Hilferuf der EZB an die Regierungen

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Seit Monaten bemüht sich die Europäische Zentralbank (EZB) nun mit immer weiteren Lockerungen der Geldpolitik, der Eurozone eine Deflation zu ersparen – ohne spürbaren Erfolg, die Preise fallen dennoch.

Vor diesem Hintergrund sieht Österreichs Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny die Euro-Länder am Zug und fordert von ihnen Schützenhilfe zur Ankurbelung der Konjunktur. Natürlich könne die EZB eine Deflation verhindern, so seine These, aber Geldpolitik reiche nicht aus, um tatsächlich Wachstum zu schaffen, sagt er.

Diese Aussage birgt angesichts Nowotnys Mitgliedschaft im geldpolitischen Rat der EZB eine gewisse Brisanz, ist er doch mit den Überlegungen im Inneren der EZB vertraut. Bislang hält EZB-Chef Mario Draghi an dem Ziel fest, die Kreditvergabe im Euroraum mit einer Mischung aus einer aggressiven Nullzinspolitik, Strafzinsen für Banken und einem gigantischen Wertpapierkaufprogramm anzukurbeln. Damit aber ist die EZB allmählich mit ihrem Latein am Ende. Denn viel mehr als einen negativen Leitzins kann sie kaum liefern. „Wir füllen die Tränke, aber die realwirtschaftlichen Impulse müssen von woanders kommen“, heißt das mit den Worten Nowotnys. Damit wirken seine Aussagen wie ein Hilferuf der EZB an die Regierungen, ihrerseits doch ihren Beitrag zur Gesundung der Konjunktur in Euroland zu leisten.

Inzwischen hegt auch Wolfgang Schäuble öffentliche Zweifel an der ultralockeren Geldpolitik der EZB – allerdings zunächst in einem anderen Kontext. Man könne nicht bestreiten, dass die Auswirkungen der Geldpolitik in Deutschland zunehmend euroskeptische Bestrebungen in einem wachsenden Teil der Bevölkerung nährten, gab der Bundesfinanzminister zu Protokoll. Vor allem bei der älteren Bevölkerung stoßen die niedrigen Zinsen auf Ablehnung – trotz niedriger Inflation. Preisstabilität aber kann laut Schäuble nicht bei null sein, sondern muss bei rund 2% liegen. „Wenn es nicht ein bisschen mehr wird“, so Schäuble, „wird es in der Wahrnehmung weniger.“

Damit nimmt der Bundesfinanzminister indirekt zu den Sorgen der Lebensversicherer Stellung, die mit einem Zinssatz von null nicht mehr wirtschaften können. Dadurch sind auch die privaten Renten bedroht, die auf einem Garantieversprechen der Versicherer beruhen. Nicht von ungefähr hat der Internationale Währungsfonds (IWF) dieser Tage vorgeschlagen, Versicherern künftig das Vorhalten eines Eigenkapitalpuffers vorzuschreiben. Neben der Schwankungsanfälligkeit des Aktienmarkts erachtet der IWF die niedrigen Zinsen als ein bedeutendes Risiko für die Branche. Doch sollten nun auch noch Versicherungen hoch liquide Wertpapiere kaufen müssen, so würde zusätzliches Öl ins Feuer der Negativzinsen gegossen werden.

Dass die niedrigen Zinsen auch Schäuble beunruhigen, hat er bisher eher vermieden zu sagen und sich auf die Position zurückgezogen, dass die EZB unabhängig sei. Jetzt aber ließ er erstmals durchblicken, dass ihn das Thema sehr wohl umtreibt. Eine öffentliche Debatte darüber wird aber von der Bundesregierung tunlichst unterlassen, dürfte diese doch zu einer gewissen Verunsicherung bei den Rentnern und den Sparern führen. Das will man partout vermeiden.

Neuemissionsflut kommt Investoren gelegen
Verwunderlich ist es nicht, dass sich nahe dem Renditetief diverse Unternehmen die günstigen Finanzierungskonditionen am Kapitalmarkt sichern wollen. Nachdem erst vor kurzem die Deutsche Post aktiv wurde, hat sich nun das ebenfalls im Transportwesen tätige US-amerikanische Unternehmen Fedex Corporation mittels vier Bonds insgesamt 3 Mrd. EUR beschafft.

OurStory_Facts_Corporate_FinalDie Ausstattung der einzelnen Anleihen richtet sich nach der Laufzeit und stellt sich wie folgt dar: WKN: A18ZZ5 / 2019 als Floater (3-Monats-Euribor +55 bps), A18ZZ6 / 2020 mit 0,50% p.a., A18ZZ7 / 2023 mit 1,00% p.a. sowie A18ZZ8 / 2027 mit einer Zinszahlung von 1,625% p.a. Bei allen Anleihen wurde eine Mindestanlagesumme von nominal 100.000 EUR festgelegt und mit Ausnahme des Floaters wurde auch immer ein optionales Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option) festgeschrieben.

Ebenso aktiv war das im Pharmasektor ansässige französische Unternehmen Sanofi. Es wurden spielend 1,8 Mrd. EUR als Tri-Bonds am Markt platziert. Bei der ersten Anleihe handelt es sich um einen Zerobond (A18ZSB) im Volumen von 500 Mio. EUR mit Fälligkeit am 05.04.2019. Das Papier wurde mit 99,85% und somit +17 bps über Mid Swap emittiert.

18932707769_d9a5449584_bDie zweite im Bunde ist eine 8-jährige Anleihe (A18ZSC), die 600 Mio. EUR schwer ist. Das Papier bietet dem Investor einen jährlichen Kupon in Höhe von 0,625% bis zum Laufzeitende am 05.04.2024. Die Anleihe wurde mit +37 bps über Mid Swap gepreist und folglich zu 99,38% emittiert. Eine 12-jährige Anleihe (A18ZSD) im Volumen von 700 Mio. EUR komplettiert das Dreigestirn. Es werden jährlich Zinsen in Höhe von 1,125% bis zum Laufzeitende am 05.04.2028 bezahlt. Gepreist wurde mit +50 bps über Mid Swap bzw. bei 99,13%.

Sanofi entschied sich bei allen hier aufgeführten Anleihen für die Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR und mit Ausnahme des Zerobonds besitzen alle Papiere ein optionales Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option).

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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