Schwellenländeranleihen bieten momentan sehr attraktive Spreads – Kommentar von Jonathan Mann, BMO Global Asset Management

Schwellenländeranleihen bieten momentan sehr attraktive Spreads. Diese sind auf dem höchsten Niveau seit der Lehman-Krise. Eine interessante Alternative mit besseren Renditeaussichten könnten daher Schwellenländer-Bonds sein.

Nachdem die amerikanische Notenbank erklärt hat, den Leitzins vorerst nicht zu erhöhen, stiegen die Kurse deutscher Bundesanleihen und US-Treasuries leicht an. Zuvor hatte bereits die Europäische Zentralbank eine Zinssenkung auf 0% beschlossen. Die Renditen bei Staatsanleihen führender Industrieländer sind also weiterhin niedrig. Eine interessante Alternative mit besseren Renditeaussichten könnten daher Schwellenländer-Bonds sein, sofern Anleger bereit sind, ein etwas höheres Risiko einzugehen.

Schwellenländeranleihen bieten momentan sehr attraktive Spreads. Die Spannen sind auf dem höchsten Niveau seit der Lehman-Krise. Ratingagenturen überprüfen gerade die Einstufungen vieler Schwellenländer, darunter auch ölexportierender Staaten. Herabstufungen werden zum Beispiel im Fall von Südafrika und der Türkei erwartet. Dadurch eröffnen sich auch neue Investmentmöglichkeiten.

EZB und FED

Strukturreformen in Emerging Markets zeigen Wirkung
Das weltweite Marktumfeld ist nach wie vor herausfordernd. Sowohl in den USA und als auch in der Eurozone verzeichnet die Wirtschaft nur ein moderates Wachstum und auch der globale Handel wächst aus strukturellen Gründen nur verhalten. Einige Emerging Marktes wie etwa Brasilien und Russland haben im Hinblick auf das Wirtschaftswachstum Probleme. Doch Währungsabwertungen haben die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Die Inflation sollte auch künftig eher gedämpft bleiben. Zudem muss man davon ausgehen, dass die chinesische Volkwirtschaft in noch in geringerem Umfang wächst als zunächst erwartet. Dies führt dazu, dass Investoren die Maßnahmen der chinesischen Regierung stärker hinterfragen und den Abzug von Kapital in Erwägung ziehen.

Doch es gibt an den Emerging Markets auch gute Nachrichten: Positiv ist hingegen, dass Strukturreformen in Ländern wie Indien, Indonesien und Mexiko Wirkung zeigen, auch wenn sie in den jeweiligen Ländern unterschiedlich schnell umgesetzt werden. Verschiedene Programme des Internationale Währungsfonds geben einer wachsenden Zahl von Schwellenländern zentrale Anhaltspunkte für die Ausrichtung ihrer Politik. Dies gilt zum Beispiel für den Irak, die Ukraine, Marokko, Pakistan und Honduras. Die hohen Spreads werden in den meisten Fällen durch eine starke Außenhandelsbilanz und einen beschränkten Finanzierungsbedarf aufgefangen. Allerdings könnten niedrige Wachstumsraten und infolgedessen politischer Druck auf die Entscheidungsträger auch zu suboptimalen Entscheidungen in den Schwellenländern führen.

Renten3

China ist für Schwellenländerinvestments ein Risikofaktor
Aufgrund der geldpolitischen Lockerung in Japan und Europa sowie die noch immer niedrigen Zinsen in den USA sind Investoren grundsätzlich auf der Suche nach ansprechenden Renditen. Anleger sind mit Blick auf die Risiken von Engagements in Emerging Markets nicht überfordert. Auch wenn verstärkte Mittelabflüsse aus Emerging-Market-Fonds das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ändern können.

Das Hauptrisiko besteht darin, dass das Wirtschaftswachstum in China schwächer als prognostiziert ausfällt und die dortige Währung stärker abwerten könnte: Dies könnte sich auch negativ auf die Öl- und Rohstoffpreise auswirken und die Währungen und Spreads anderer Schwellenländer beeinflussen.

Jonathan Mann BMO

Jonathan Mann*, BMO AM

Ein weiteres Risiko besteht in der angespannten Lage auf dem US-Arbeitsmarkt, die die amerikanische Notenbank veranlassen könnte, mehr Zinsschritte einzuleiten als die Finanzmärkte derzeit einpreisten. Dies würde die Liquidität weltweit verknappen und auch die Schwellenländer treffen. Dies könnte den US-Dollar weiter stärken und Rohstoffpreise entsprechend sinken lassen. Schließlich würde auch ein plötzlicher Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen Schwellenländerinvestments unter Druck setzen.

*) Jonathan Mann ist Head of Emerging Market Debt von BMO Global Asset Management.

 

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