Foto @ MT-Energie GmbH
Am Ende kam es, wie es kommen musste: Die MT-Energie GmbH beantragt Gläubigerschutz beim zuständigen Amtsgericht Tostedt. Mit der schon seit einiger Zeit absehbaren Insolvenz des Biogasanlagenbauers fällt somit schon die sechste Mittelstandsanleihe binnen weniger Monate aus.
Die neueste Hiobsbotschaft des Biogasspezialisten aus dem niedersächsischen Zeven kommt keineswegs überraschend, sorgt aber dennoch für ein mittelschweres Beben am Markt für mittelständische Unternehmensanleihen. Schließlich ist die MT-Energie-Pleite und der damit verbundene Zahlungsausfall der ausstehenden 8,25%-Schuldverschreibung (2012/17) über 13,6 Mio. EUR nach Mox Telecom (17. Juni 2014), Schneekoppe (8. August), RENA LANGE (9. September), MIFA (29. September) und zuletzt Golden Gate (2. Oktober) der inzwischen sechste Default einer Mittelstandsanleihe in nicht einmal vier Monaten. Allmählich fragen sich die Marktteilnehmer wie lange und vor allem wie heftig die gegenwärtige Marktbereinigung noch andauern wird – weitere Ausfallkandidaten stehen leider schon bzw. noch bereit.
Quelle: BondGuide-Research
Unternehmensangaben zufolge wurde der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Überschuldung und drohender Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft heute gestellt. Die Pleite beziehe sich dabei aller Voraussicht nach nicht nur auf die Holding, sondern möglicherweise auch auf die wesentlichen Tochtergesellschaften. So ergänzt MT-Energie, dass diese „unter Umständen ebenfalls Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen müssen“. Derweil hofft MT-Energie, nach der Umsetzung „erheblicher Restrukturierungsmaßnahmen“ und mithilfe eines neuen Investors den operativen Geschäftsbetrieb nach dem gerichtlichen Verfahren wieder aufnehmen zu können – „wenn auch in deutlich reduziertem Umfang“. Weitere Informationen liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor.
Bei MT-Energie klemmte der Gashahn bereits seit Längerem: Erst am 24. September musste das Biogasunternehmen erneut einräumen, dass das operative Geschäft einfach nicht in Schwung kommt. Mittels strukturellen Anpassungen und einem weiteren Personalabbau am Firmensitz in Zeven wollte der Anlagenbauer auf die Kostenbremse treten und seine Strategie den geänderten Marktgegebenheiten anpassen (BondGuide berichtete). Diesen Weg wollten die Darlehensgeber – allen voran die finanzierenden Banken – offenbar nicht länger mitgehen und stellten Kredite fällig.
Schon nach dem ersten Finanzhalbjahr war absehbar, dass MT-Energie voraussichtlich auch 2014 die in den Anleihe- und Kreditbedingungen vereinbarte Mindesteigenkapitalquote von 20% nicht würde einhalten können. Selbst unter Einbeziehung des nachrangigen Kapitals hatte sich die entsprechende EK-Quote von 9,6% im Vorjahr auf zuletzt magere 3,3% (Stichtag 30. Juni 2014) verringert. Da sowohl den Finanzierungspartnern als auch den Inhabern der ausstehenden Anleihe bei Verletzung der Eigenkapital-Covenant ein Sonderkündigungsrecht zusteht, hatte MT-Energie vorsorglich bei seinen Kreditgebern und dem gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger One Square Advisory neue Waiver-Anträge gestellt.
Diese werden allerdings nur so lange akzeptiert, wie für das jeweilige Unternehmen auch eine positive Fortführungsprognose gestellt werden kann. An einer solchen dürfte es dem Vernehmen nach zuletzt berechtigte Zweifel gegeben haben, was wiederum die Fälligstellung der Kredite erklären würde und in der Folge den Insolvenztatbestand der Überschuldung und drohenden Zahlungsunfähigkeit ausgelöst haben dürfte.
Wie es nun mit MT-Energie und seinen Stakeholdern weitergeht, wird das angestrebte Verfahren und die Zeit zeigen. Die im April 2012 im Düsseldorfer mittelstandsmarkt begebene MT-Energie-Anleihe notierte zuletzt nur noch bei etwa 10% – auch in diesem Fall nahm der Markt für Mittelstandsanleihen das drohende Insolvenzereignis lange vorweg.
Lesen Sie die jüngsten Entwicklungen rund um MT-Energie noch einmal im BondGuide-Rückblick.
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