Mittelstandsanleihen: Das leidige Thema Kuponhöhe – der Standpunkt von Ralf Meinerzag, Steubing German Mittelstand Fund

Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag (CIO des STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I) regelmäßig zum Markt für Mittelstandsanleihen und Fragen der Finanzierung kleiner und mittelgroßer Unternehmen. In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem leiden Thema: Was wäre die richtige Kuponhöhe?

Kupons sollen eigentlich Ausdruck des Risikos sein
Bisher sind Kupons eigentlich immer der Ausdruck des Risikos gewesen, das der Investor bereit ist einzugehen und wofür er sich bezahlen lässt – gerade auch im immer noch jungen Segment der Mittelstandsanleihen. Deswegen werden die Anleihen von kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMUs) auch dem Segment der Hochzinsanleihen zugerechnet. Überraschend ist jetzt eine Entwicklung der letzten Monate: Eigentlich wurde damit gerechnet, dass die bisherigen Kuponhöhen von 6 bis 8% für viele Unternehmen nicht mehr ausreichen würden, um sich am Kapitalmarkt finanzielle Unterstützung zu holen. Gerade auch in Zeiten häufiger Pleiten in diesem Segment, was die Risiken der Investoren noch einmal ins Scheinwerferlicht gerückt hat.

Ist das der richtige Weg?
Stattdessen haben Unternehmen in den letzten Monaten ihre bisherigen Mittelstandsanleihen ausgelöst und durch neue mit niedrigeren Kupons ersetzt. Hier geschieht etwas im Markt, was wir nicht nachvollziehen können. Wir halten es auch für ungesund. Risiko muss sich für den Anleger lohnen. So hat Katjes International eine im Juli 2011 begebene und im März 2012 aufgestockte Anleihe mit einem Kupon von 7,125% vorzeitig zurückgezahlt. Ursprünglich wäre die Anleihe 2016 fällig gewesen. Refinanziert wurde die vorzeitige Rückzahlung über eine Neuemission. Die neue im Jahr 2020 fällige Anleihe hat einen Kupon von  nur noch 5,5%. Damit wurde die Kuponhöhe fast um rund ein Viertel reduziert. Für den Markt halten wir diese Entwicklung für ein falsches Signal. Auch wenn hier 60 Mio. EUR innerhalb eines Tages von Investoren eingesammelt werden konnten, denken institutionelle Investoren intensiv darüber nach, sich dann eher in größeren und schon börsennotierten Unternehmen zu engagieren. Denn hier werden noch entsprechende Risikoprämien bezahlt.

Warum noch Mittelstand?
Es finden sich momentan Anleihen der Heidelberger Druck (Kupon 8%), Alba Group (Kupon 8%), Kirk Beauty (Kupon 8,75%) oder Selecta (Kupon 6,5%), die bei aus unserer Sicht niedrigerem Risiko mit deutlich höheren Prämien bei einer ähnlichen Laufzeit ausgestattet sind. Das ist momentan die Krux: Auf der einen Seite müssten Investoren eigentlich mit hohen Prämien in diesen doch leider immer noch mit großen Risiken behafteten Markt überzeugt werden – auf der anderen Seite sind Emittenten nicht bereit, angesichts Rekordniedrigzinsen einen entsprechenden Kuponaufschlag zu zahlen. Dementsprechend ist die Gefahr für dieses Segment groß, einen „Zwei-Fronten-Krieg“ um Investoren zu führen. Einerseits sind die Risiken teilweise unüberschaubar und der Ruf des Segments durch die Insolvenzen namhafter Unternehmen angeschlagen; anderseits sind die Risikoprämien, sprich die Kupons, schlichtweg teilweise unattraktiv. So fragen wir uns auf Dauer, warum wir dann gerade in den Mittelstand investieren sollen.

Fazit
Zusammenfassend ist die Situation momentan für Investoren nicht überschaubar. Schlechte Emittenten setzen ihre Kuponzahlungen aus; und gute Emittenten senken ihre Risikoprämien weit unter diejenigen anderer, gestandener Unternehmen.

Im „Standpunkt German Mittelstand“ äußert sich das Team um Ralf Meinerzag regelmäßig zum Markt für Mittelstandsanleihen und Fragen der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Der STEUBING GERMAN MITTELSTAND FUND I investiert u.a. in Mittelstandsanleihen aus dem deutschsprachigen Raum und bietet seinen Investoren die Möglichkeit, in das Segment der Mittelstandsanleihen diversifiziert und liquide zu investieren. Weiterführende Informationen erhalten Sie unterwww.germanmittelstandfund.de

 

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Seubing AG

Ralf Meinerzag, CIO, SGMF I, Steubing AG

21. Sep. 2015

Pressekontakt:
Klaus-Karl Becker +49 172 61 41 955,
Klaus-Karl.Becker@steubing.com

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