NZWL-CEO Bartsch: „Wir planen in China die Duplikation unserer etablierten Großserien-Fertigung in Leipzig“

Getriebe von NZWL

Bis zu 25 Mio. EUR will sich der sächsische Automobilzulieferer mit seiner Anleihe bei Anlegern leihen. Der Kupon beträgt 7,5% per annum. Der Großteil des Emissionserlöses soll in ein neues Werk in China investiert werden. Im Gespräch mit BondGuide erläutert CEO Dr. Hubertus Bartsch die NZWL-Tradition, seine Expansionspläne mit VW und die Details der Anleihe.

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, durch viele Ausfälle sind Anleger skeptisch gegenüber Mittelstandsanleihen geworden. Wollen Sie den „Eisbrecher“ 2014 machen?
Bartsc
h: Für die NZWL kann ich das nicht bestätigen. Unsere Eindrücke aus den bisherigen Investorengesprächen sprechen eine andere Sprache. Uns wurde durchweg positives Feedback gegeben. Nach Einschätzung unserer begleitenden Partner Steubing und Dicama ist das Interesse der Investoren groß. Für uns ist die Unternehmensanleihe eine ideale Beimischung im Finanzierungs-Mix.

BondGuide:Ihr Unternehmen hat eine sehr gute Marktstellung bei Synchronisierungsbaugruppen für Doppelkupplungsgetriebe. Wie haben sich in diesem Bereich die Umsätze und Erträge in den vergangenen Jahren entwickelt?
Bartsch: 2005 haben wir uns entschieden, Synchronisierungen in Großserie zu produzieren. Seither hat sich dieser Bereich zu einem echten Wachstumsmotor entwickelt, der zu einem großen Teil dafür verantwortlich ist, dass wir seit 2005 von 27 Mio. EUR Umsatz auf rund 70 Mio. EUR im vergangenen Jahr gewachsen sind. Auch die Renditen in diesem Bereich sind attraktiv. Wir weisen aber keine eigenen Ertragskennzahlen für unsere Produktgruppe Synchronisierungen aus.

BondGuide: Eine erhebliche Zahl solcher Getriebe liefern sie an VW. Wie stark ist die Abhängigkeit von diesem Großkunden?
Bartsch
: Das ist richtig, VW ist unser größter Kunde: Bei vielen Aufträgen sind wir Alleinlieferant. Aktuell machen wir rund 70% unserer Umsätze mit dem VW-Konzern. Das muss man aber differenzierter sehen: Wir beliefern nämlich einzelne Marken innerhalb der VW-Gruppe wie VW, Audi oder Seat. Zusätzlich sind wir Lieferant für verschiedene Werke des Konzerns. Wir sprechen deshalb nicht von Abhängigkeit, sondern von strategischer Partnerschaft.

BondGuide: Welche Wachstumsziele verfolgen Sie mittelfristig?
Bartsch
: Wir haben eine mehr als 100-jährige Tradition im Getriebebau. Traditionell kommen wir aus der Produktion von Einzelteilen, Baugruppen und Kleinserien. Mit Synchronisierungen haben wir bereits erfolgreich den Übergang in die Großserie geschafft. Das planen wir mittelfristig auch mit weiteren Produktgruppen wie Antriebssystemen sowie Zahnrädern und Wellen. NZWL ist ein enger Partner der Automobilhersteller beim schrittweisen Outsourcing bislang klassischer OEM-Kernkompetenzen, beispielsweise bei Getrieben oder Antrieben. Hier bieten sich großartige Wachstumsperspektiven.

nzwl produkte_ausEinerHandBondGuide: Wollen Sie dafür die Finanzmittel aus der Anleihe verwenden?
Bartsch
: : Ein wichtiger Wachstumsbereich in den nächsten Jahren werden unverändert Synchronisierungen sein. Wir haben hier bereits langfristige, endverhandelte Produktionsaufträge von VW – speziell was den chinesischen Markt angeht. VW baut dort ein Getriebewerk und wir werden als strategischer Partner über die NZWL International ebenfalls ein neues Werk errichten. Wir sprechen hier über ein geplantes Maschinen-Investitionsvolumen von rund 30 Mio. EUR. Rund 50% davon sollen durch unsere Anleihe finanziert werden. Die zweite Hälfte wird über deutsche und chinesische Banken aufgebracht. Zusätzlich sollen die Finanzmittel aus der Anleihe Wachstumsinvestitionen dienen, besonders für die regionale Expansion sowie die Finanzierung von Tochterunternehmen und Beteiligungen. Ein kleinerer Teil von rund 13% fließt in die Neustrukturierung der Passiv-Seite unserer Bilanz.

