Quo vadis Steinhoff Anleihen? – die monatliche Anleihen-Kolumne des Asset Management Teams der Steubing AG

Steinhoff successfully debuts in the Euro bond market

Bei Möbelkonzern Steinhoff geht’s rund seit einigen Monaten. Dies zeigt, dass nicht nur sog. Mittelstandsanleihen mit Fragwürdigkeiten zu kämpfen haben. Von Ralf Meinerzag, Bond Spezialist, Steubing AG

Der Möbelkonzern Steinhoff International Holdings N.V. kämpft gegen die Zahlungsunfähigkeit: Auslöser für die Schwierigkeiten des südafrikanischen Unternehmens, das im deutschen MDAX notiert ist, sind im Dezember 2017 veröffentlichte Bilanzunregelmäßigkeiten aus dem Jahr 2016.

Chef Markus Jooste musste gehen, auch der südafrikanische Geschäftsmann und Hauptaktionär Christo Wiese räumte wichtige Posten in der Konzernspitze. Mittlerweile zog Steinhoff auch die Bilanz aus dem Jahr 2015 zurück – Analysten vermuten gar das Zahlenwerke bis ins Jahr 2011 einer erneuten Prüfung unterzogen werden müssen.

Seit Dezember hat sich der Börsenwert des Unternehmens mehr als gezehntelt – von etwas über 20 auf rund 2 Mrd. EUR.

Von der drohenden Zahlungsunfähigkeit, die momentan durch Notverkäufe punktuell abgewendet werden kann, sind nicht nur Aktieninvestoren betroffen, sondern auch Investoren, die in einer Anleihe von Steinhoff investiert sind. Nach dem Publikwerden eines Bilanzskandals und dem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden hatte die Ratingagentur Moody’s die Einschätzung der Bonität von Steinhoff auf ein niedriges Niveau gesenkt. Das bedeutet, dass Moody’s ernste Bedenken hat, dass der Konzern seine Schulden zuverlässig zurückzahlen kann. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2018)

Die Anleihe der Steinhoff Europe AG, einer Tochter der Steinhoff International Holding N.V., die erst im Sommer 2017 mit einem Volumen von 800 Mio. EUR emittiert wurde, erhielt ein neues Moody’s-Rating mit Caa1. Die Folge ist, dass der Kurs für diese Anleihe auf rund 60% fiel. Die Laufzeit der Anleihe lautet bis 2025 mit einem jährlichen Zinssatz von 1,875%.

Dies zeigt, dass nicht nur Hochzinsanleihen, wie die sogenannten Mittelstandsanleihen, ein hohes Risikopotential durch bilanzielle Unregelmäßigkeiten darstellen können. Auch weltweit tätige große Konzerne können wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Die Methodik ähnelt sich sogar: Zuerst gibt es eine Mitteilung über finanzielle Schwierigkeiten, dann verlassen CFO und CEO das sinkende Schiff. Ob Zamek, Beate Uhse oder Steinhoff: Es besteht erst mal kein Unterschied.

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Steubing AG

Ralf Meinerzag, Steubing AG

Die nächste Steinhoff-Anleihe über rund 467 Mio. EUR wird Ende März fällig sowie der hälftige Kupon von 4,5%. Zu einer ersten kleinen Nagelprobe könnte es indes schon Ende Januar kommen. Dann nämlich muss der halbe Kupon von 4% einer Anleihe emittiert über 400 Mio. EUR beglichen werden.

Insgesamt sind Anleihen mit fast 4 Mrd. EUR emittiert, die bis 2025 fällig werden. Wenn vom Tafelsilber in Notverkäufen nichts mehr zu verscherbeln ist und die Banken ihre Kreditlinien aufgrund der Risikovorsorge ihrer eigenen Bücher drastisch einschränken, dann kann es sein, dass auch hier die Bondholder ihren Wein in Wasser verwandelt bekommen.

Zusätzlich haben die Börsen in Frankfurt und Johannesburg, wo Steinhoff gelistet ist, mit Konsequenzen gedroht, wenn Steinhoff nicht bis Ende Januar 2018 die revidierten und geprüften Jahresabschlüsse für die Jahre 2016 und 2015 vorlegt.

 

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