Mittelstandsanleihen weiterhin selektiv attraktiv – Kommentar von Gerhard Rosenbauer, JFAM Führ Asset Management

Fondsmanager Gerhard Rosenbauer

Ein pauschaler Abgesang, wie er von manchen derzeit angestimmt wird, ist keineswegs angebracht. Investoren können mit Mittelstandsanleihen durchaus attraktive Zusatzerträge bei kontrollierbarem Risiko erwirtschaften, wenn die Anleihen gezielt ausgewählt und das Portfolio professionell gesteuert wird.

Jedes neue Marktsegment hat zunächst seine Kinderkrankheiten zu überwinden, um sich zu einer etablierten Asset-Klasse zu entwickeln. Wenig transparente Anleihekonstruktionen, eine unbefriedigende Performance, Ratings mit keiner oder einer zu geringen Aussagekraft und eine hohe Ausfallquote von rund 14% – das sind die von Finanzexperten erhobenen Hauptkritikpunkte an Mittelstandsanleihen. Zuletzt ist das Modeunternehmen Strenesse in die Schlagzeilen geraten, weil es offenbar Probleme bei der Rückzahlung seiner Anleihe hat.

Dies scheint viel Kritik für eine noch sehr junge Anlageklasse: Der Markt für Mittelstandsanleihen ist als Folge der Finanzmarktkrise entstanden. Die Refinanzierung von kleineren und mittleren Unternehmen durch die Banken war seinerzeit stark eingeschränkt: einen Ausweg bot der Kapitalmarkt. 2010 wurde die erste Anleihe emittiert. Seither ist der Markt auf ein Volumen von etwa 5 Mrd. EUR gewachsen. In der Regel bieten die Bonds einen Kupon von über 6% und sind daher für viele Anleger eine attraktive Alternative zu Sparzinsen, Staatsanleihen oder auch „traditionellen“ Unternehmensanleihen.

Probleme beschränken sich auf zwei Branchen
Bei einer differenzierten Betrachtung zeigt sich, dass es vor allem zwei Branchen sind, in denen massive Probleme herrschten: erneuerbare Energien und Mode. In anderen Bereichen gibt es viele erfolgreiche Unternehmen, die eine stabile Refinanzierung suchen und über ein interessantes und erfolgreiches Geschäftsmodell verfügen. Unter den Emittenten befinden sich meist so renommierte Markenartikler wie Underberg, Berentzen oder Seidensticker.

Doch auch wir sehen Verbesserungsmöglichkeiten für die Anlageklasse. Um dieses Bondsegment bei privaten und vor allem institutionellen Investoren in Deutschland zu etablieren, sind noch weitreichende Verbesserungen nötig. So zum Beispiel die Einführung von Mindeststandards für die Prüfung der Kapitalmarktfähigkeit von Unternehmen bei Ratingagenturen und Emissionshäusern. Letztere müssen darüber hinaus auf ein Mindestmaß an Liquidität auf dem Sekundärmarkt achten, da bislang viele Anleihen nach dem Börsenstart nicht oder nur in sehr geringem Umfang handelbar sind. Von ausschlaggebender Bedeutung aus Anlegersicht ist zudem eine verbesserte Transparenz und strenge Überwachung der Einhaltung von Informationspflichten der Emittenten.

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Gerhard Rosenbauer,
Leiter Portfoliomanagement

JFAM hat auf dem Gebiet der Mittelstandsanleihen Pionierarbeit geleistet und berät mit dem Johannes Führ Mittelstands-Rentenfonds AMI (ISIN DE000A0YAYH3) seit mehr als drei Jahren den ersten Publikumsfonds hierzulande, der in dieses Segment investiert. Alleinstellungsmerkmal des Rentenspezialisten ist die strategische Ausrichtung auf europäische Mittelstandsanleihen und Corporate Bonds.