Singulus Technologies tritt von Geschäftsprognosen 2016/17 zurück –Großauftrag der China National Building Materials werde erst verspätet umsatzwirksam

SINGULUS TECHNOLOGIES veröffentlicht Bericht für das 1. Quartal 2017

Mit einem lachenden und doch schon wieder weinenden Auge konnte Spezialmaschinenbauer Singulus diese Woche den Erhalt eines Großauftrags verkünden – indes, der Erhalt erfolgte verspätet. So müssen jetzt die Prognosen für 2016 und 2017 auch aus Vorsichtsgründen im Zusammenhang mit der Sachkapitalerhöhung revidiert werden.

Déjà vû
, mag einem im Falle Singulus zuerst in den Kopf fahren. Soweit nicht unrichtig: Der Publikation des Erhalts des Großauftrags des chinesischen Staatskonzerns China National Building Materials (CNBM) über mehr als 110 Mio. EUR zur Lieferung von Anlagen zur Produktion von CIGS-Solarmodulen folgt das Eingeständnis, dass das Gesamtvorhaben mehrere Monate später als ursprünglich avisiert über die Bühne gehe.

Umsätze im Segment Solar werden bei Singulus generell nach Projektfortschritt realisiert, d.h. Großauftrag hin oder her: Die Erlöse aus dem CNBM-Projekt fallen häppchenweise an.

Quelle: Singulus Technologies AG

Den Großauftrag über 110 Mio. EUR muss man ins Verhältnis setzen zu Singulus‘ Jahresumsatz 2015 von 83 Mio. EUR.

Singulus war von einem früheren Zustandekommen des Deals ausgegangen, auf Anfrage von BondGuide erklärte Singulus, man habe geschätzt zwei bis drei Monate im Gesamtprozess verloren. Für 2016 und 2017 könne das Unternehmen aus Kahl am Main daher nicht mehr an seinen bisherigen Prognosen festhalten. Bei Bekanntgabe des Deals vor wenigen Tagen, hörte es sich zwischen den Zeilen so an, als wolle Singulus seine Prognosen eher herauf statt herunter modifizieren.

Dies dürfte auch eine Vorsichtsmaßnahme sein, läuft aktuell doch die Umsetzung der umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen bestehend aus Kapitalherabsetzung und anschließendem Debt-to-Equity-Swap über eine Sachkapitalerhöhung – hierbei wird immerhin auch ein Wertpapierprospekt benötigt, bekanntlich für alle Investoren die maßgebliche Haftungsgrundlage beim Bezug von v.a. Aktien.

Anleihegläubigerversammlung der SINGULUS TECHNOLOGIES AG am 18. Januar 2016

Vor zwei Wochen hatte die fränkische Singulus im ersten Quartal einen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10% höheren Umsatz von 14 Mio. EUR ausgewiesen, jedoch nach Steuern auch einen Verlust von über 7 Mio. EUR beklagen müssen.

Singulus baut Maschinen für die Herstellung von DVDs und Blu-Rays sowie von Halbleitern und Solarzellen. Der Spezialmaschinenbauer hat nunmehr seit Jahren mit roten Zahlen zu kämpfen, da praktisch alle Geschäftsbereiche von DVD/Blu-Rays, Solar, Halbleiter regelmäßig und häufiger sogar alle gleichzeitig schwächeln.

Die Singulus-Aktie notiert derzeit unter heftigen Schwankungen bei 19 Eurocent, die zur Restrukturierung aufgerufene Unternehmensanleihe 2012/17 bei ca. 45%. Bei beiden Kursen muss das komplizierte Umtauschprozedere berücksichtigt werden – nach dem Debt-to-Equity-Swap wird ehemaligen Anleihegläubigern die Mehrheit am Konzern gehören – dann als Aktionären.

Singulus zweiten Anleihegläubigerversammlung

Falko Bozicevic

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