis Vorstellungen auch Kreditverbriefungen (ABS / Asset Backed Securities) mit zweifelhafter Bonität, etwa aus Zypern oder Griechenland, aufzukaufen plant. Die Papiere sollen zwar mindestens mit „BBB-“ geratet sein, also oberhalb der so genannten Ramsch-Schwelle, aber für Papiere aus Griechenland und Zypern gibt es jedoch Ausnahmen, so dass aus diesen Ländern auch Papiere mit einer geringeren Bonität aufgekauft werden können.

Sicher birgt dieses Vorgehen eine innere Logik: Denn um die Banken überhaupt entlasten zu können und ihnen damit Spielraum für neue Kredite zu ermöglichen, muss man sie von Engagements mit schlechter Bonität befreien. Damit aber nimmt die EZB ein hohes Risiko auf sich und droht zur Bad Bank von Europa zu werden – zugespitzt eben ein Institut, wo Schrottpapiere abgeladen werden können. Ob die Absicht der EZB, nur bonitätsstarke Verbriefungen aufkaufen zu wollen, gegen die Anhäufung von Schrottpapieren hilft, muss sich erst noch zeigen.

Ebenso umstritten ist, inwieweit der Umstand, dass Zypern und Griechenland unter den Rettungsschirm ESM geschlüpft sind, gegen die Gefahren, die in Kreditverbriefungen aus diesen Ländern lauern, schützt. Wie dem auch sei, mit dem Aufkauf von Papieren zweifelhafter Bonität werden der EZB und damit letztendlich dem Steuerzahler die Ausfallrisiken der in den Paketen gebündelten Kredite übertragen. Es bestehe die Gefahr, das Kreditverbriefungen schwächerer Qualität zu überhöhten Preisen gekauft würden, sagte dazu Bundesbank-Präsident Jens Weidmann dem „Focus“. Und damit würde diese Maßnahme einen erneuten Sündenfall der EZB darstellen.

Das drittgrößte Euroland Italien erwägt indessen, den neuen Krisenkurs der EZB zu stützen. So denkt man offenbar im Finanzministerium in Rom darüber nach, Staatsgarantien für Papiere minderer Qualität zu geben. Damit könnten diese auch von der EZB aufgekauft und die verkaufenden Banken entlastet werden. Die beiden größten Euroländer Deutschland und Frankreich haben es bis zuletzt abgelehnt, für ABS-Papiere gegebenenfalls finanziell geradezustehen. Aber durch die Hintertür – EZB – kommt man ins Spiel!

Unterm Strich nahmen die Märkte die Ankündigung der EZB, Covered Bonds und Kreditverbriefungen anzukaufen, nicht als den erhofften Blankoscheck wahr. So hat die EZB die Volumina der beiden Aufkaufprogramme entgegen der üblichen Praxis nicht beziffert. Draghi hat zwar den Umfang der ABS-Pakete, um die die Banken im Laufe des 4. Quartals entlastet werden sollen, auf eine Billion Euro begrenzt. Ob die EZB aber tatsächlich so viel kaufen wird, gilt als eher unwahrscheinlich.

Merck & Co zieht Kapitalspritze über 2,5 Mrd. EUR auf
Print
Das aus dem im ersten Weltkrieg konfiszierte Tochterunternehmen des deutschen Pharmakonzerns Merck entstandene US-Unternehmen Merck & Co hat sich in dieser Woche am europäischen Kapitalmarkt eine Kapitalspritze über insgesamt 2,5 Mrd. EUR aufgezogen. Dazu wurden drei unterschiedliche Anleihen begeben. Die Anleihe (A1ZQ2Y) mit der kürzesten Laufzeit (15.10.2021) im Volumen von 1 Mrd. EUR ist mit einem Kupon von 1,125% ausgestattet. Bei einem Emissionskurs von 99,873% entsprach das einem Spread von +42 bps über Mid Swap. Die Tranche mit einer Laufzeit von 12 Jahren (15.10.2026) verfügt über einen Kupon in Höhe von 1,875%. Der Emissionskurs von 99,236% ergab ein Emissionsspread von +62 bps über Mid Swap. Diese Anleihe (A1ZQ2W) ist ebenfalls 1 Mrd. EUR schwer. Die Anleihe mit der längsten Laufzeit (15.10.2034 / A1ZQ2X) hat einen Kupon von 2,5% und wurde bei einem Kurs von 98,839% begeben. Dies entsprach für die 500 Mio. EUR große Tranche einem Emissionsspread von +82 bps über Mid Swap. Alle drei unbesicherten Bonds wurden mit einer Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR aufgelegt und sind daher eher für institutionelle Kunden geeignet.


49266_S15
Was allerdings Merck & Co in Europa kann, das kann auch das deutsche Unternehmen Bayer in den USA. Denn Bayer hat in sechs unterschiedlichen Tranchen insgesamt 7 Mrd. USD am amerikanischen Kapitalmarkt aufgenommen. Diese Gattungen werden allerdings nicht an deutschen Börsen gehandelt.

02-GasometerDas österreichische Bauunternehmen Voestalpine hat sich hingegen wieder der Privatinvestoren erinnert und eine unbesicherte Anleihe (AT0000A19S18) im Volumen von 400 Mio. EUR bei einer Mindeststückelung von nominal 500 EUR begeben. Die Anleihe ist am 14.10.2021 endfällig und mit einem Kupon von 2,25% ausgestattet. Der Emissionskurs wurde mit 99,917% festgelegt, was einem Spread von +155 bps über Mid Swap entsprach.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Finden Sie relevante Informationen und Kurse rund um das Thema Anleihen auf Baader Bondboard.