Martin Billhardt, PNE Wind: „Nicht zutreffend und konstruiert“

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Immer noch… Knartsch beim Windkraftprojektierer PNE, mindestens bis zum 16. Juni, der Hauptversammlung. Nach dem Interview mit CEO Martin Billhardt meldete sich Aufsichtsrat und Großaktionär Friedrichsen zu Wort. Daraufhin sah auch CEO Martin Billhardt noch einmal Aufklärungsbedarf: BondGuide sprach mit Billhardt abermals über die strittigen Punkte Überbewertung der gekauften WKN AG, Vergütungsstruktur bei PNE und Vertrauensbasis im Management.

Smart Investor: Herr Billhardt, PNE-Großaktionär Volker Friedrichsen spricht davon, dass Sie bei einem gemeinsamen Frühstück einstmals die hinterlegten Sicherheit von 4 Mio. EUR als „Entschädigung“ für einen zu hohen Kaufpreis der WKN AG gefordert hätten. Wie kommt vor diesem Hintergrund der nun im Raum stehende Betrag von 17 Mio. EUR zustande?
Billhardt: Ich habe im Februar 2014 aufgrund sich damals abzeichnender Projektverschiebungen insbesondere in Südafrika und Schottland sowie Projektrisiken darauf hingewiesen, dass wir als Vorstand die von Herrn Friedrichsen abgegeben Bilanzgarantien genau zu überprüfen haben. Insoweit ist es nicht richtig, wenn Herr Friedrichsen sagt, wir wollten ihn mit Schadensersatzansprüchen „loswerden“, da er sich in der Hauptversammlung im Juni 2014 kritisch zu Vergütungen von Aufsichtsrat und Vorstand geäußert hat. Er bezieht sich ja selbst auf das Gespräch von Februar 2014.

Smart Investor: Also wie nun?
Billhardt: Die 17 Mio. EUR, um die es heute geht, ergeben sich aus den 15 Projekten, die durch KPMG unter Zuhilfenahme forensischer Methoden als Falschbewertung identifiziert wurden. Bei den 4 Mio. EUR dagegen handelt es sich um einen auf einem Notaranderkonto zur Sicherheit einbehaltenen Gewährleistungseinbehalt. Jegliche Klärungsversuche mit dem ehemaligen Eigentümer der WKN wurden von ihm abgelehnt. Daher haben wir zum Schutz des Unternehmens und im Sinne aller Aktionäre, umgehend nachdem wir davon Kenntnis erlangt hatten, die Schadensersatzansprüche bis zum vertraglich vereinbarten Cap geltend gemacht. Ich bin mir sicher, dass die überwiegende Mehrzahl  der Aktionäre dies ebenso sieht und sich nicht dazu instrumentalisieren lässt, die Millionenklage abzuwenden.

Günstiger Wind für die geplante Anleihe von PNE? Quelle: PNE Wind AG

Smart Investor: Welches Bewertungsverfahren wurde denn dem Erwerb der WKN-Anteile zugrunde gelegt und inwiefern sind die damaligen Annahmen eingetreten bzw. eben nicht eingetreten?
Billhardt: Wir haben die Projekte nach DCF-Verfahren bewertet. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe mussten wir feststellen, dass die von KPMG identifizierten 15 Projekte falsch in den Büchern waren, wesentliche bewertungsrelevante Fakten wurden treuwidrig verschwiegen und stellen eine Überwertung von 17 Mio. EUR gemessen am ermittelten Unternehmenswert von 93 Mio. EUR dar. Dies führte dann auch zu den hohen Abschreibungen, die unser Ergebnis 2014 und damit unseren Kurs belasteten. Hinzu kommen Vorwürfe in Hinblick auf mögliche Kickbackzahlungen an ehemalige Organe der WKN und von Vestas, die dem Unternehmen einen Schaden in Höhe von ca. 18 Mio. EUR zugefügt haben. Wir arbeiten mit den Ermittlungsbehörden eng zusammen und hoffen, dass sich bald alles lückenlos aufklärt.

Smart Investor: Operativ läuft es doch eigentlich nicht übel. Wieso der Knartsch?
Billhardt: Diese Vorkommnisse verstellen den Blick auf den Erfolg von PNE Wind: Wir haben in den letzten fünf Jahren operativ im Durchschnitt im Konzern ein EBT von rund 7 Mio. EUR bzw. ein EBIT von rund 15 Mio. EUR pro Jahr erzielt. Da wir unser YieldCo-Modell vorantreiben und die Parks hierfür gebündelt an den Markt bringen, ergibt sich natürlich ein geringeres EBIT pro Jahr, dies wird erst mit dem für das zweite Halbjahr 2016 vorgesehenen Börsengang realisiert werden. Unsere Aktionäre und Investoren haben dies unserer Meinung nach verstanden und unterstützen uns in unserem Kurs. Die YieldCo ist ein Erfolgsmodell.

PNE Wind 2013-18 1J

Smart Investor: Nach Meinung von Herrn Friedrichsen hatte er die Vergütung von Aufsichtsrat und Vorstand schon auf der Hauptversammlung 2013 kritisiert. Warum kommen Sie ihm als größten Aktionär in dieser Frage nicht entgegen?
Billhardt: Mit keinem Wort hat er sich in der HV 2013 kritisch geäußert. Herr Friedrichsen war damals schon Aktionär und hat damals mit seinen Aktien für die heutige Vergütung des Aufsichtsrats gestimmt. Dies haben wir gesehen, da nach Subtraktionsprinzip abgestimmt wurde und er zur Enthaltung oder Ablehnung seine Kartenabschnitte in die Wahlboxen hätte werden müssen. Dies hat er für jeden erkennbar nicht getan. Die Vergütungen wurden der Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens angepasst bzw. sind an diese gekoppelt. Sie besteht bei mir zu einem Drittel aus einem Fixbetrag, der unter dem Durchschnitt von SDAX, MDAX, DAX etc. liegt. Zwei Drittel der Vorstandsvergütung setzen sich aus variablen Teilen zusammen. Erfolgreiche Jahre, wie bei den Verkäufen an Dong 2012 und 2013, führen zu einer hohen Vergütung im Folgejahr. So kann in Jahren, in denen wir wenige Projekte verkaufen und weniger Umsatz erreichen, der Eindruck entstehen, der Vorstand würde viel verdienen. Dies ist nicht zutreffend und konstruiert.

Smart Investor: Herr Billhardt, danke für das neuerliche Gespräch.

Interview: Christoph Karl, Smart Investor Magazin

[Anm. der Redaktion: Volker Friedrichsen gab uns gegenüber nach diesem Interview hier an, dass er tatsächlich erst im Nachgang zur Hauptversammlung 2013 die Kritik an der Vergütung äußerte, die Frage nach der Kritik „AUF der Hauptversammlung“ ist insofern nicht zutreffend.]

Hier zu Teil I des Friedrichsen-Interviews (5. Juni 2015)
Und hier zur Anleihe 2013/18.