Investoren zeigen Russland die kalte Schulter

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Der Konflikt um die Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen wirken sich auf die Kapitalmarktfähigkeit Russlands heftiger aus, als es Vladimir Putin lieb sein kann. Erneut hat das Finanzministerium in Moskau gestern eine Versteigerung von Anleihen, die in Rubel begeben werden sollten, abgebrochen und als gescheitert erklärt. Geplant war eine Auktion mit einem Emissionsvolumen von umgerechnet lediglich 202 Mio. EUR und einer Laufzeit von neun Jahren. Doch nicht mal dieses Angebot konnte ordentlich am Markt platziert werden.

Damit zeigen die Investoren Moskau die kalte Schulter, nachdem bereits in der Vergangenheit ähnliche Auktionen mehrfach gescheitert waren. Aufgrund der politischen Unsicherheiten, erscheinen den Anlegern die Risiken weiterhin als zu groß und die entsprechenden Risikoaufschläge als zu klein. Noch sind die Kassen Russlands gut gefüllt, aber es gibt zu denken, dass dem drittgrößten Schwellenland schwindende Investitionsbereitschaft widerfährt.

Entsprechend standen auch Altanleihen der russischen Föderation an den deutschen Börsen unter Druck. So rutschte ein auf Rubel lautender Bond (WKN A1G10S) mit Laufzeit Februar 2027 auf 94% ab und rentiert nun mit ca. 9,05%. Ebenso erging es einer Staatsanleihe (A1HQXU) mit Fälligkeit September 2020, die bei 100,20% eine Rendite von 3,35% aufweist und in Euro begeben wurde.

Werden Lebensversicherer zur Achillesferse der Finanzbranche?
In Zeiten einer dauerhaften Niedrigzinsphase können verschiedene Lebensversicherer immer mehr zum Problem werden. Davor warnte zum wiederholten Male die für die Überwachung zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in persona des verantwortlichen Chefaufsehers für die Versicherungen, Felix Hufeld. Denn galt bisher der Ansatz, dass große Unternehmen über eine höhere Finanzkraft verfügen und somit Mindererträge besser ausgleichen können, wird dies inzwischen mit anderen Augen gesehen. Eine Mischung aus falscher Anlagepolitik, hohen Verwaltungskosten und überteuerten Garantieansprüchen der Versicherten aus der Vergangenheit können für jedes Unternehmen zur Gefahr werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Warnung nur ein Hinweis auf mögliche Probleme ist und es keinen konkreten Anlass zur Sorge gibt.

6809ba142fSicherlich stellt die momentane Zinspolitik der Notenbanken für alle Versicherer weltweit eine schier unlösbare Aufgabe dar, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, wenn man sich nach anderen Möglichkeiten für Investitionen umschaut. Vor diesem Hintergrund hat sich die Immobilientochter des Versicherungs-Konzerns Allianz zum Kauf der Düsseldorfer Kö-Galerie entschieden. Not macht bekanntlich erfinderisch, und hierbei wird der Versuch unternommen, neue Wege zu beschreiten und so der Niedrigzinspolitik entgegenzuwirken. Zum gleichen Zeitpunkt warnt allerdings der Chef der Commerzbank AG, Martin Blessing, angesichts der Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen vor neuen Blasen an den Finanz- und Immobilienmärkten. Dieser Hinweis ist sicherlich begründet, denn mit Hilfe der Zinspolitik werden alle Finanzierungslücken in einer unverantwortlichen Art und Weise zu einer riesigen Halde aufgetürmt, die von der nachfolgenden Generation nicht mehr abgetragen werden kann.

Aber warum soll in der Finanzpolitik mehr Weitsicht an den Tag gelegt werden als in der Umwelt- und Energiepolitik?

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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