Interview mit Johann Schmid-Davis zur Neuemission Hörmann Finance II: „Wollen die Vorteile des Kapitalmarkts langfristig nutzen und Investoren Kontinuität bieten“

Hörmann Industries veröffentlicht vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2016

Interview mit Johann Schmid-Davis, CFO, Hörmann Finance GmbH, über das neue Anleihevorhaben, gelebte Kapitalmarkttreue – und Blicke in den Spiegel

BondGuide: Herr Schmid-Davis, Anfang des Jahres ist der Namensvetter der Unternehmensgruppe, Alfons Hörmann, ausgeschieden, was unter anderem auch Auswirkungen auf den ansonsten sehr stabilen Anleihekurs hatte.
Schmid-Davis: Alfons Hörmann war anfangs Beirat, ab 2010 CEO der Hörmann-Gruppe. Anfang 2016 ist Alfons Hörmann, der ja bekanntermaßen Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds ist, ausgeschieden. Hier hätten wir tatsächlich besser bzw. klarer erklären können, dass lediglich ein Namensvetter, nicht aber ein Familienangehöriger die Hörmann Finance Gruppe verlässt. Wir haben dies noch im Rahmen einer Telefonkonferenz gegenüber unseren Investoren erläutert, auf diesem Wege allerdings nicht die breite Masse erreicht.

BondGuide: Zumal das Ausscheiden Anfang Februar in eine sehr angespannte Marktphase fiel.
Schmid-Davis: Das ist richtig. Das Ausscheiden fiel in den Zeitraum der Insolvenzmeldung von German Pellets. Daher sackte nach unserer Meldung der Kurs der Hörmann-Anleihe von einem Tag auf den anderen von 104 auf rund 97% ab.

BondGuide: War das ein Problem?
Schmid-Davis: Nein, zwei Wochen später notierte der Kurs wieder über 100%.

„Wir reduzieren jetzt unsere Fremdkapitalposition deutlich, wie auch die erforderlichen Aufwendungen dafür.“

BondGuide: Wie abhängig ist Hörmann von der Automobilkonjunktur und was betrachten Sie als das größte Einzelrisiko für das Unternehmen?
Schmid-Davis: Aktuell ist es so, dass wir mit unserem Geschäftsbereich Automotive ca. 79% der Konzernumsätze erzielen. Davon entfällt allerdings die Hälfte auf die Rohstoffkosten für Stahl, wo wir aufgrund der bestehenden Verträge mit unseren wesentlichen Kunden keine Preisrisiken tragen. Zudem treiben wir die Diversifizierung unseres Geschäftsmodells durch die Stärkung der Bereiche Engineering und Kommunikation weiter voran. Beispielsweise durch die mehrheitlichen Übernahmen der Funkwerk AG und der VacuTec Messtechnik GmbH noch in diesem Jahr. Nach einer Vollkonsolidierung werden wir künftig voraussichtlich in allen drei Geschäftsbereichen ähnlich hohe operative Ergebnisse erzielen können. Nichtsdestotrotz ist eine Wirtschaftskrise mit den Ausmaßen wie 2009 für jedes Unternehmen schwer vorhersehbar und somit auch ein Risiko für Hörmann Finance.

Hörmann Finance schweißen II

BondGuide: Was ist der Grund für die vorzeitige Refinanzierung der Altanleihe durch eine neue Anleihe?
Schmid-Davis: Zum einen ist das Zinsniveau heute bekanntlich ein anderes als 2013, was sich hoffentlich in einem niedrigeren Kupon widerspiegeln wird. Zum anderen benötigen wir dieses Anleihevolumen von 50 Mio. EUR heute gar nicht mehr. 2013 wollten wir damit maßgeblich ein neues Werk in Russland finanzieren. Nach der erfolgreichen Anleiheplatzierung zog jedoch die Krimkrise auf und der Investitionsplan musste damit aufgegeben werden. Insofern reduzieren wir jetzt unsere Fremdkapitalposition deutlich, wie auch die erforderlichen Aufwendungen dafür. Das, was ggf. über die 30 Mio. EUR Anleihevolumen hinaus benötigt würde, erhalten wir zukünftig über eine „atmende“ Konsortialkreditlinie mit unseren Hausbanken, die unsere Finanzierungsstruktur perfekt ergänzt.

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