Mittelstandsanleihen: …und weg bist Du – ein Kommentar von Fondsmanager Ralf Meinerzag, Steubing

Frankfurt am Main

Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag regelmäßig zum Markt für Mittelstands- und Hochzinsanleihen. Dieses Mal geht es um Schläge in die Magengrube von Investoren, namentlich um erst German Pellets, jetzt kürzlich abermals durch Steilmann – wie wird es weitergehen?

„… und weg bist Du“; Mittlerweile kommt man sich auf dem Markt für Mittelstandsanleihen schon ein bisschen vor, wie bei diesem alten Kinderspiel. Neu nun also weg: Steilmann SE.

Steilmann hatte Ende Februar, nur knapp fünf Monate nach dem Börsengang, Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Dortmund angemeldet. Zuvor waren Sanierungsverhandlungen erfolglos geblieben. Offizielle Begründung: Wegen schlechter Verkaufszahlen infolge des ungewöhnlich warmen Winters war das traditionsreiche Bekleidungsunternehmen Ende vergangenen Jahres in Schwierigkeiten geraten. Knapp fünf Monate ist her, da hat das Unternehmen noch versucht, über einen Börsengang frisches Geld zu bekommen. Man wollte Aktien im Wert von 100 Mio. EUR emittieren – der Markt war nur für 9 (!) Mio. EUR aufnahmefähig. Schon knappe zwei Monate nach dem Börsengang, sprach CEO Michele Puller nicht mehr von einem „moderatem Wachstum“, sondern schockte die Börse mit einer handfesten Gewinnwarnung. Es lag alles „am ungewöhnlich milden Wetter“.

Insgesamt hat Steilmann drei Anleihen mit einem Wert von rund 90 Mio. EUR auf dem Markt. Auch diese sind natürlich durch die Insolvenz stark ausfallgefährdet, auch wenn die Gläubiger dieser Anleihen als Fremdkapitalgeber immer noch etwas besser behandelt werden als die Zeichner der Aktienemission.

Steilmann-Boecker: Richtig gekleidet für das Bonddebüt? Quelle: Steilmann Boecker GmbH & Co. KG

Kopflosigkeit nicht nur beim Steilmann-Model

Drei dicke Dinger
Damit liegt 2016 nun das dritte Unternehmen vor, das die Gläubiger seiner Anleihen massiv enttäuscht hat. German Pellets (der Staatsanwalt ermittelt), Scholz und eben Steilmann. Es ist ein Schlag in die Magengrube aller Investoren.