Interview mit Dr. Andreas Schneider-Neureither: „Zeitersparnis ist ein teures Gut. Das ist, womit SNP punktet.“

Der Softwarespezialist SNP Schneider-Neureither & Partner AG hat gerade erst 75% an der RSP Salaske & Partner Unternehmensberatung erworben, weitere Zukäufe sollen folgen. Gestemmt werden soll dies unter anderem über eine Unternehmensanleihe – BondGuide sprach mit dem Gründer und Vorstandsvorsitzenden über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von SNP.

Interview mit Dr. Andreas Schneider-Neureither, Gründer und Vorstandsvorsitzender, SNP Schneider-Neureither & Partner

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BondGuide: Herr Dr. Schneider-Neureither, Sie erwirtschaften „eigentlich“ ja ganz auskömmliche Margen. Aber 2013 scheint doch erklärungsbedürftig.
Schneider-Neureither: Das stimmt – von außen kann man nicht unbedingt wissen, was da war. SNP befand sich seit 2012 in einer Transaktionsphase. Wir hatten seinerzeit parallel einen Software- und einen Beratungsvertrieb eingesetzt. Diese zwei Abteilungen haben sich, sagen wir mal, nicht optimal miteinander verstanden. Ferner hatten wir zwei Großprojekte laufen, die sehr viele Mitarbeiter banden. Wenn solche Projekte irgendwann auslaufen, fehlt das Futter, um die Mitarbeiter weiter auszulasten. Teilweise betrug die Auslastung nur noch 30 bis 40%. Das war natürlich ineffizient.  

BondGuide: Das könnte also so nicht wieder ablaufen?
Schneider-Neureither: Nein, absolut nicht. Den aktuellen Großauftrag in den USA stemmen wir allein schon aus Praktikabilitätsgründen mehrheitlich mit Externen vor Ort. Wir nehmen praktisch jeden, den wir bekommen können. Wir waren 2012/13 vielleicht ineffizient, aber zum Glück haben wir nicht all diese wertvollen IT-Spezialisten freigesetzt. Denn die sind schwer zu kriegen. Jetzt brauchen wir sie mehr denn je.

SNP

BondGuide: Mir ist bekannt, dass Sie Ihren Software-/Beratungs-Mix in der Zukunft ja erst noch verschieben möchten, aber könnten Sie trotzdem eine Größenordnung bei den möglichen Margen geben, die ungefähr hinkommt?
Schneider-Neureither: Es ist eine bekannte Weisheit in der IT-Branche, dass ein hoher Software-Anteil Ihre Margen steigert. Software ist bei jedem Projekt dabei, die Frage ist nur: wie viel? Bei uns vielleicht 15 bis 20%. Unser Ziel sind 25%, also ein Verhältnis eins zu vier Software zu Beratung. Der konventionelle Beratungsansatz in der Branche hat ein Verhältnis von lediglich eins zu zehn.

BondGuide: Das sieht ein wenig wie ein Zielkonflikt aus: Wenn Sie einem Kunden mehr Beratung „aufschwatzen“, könnte ihr Umsatz bei einem Projekt womöglich doppelt so hoch ausfallen – Berater werden doch nach Zeit bezahlt.
Schneider-Neureither: Tatsächlich könnte er das vielleicht. Es ist aber gerade unser Alleinstellungsmerkmal, dass die SNP-Software für Veränderungsmanagement Projekte in der Hälfte oder einem Drittel der herkömmlichen für einen Merger o.ä. veranschlagten Zeitspanne ermöglicht. Deswegen werden wir ja engagiert. So auch bei dem erwähnten Riesenprojekt in den USA: Die hatten gute Gründe, uns zu wählen. Sehr stark beratungslastige IT-Dienstleister sind erheblich austauschbarer als wir es sind. Zeitersparnis ist ein teures Gut. Das ist, womit SNP punktet.

BondGuide: Wieso gibt es für SNP überhaupt ein bis zwei attraktive Übernahmeobjekte pro Jahr, wie Sie als Richtschnur kommuniziert hatten – warten die nur auf SNP?
Schneider-Neureither: Anfang der 90er Jahr gab es eine immense Gründungswelle, als SAP mit R3 loslegte. Diese Leute sind jetzt aber 20 bis 25 Jahre älter und stehen oftmals vor dem Ruhestand. Wir hingegen haben uns überlegt, wie wir unsere Wertschöpfungskette verlängern, mindestens aber mal komplett abbilden können.

BondGuide: So wie zuletzt mit RSP Salaske?
Schneider-Neureither: Die fallen genau in unser Raster: ungefähr 70 Leute, weder zu groß noch zu klein, Vater und Sohn im Management. Wichtig ist für uns auch, dass ein Zukauf auf Stand-alone-Basis zurechtkommt und nicht von SNP umsorgt werden muss. Was wir also ganz sicher auch nicht machen, ist, nach einer Übernahme das Firmenschild austauschen und sagen: „Ihr seid ab heute SNP und nicht mehr RSP Salaske“. Wir haben schon mehrere Zukäufe hinter uns und alle sind prima integriert.

Übersicht is key

Übersicht is key

BondGuide: Was haben Sie eigentlich Ihren Bondholdern erzählt, denn die emittierte Anleihe ist aufgrund des Verwendungszwecks wie auch Ihrer erläuterten Unternehmensstrategie doch eher ein Eigenkapitalthema?
Schneider-Neureither: Da haben Sie Recht, in der Tat haben wir mit den Investoren ausgiebig darüber diskutiert. Viele haben deshalb nach einem Wandler gefragt, z.B. mit einem Ausübungspreis 30-40% vom Strike entfernt. Allerdings hätte eine Wandelanleihe aufgrund unserer guten Kennzahlen dann auch nur einen Kupon von vielleicht 3,5% bedeutet. Dieser Interessenlage haben wir deshalb mit einem Kupon von 6,25% Rechnung getragen.

BondGuide: Herr Dr. Schneider-Neureither, danke dass Sie uns inmitten all Ihrer aktuellen Verpflichtungen noch Rede und Antwort stehen konnten!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

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