Mittelstandsanleihen: Marken und Bilanzen – ein Kommentar von Ralf Meinerzag, Steubing

Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag regelmäßig zum Markt für Mittelstands- und Hochzinsanleihen. Dieses Mal: Modemarken und Bilanzen – bzw. unmodern und leckgeschlagen.

Irgendwie ist bezeichnend, dass immer im Herbst die deutsche Modeindustrie am Kapitalmarkt Farbe bekennen muss. Letztes Jahr floppte der Börsengang von Steilmann und in der Folge wurde Insolvenz angemeldet – damit war auch die Anleihe signifikant betroffen. Dieses Jahr befinden wir uns im Endkampf bei Wöhrl, Laurel oder Rene Lezard. Warum kommen gerade Anleihen von Modebranchen unter die Räder?

Volatil war die Modebranche schon immer. Insofern muss nicht überraschen, dass Banken diesen Unternehmen ungern bei einer Finanzierung helfen wollten. Deswegen griffen die Unternehmen auf das Finanzinstrument einer unbesicherten Anleihe zurück. Zudem hatten sie ja einen scheinbar unschlagbaren Vorteil: ihren beim Endkunden bekannten Markennamen. So musste man nicht mal den steinigen Weg gehen und institutionelle Investoren von der Werthaftigkeit der Anleihen zu überzeugen. Die Stücke konnten über die Börse an die Anleger verteilt werden. Hauptsache wir machen das IBO bekannt – der Rest geschieht von alleine.

In Wirklichkeit waren diese Anleihen von Anfang an auf Kante genäht. Das Konstrukt brach dann mit dem Wegfall eines starken Absatzmarktes letztendlich zusammen. Die kurze Zeit, in der das Fenster für Mittelstandsanleihen offen stand und sich vor allem Privatanleger auf alles stürzten, was hohe Zinsen und Sicherheit versprach, half den Unternehmen, weiter zu überleben. Sie hofften auf Besserungen, die nicht oder nicht im notwendigen Maß eintraten. Ihre Finanzierungssituation verbesserte sich nicht: Hohe Zinsen auf die Anleihen belasteten.

Mit Wöhrl steht der nächste Mode-Bond in den Startlöchern. Quelle: Rudolf Wöhrl AG

Aufverkauf bei Wöhrl?

Dass kleine deutsche Modefirmen zusätzlich zum Leidtragenden geopolitischer Turbulenzen werden könnten, damit hat wirklich kaum jemand gerechnet. Die Sanktionen gegen Russland führten dazu, dass dieser lukrative Markt zusammenbrach und Modefirmen u.a. deswegen Insolvenz anmelden mussten – oder unter den Schutzschirm flüchteten. Millionenfach geschädigt: Privatanleger. Professionelle Investoren waren schon beim Blick auf die Bilanzen skeptisch und haben mehr als zögerlich in die IBOs investiert. Zu der hohen Volatilität kommt auch noch, dass die geringen Margen die Modeunternehmen nachhaltig unter Druck setzen.

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