Kein Ende bei der EZB-Politik des billigen Geldes in Sicht

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrem Kaufprogramm für Anleihen eher noch einen Schnaps oben drauf legen wird, orakelten wir bereits vor zwei Wochen. Hatten sich doch zuletzt führende Notenbanker – einschließlich Mario Draghi – bereit gezeigt, die Geldschleusen falls nötig noch weiter zu öffnen, nachdem die EZB ihre Inflationserwartungen und die Wachstumsprognose senkten. Im Jahresvergleich stark gefallene Ölpreise sorgen weiter für erheblichen Druck auf die Teuerung in der Eurozone.

So ist die Inflation im Euroraum im September erstmals seit März wieder auf minus 0,1% gefallen, was die EZB unter anhaltenden Zugzwang setzt. Von der Zielinflationsgröße in Höhe von rund 2% sind die Notenbanker jedenfalls weit entfernt.

Nun wird die ABN Amro konkret mit ihrer Prognose, dass der Schnaps oben drauf rund 20 Mrd. EUR betragen möge, um den die EZB ihr Ankaufprogramm pro Monat auf dann 80 Mrd. EUR aufstocken werde. Bisher galt, dass das Programm bis September 2016 laufen soll, allerdings dürfte sich Mario Draghi auch hier eine Hintertür zur Verlängerung offen halten. Vor diesem Hintergrund sehen die Strategen der ABN Amro die Renditen zehnjähriger Bunds bei 0,50% gegenüber 0,70% zuvor.

Auch Standard & Poor’s (S&P) geht von einer Verlängerung der Anleihekäufe durch die EZB aus. Die Ratingagentur erwartet, dass der geplante Kaufstopp von September 2016 auf Mitte 2018 verschoben wird. Dies würde rein rechnerisch eine Ausweitung des Kaufvolumens von 1,1 Billionen auf 2,4 Billionen EUR bedeuten. Der Markt stimmt sich also auf eine Geldschwemme ein, die deutlich länger anhalten wird, als zunächst gedacht. Wie lange die Politik des billigen Geldes andauert, wird damit immer ungewisser.

Völlig anders präsentiert sich die Situation in Indien. Dort hat die Zentralbank den Leitzins bereits zum vierten Mal in diesem Jahr gesenkt. Die Wirtschaft erhole sich zaghaft und solle durch niedrigere Zinsen weiter angeschoben werden, erklärte die Notenbank. Im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern hat Indiens Notenbank noch genügend Spielraum nach unten. Der Leitzins wurde um 0,5 Punkte auf 6,75% gesenkt – und steht damit so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr.

Niederländischer Versicherer am Kapitalmarkt aktiv
In der vergangenen Berichtswoche hielten sich die Unternehmen mit Neuemissionen sehr zurück. Im Fokus bei den Banken standen Themen wie die Abgaskrise bei Volkwagen, die Wachstumsangst in China oder aber der Preisverfall an den Rohstoffbörsen.

wie-we-zijn-1Lediglich der niederländische Versicherer ASR Nederland NV begab einen nachrangigen Bond (WKN A1Z7BV) im Volumen von 500 Mio. EUR. Das Papier hat eine Laufzeit bis zum 29.09.2045. ASR hat sich allerdings diverse Sonderkündigungstermine beginnend mit dem 29.09.2025 festschreiben lassen. So kann das Papier einseitig vom Emittenten jährlich ab diesem Termin zum 29. September zu 100% gekündigt werden. Der Investor erhält bis zum 29.09.2025 einen fixen Kupon in Höhe von 5,125% jährlich. Danach richtet sich die Verzinsung nach dem dann aktuellen fünfjährigen Swapsatz +520 bps. Der Bond wurde mit +420 bps über Mid Swap gepreist was einen Ausgabepreis von 99,61% ergab. ASR hat für diesen Bond eine Mindestanlagesumme von nominal 100.000 EUR gewählt, deshalb richtet sich diese Anleihe vorwiegend an institutionelle Investoren.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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