Mittelstandsanleihen: Stürmisches Frühjahr – Heißer Spätsommer – ein Kommentar von Ralf Meinerzag, Steubing

Fallen im Herbst die nächsten Unternehmen?
KTG Energie hat Kredite von seinem Mutterunternehmen KTG Agrar bekommen, sowie sich am Markt für Mittelstandsanleihen refinanziert. Inwieweit die Insolvenzverwaltung von KTG Agrar die Kredite für KTG Ernergie fällig stellen kann oder will, ist letztlich nicht geklärt. Aber eindeutig geklärt ist, dass KTG Energie ein Glaubwürdigkeitsproblem hat und in den letzten Monaten ein Drittel weniger Auslastung ihrer Biogasanlagen hatte. Dies hat Alleinvorstand Christian Heck erst nach massivem öffentlichem Druck zugegeben. Jetzt kommen noch die Ernteausfälle von KTG Agrar dazu. „Die Ernteausfälle werden auch die Biogastochter KTG Energie treffen, die ebenfalls um ihr Überleben kämpft. Die KTG-Agrar-Betriebe sind die wichtigsten Substratlieferanten von KTG Energie. Das Unternehmen hat große Hoffnungen darin gesetzt, dass die Maisernte die weitgehend leeren Silos bald wieder füllt. KTG Energie drohen jetzt neue Probleme.“ (Finance Magazin online vom 01.09.2016)

Kalt erwischt wurden auch die Anleihegläubiger der Wöhrl AG, die sich Anfang September in ein Schutzschirmverfahren geflüchtet hat. „Auch die Modekette Sinn Leffers hat mittlerweile einen Insolvenzantrag gestellt. Für manchen Anleihegläubiger dürfte dabei eine Überraschung sein, dass diese nicht der Rudolf Wöhrl AG gehört, sondern der Familie Gerhard Wöhrl. Denn im Prospekt zur Anleihe hatte Wöhrl die Übernahme noch als einen Verwendungszweck für die Erlöse genannt.“ (FAZ vom 13.09.2016) Ob die Mittelverwendung rechtlich bindend war, darüber streiten sich die Gelehrten. Definitiv ist die Nicht-Kommunikation zu Anleihegläubigern ein weiterer Tropfen Vertrauensverlust für das Segment. Sanierungsexperten gehen davon aus, dass Anleiheinvestoren der Wöhrl AG mit höchstens 20% Quote rechnen können.

Meinerzag plus X

Fondsmanager Ralf Meinerzag (r.)

Zusammenfassend ist das Jahr 2016 für das Segment betrüblich – nicht nur wegen der Ausfälle, sondern auch wegen des beträchtlichen Imageschadens. Bei allen hier aufgeführten Insolvenzen haben wir es nicht nur mit Missmanagement zu tun, sondern auch mit einer nachhaltigen Kommunikationsverweigerung seitens der Unternehmen. Man kann schon fast von Selbstherrlichkeit der Unternehmer sprechen, wenn man beschreiben möchte, wie intransparent gegenüber den Investoren und der Öffentlichkeit gehandelt wird. Dies ist insbesondere schade, weil mittelständische Unternehmen zukünftig noch vermehrt den Zugang zum Kapitalmarkt benötigen werden, denn Banken werden aufgrund der immer härteren Eigenkapitalvorschriften sich aus diesem kleinteiligen Markt zurückziehen. Insofern hat das Segment für „Mittelstandsanleihen“ eine volkswirtschaftliche Bedeutung.

18. September 2016
Pressekontakt: Klaus-Karl Becker +49 172 61 41 955, klaus-karl.becker@steubing.com, www.germanmittelstandfund.de

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