Rentenmarktbericht 22. Oktober: US-Konsumentenpreise, Berichtssaison, Gasstreit Ukraine/Russland

Da konjunkturdatenseitig heute bis auf die Entwicklung der US-Konsumentenpreise und der bereits laufenden Unternehmensberichtssaison kaum neue Daten zur Veröffentlichung anstehen, rücken die aktuellen geopolitischen Konflikte wieder näher in den Fokus der Marktakteure. So geht beispielsweise der Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine in eine neue Runde. Zwar gab es unter Brüsseler Vermittlung weitere Gespräche zwischen den Konfliktparteien, ein echter Durchbruch in Form einer Einigung wurde jedoch nicht erzielt. Einigkeit scheint indes nur über den Preis, den die Ukraine für Gaslieferungen aus Russland künftig zahlen soll, zu bestehen. Die Fragen nach der Tilgung noch offener Altschulden der Ukraine und deren tatsächliche Höhe sowie die Forderung Russlands, künftig nur noch gegen Vorkasse an die Ukraine zu liefern, blieben unbeantwortet. Kommenden Mittwoch werde die Runde dem Vernehmen nach erneut in Brüssel zusammentreten. Unterdessen sorgte ein Gerücht, wonach die EZB erwäge, künftig auch Unternehmensanleihen anzukaufen, für kurzzeitige Hochstimmung an den Märkten.

Ausgewählte Daten des Tages

Zeit        Land       Indikator                                                  Periode        Schätzung       Letzter
13:00       US           Hypothekenanträge (W/W, in %)             42. KW               k.A.                 5,6
14:30       US           Verbraucherpreisindex (M/M / J/J, in %)    Jul.                0 / 1,6          -0,2 / 1,7
14:30       US           CPI Kernrate (M/M / J/J, in %)                     Sep.              0,1 / 1,7         0,0 / 1,7
…             GE           2026 Bonds
Quellen: Bloomberg, NATIONAL-BANK AG Research

Themen des Tages
• Gerüchten zufolge soll die EZB den Ankauf von Unternehmensanleihen erwägen

• Einigung über russische Gaslieferungen an die Ukraine erneut vertagt

Marktkommentar
Nachdem die durchaus positiven Daten zur chinesischen Wirtschaftsentwicklung am gestrigen Morgen allenfalls verhalten aufgenommen worden sind, scheinbar hatten die Marktakteure auf ein etwas kräftigeres Wirtschaftswachstum gehofft, sorgten im weiteren Handelsverlauf Gerüchte, die EZB erwäge den Ankauf von Unternehmensanleihen, für gute Stimmung: Die Investoren schalteten sofort auf „risk on“ um.

Die gute Stimmung blieb bis heute Morgen erhalten, denn die asiatischen Aktienmärkte legten kräftig zu. Die Freude der Investoren ist gut nachzuvollziehen, denn schließlich würde durch die diskutierte Maßnahme noch mehr Zentralbankgeld in die Märkte gepumpt werden, so dass die Leitzinswende in den USA ihren Schrecken verlieren würde. Schließlich stände mit der EZB eine andere Notenbank parat, die in die Liquiditätslücke hineinspringt, die die Fed tendenziell hinterlassen würde.

Ob der Ankauf von Unternehmensanleihen tatsächlich dafür sorgen könnte, dass der gestörte Kredittransmissionsmechanismus in Gang kommt, darf jedoch bezweifelt werden. Die Unternehmen, die sich über den Kapitalmarkt refinanzieren können, machen das bereits zu rekordniedrigen Zinsen und Spreadniveaus. Das gilt insbesondere für Investment Grade Emittenten, ist aber trotz des jüngsten Anstiegs der Spreads im High Yield-Bereich dort ebenfalls immer noch gültig. Der Mittelstand, der in den meisten Ländern des Euroraums das Rückrad der Wirtschaft ist, dürfte so eine Maßnahme der EZB kaum spüren. Nur die Verwerfungen nehmen weiter zu, nach Staatsanleihen und Covered Bonds, dann auch für Corporates.

Vielleicht sorgen die Ergebnisse des AQR dafür, dass die Kreditinstitute wieder etwas großzügiger bei der Kreditvergabe werden. Allerdings bleibt das Nachfrageproblem: In Anbetracht der konjunkturellen Entwicklung im Euroraum halten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück, so dass es kaum Bedarf für zusätzliche Kredite gibt. Ohne bessere Rahmenbedingungen wird man keine Investitionen auslösen. Daher sind weiterhin die einzelnen Euroländer gefordert, für diese positiven Rahmenbedingungen zu sorgen. Staatlich induzierte Investitionsprogramme sind dazu jedoch nur sehr bedingt geeignet. Vielmehr besteht das Risiko einer Fehlallokation von Steuergeldern. Strukturreformen sind notwendig, um für eine nachhaltige Verbesserung des Unternehmens-/Investitionsklimas zu sorgen. Ansonsten dürften staatliche Investitionen über ein Strohfeuer hinaus wirkungslos verpuffen.

Renten2Datenseitig stehen heute lediglich die US-Konsumentenpreise an. Inflationsrisiken werden sie nicht anzeigen. Daneben steht die Berichtssaison im Fokus. Die Nachrichten von den Unternehmen sind bislang überwiegend vielversprechend ausgefallen, was durchaus zu einer Fortsetzung des „risk on“-Modus führen kann. Der Bund Future dürfte daher auch aufgrund der Vorgaben aus Asien etwas leichter in den Tag starten und sich danach zwischen 149,70 und 151,00 bewegen. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,10 und 2,30% schwanken.

Rentenmarktbericht der National-BANK. Die gesetzlichen Pflichtangaben zur NATIONAL-BANK AG finden Sie unter http://www.national-bank.de/pflichtangaben