Mittelstandsanleihen: Grauer Oktober mit vielen Gläubigerversammlungen – ein Kommentar von Ralf Meinerzag, Steubing

Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag regelmäßig zum Markt für Mittelstands- und Hochzinsanleihen. Dieses Mal: Das ESUG entartet in einen Schuldenlastabwurf.

Die letzte Septemberwoche hatte es in sich. Wir waren so mutig unsere Insolvenz-Prognose im letzten Standpunkt zu KTG Energie aufrecht zu halten, obwohl das Unternehmen kurz vorher vom Insolvenzverwalter der KTG Agrar an die Gustav-Zech-Stiftung verkauft wurde. Am 27. September war es dann soweit: Einen Tag bevor der Kupon von 7,25% der 50 Mio. EUR Anleihe bezahlt werden musste, reichte das Unternehmen beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung ein.

Einen Tag vorher erwischte es die Versicherungsholding Enterprise, die eine Anleihe in Höhe von rund 40 Millionen Euro emittiert hatte. Das Rating von Creditreform für die Versicherungsholding „A-„ war top. Warum? Man hatte sich einen besonderen Gag für den deutschen Markt einfallen lassen. „Jahrelang warb die Versicherungsholding Enterprise für ihre Anleihen damit, dass sie Geld für Zins und Tilgung auf einem Extrakonto anspare. Nach der Insolvenz stellt sich heraus: April, April.“ (FAZ vom 04.10.)

Enterprise Holdings @Leeds United

Enterprise Holdings @Leeds United

Extrakonto ist eben kein notarielles Anderkonto. Somit fließen die hier eingezahlten Gelder direkt in die Masse und nicht an die Gläubiger. Im Nachhinein müssen sich die Investoren dieser Anleihe deutlich hinterfragen: Sind Sie nicht auf einen Marketinggag mit dem Extrakonto hereingefallen, ohne das zumindest bilanziell fragwürdige Versicherungsgeschäft intensiver zu betrachten und zu hinterfragen?

Am 29. September erwischte es auch den Bettwarenhersteller Gebr. Sanders. Man reichte einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren beim Amtsgericht ein. Das Unternehmen nannte als Grund die fehlende Prolongation einer Borrowing Base Finanzierung in Höhe von 5,2 Mio. EUR durch eine deutsche Großbank. Damit haben die Gebr. Sanders zuerst einmal bis zu drei Monate Zeit gewonnen: Der Schutzschirm schützt vor den Gläubigern.

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