BondGuide: Sind nicht auch Risiken mit dem Aufbau Ihres neuen Werkes in China verbunden?
Bartsch
: VW hat uns ein langfristiges Auftragsvolumen in China zugesichert. Wir sind dort im Wesentlichen Alleinlieferant und strategischer Partner. Im Produktionsauftrag sind die Hauptkonditionen festgeschrieben, die uns eine sehr gute Kalkulationsgrundlage für den wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen. Wir planen in China die Duplikation unserer etablierten Großserien-Fertigung in Leipzig – mit den gleichen Maschinen und mit Mitarbeitern, die intensiv in Leipzig geschult wurden. Dass wir ein neues Werk schnell zum Laufen bringen, konnten wir bereits in der Slowakei unter Beweis stellen. Aus meiner Sicht bleibt das Restrisiko auf mögliche zeitliche Verschiebungen beschränkt.nzwl_standorte2

BondGuide: …aber?
Bartsch: Man muss natürlich in den Planungen berücksichtigen, dass wir 2014 und 2015 noch Anlaufverluste in China realisieren werden. Da wir die Investition in China als Darlehen des Emittenten darstellen, bleibt das Volumen für die Anleihegläubiger so oder so auf 15 Mio. EUR begrenzt. Auf dieser Basis haben unabhängige Analysten bestätigt, dass wir die Anleihe nach fünf Jahren aus dem Cashflow der NZWL zurückzahlen könnten, selbst wenn aus China noch gar keine Mittelrückflüsse vorhanden wären.

BondGuide: Wie war Ihre Eigenkapitalquote im Geschäftsjahr 2013 und wie stark wird sie nach einer vollständigen Platzierung der Anleihe voraussichtlich sinken?
Bartsch
: Es stimmt, dass unser Geschäft sehr kapital- und investitionsintensiv ist. Dennoch sind wir mit unserer Eigenkapitalquote von rund 24% per 30.09. recht zufrieden. Für 2014 erwarten die Analysten unter der Annahme einer Vollplatzierung eine Quote von 18%.

BondGuide: Wie war das Verhältnis der Nettoschulden zum operativen Gewinn EBITDA im letzten Geschäftsjahr?
Bartsch
: Für 2013 wird dieser Wert voraussichtlich bei 1,9 liegen und damit auf dem Niveau der Vorjahre 2011 und 2012 mit jeweils 1,8.

nzwl eub_getriebe_baugruppenBondGuide: Ihr Unternehmen wurde von Creditreform mit BB- bewertet. Fühlen sie sich mit der Note gerecht beurteilt?
Bartsch
: Man selbst kennt sein Unternehmen ja ganz anders, weiß um die Strategie und kann zum Beispiel das Projekt in China auf Basis der engen Kooperation mit VW sehr genau einschätzen. Deshalb sieht man die NZWL subjektiv sicherlich immer etwas besser. Aber es ist nicht meine Aufgabe, den Rating-Prozess in Frage zu stellen.

BondGuide: Wie haben Sie die genaue Höhe des Kupons ermittelt?
Bartsch
: In engen und partnerschaftlichen Gesprächen mit Steubing und Dicama. Hier sind vor allem die Rückkoppelungen aus den Investorengesprächen eingeflossen. Mitberücksichtigt wurden natürlich auch Rating und Marktumfeld.

BondGuideWelche Schutzklauseln gehören zu Ihrer Anleihe?
Bartsch
: Der Bond ist mit den üblichen Standard-Covenants wie Kontrollwechsel oder Drittverzugsklausel ausgestattet. Wir würden maximal 25% des Jahresüberschusses als Dividende ausschütten und die Veräußerung von Vermögenswerten ist klar beschränkt.

BondGuide: Gibt es besondere Sicherheiten für die Anleger?
Bartsch: Ja, zusätzlich haben wir eine Besicherung eingebaut. Die Anleiheforderungen wurden über eine Verpfändung von 50% der Anteile an NZWL International abgesichert. Diese Anteile werden von einem Treuhänder verwaltet.

BondGuide: Herr Dr. Bartsch, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Thomas Müncher.

Die Analyse „Anleihe im Fokus“ finden Sie rechtzeitig vor bzw. zu Beginn der Zeichnungsfrist auf bondguide.de

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