Hauptsache, die Null steht beim Klassenprimus

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Es ist ein bisschen wie im Fußball. Auch für die Regierungskoalition gilt derzeit das Motto „Hauptsache, die Null steht“, wie es vor allem bei defensiv orientierten Trainern so beliebt ist. Genauer gesagt, heißt das Motto für Berlin „Hauptsache, die schwarze Null steht“, an dem Kanzlerin Angela Merkel partout festhalten will, obwohl die Wachstumsprognosen drastisch nach unten korrigiert werden mussten.

Wenn Deutschland von seinem Stabilitätskurs abweicht, so Merkels Credo, liefert der Klassenprimus in Euroland Gründe für andere, dies ebenfalls zu tun. Mehr Schulden in Deutschland schaffen kein Wachstum in Italien, Frankreich, Spanien oder Griechenland, sekundiert ihr dazu Vizekanzler Sigmar Gabriel, und die schwarze Null wird zum Dogma erhoben. Aber das ist gefährlich, weil es zu Denkblockaden führen kann.

Denn Dogmen sollte man nie als alternativlos ansehen. Sonst könnte man übersehen, dass es Deutschland – ungeachtet der Probleme in den anderen Euroländern – an Investitionen in seine Infrastruktur fehlt. Gemeint sind neben den teilweise maroden Verkehrswegen Schiene und Straße auch ein schnelles Internet sowie der Bereich Bildung, in das sich zu investieren lohnen würde. Die private und öffentliche Investitionslücke wird von der IG Metall auf satte 100 Mrd. EUR jährlich beziffert. Passend dazu sagt der Industrieverband BDI, Investitionen zu erhöhen, sei für dieses Land kein zusätzlicher Luxus, den man sich genehmige. Es sei vielmehr absolut notwendig!

Dem würden die Koalitionspartner in Berlin wahrscheinlich gar nicht widersprechen, nur eben muss die schwarze Null stehen. Sonst gibt es auch keine neuen Investitionen, wären sie auch noch so sinnvoll. Der Spielraum, den man für beides hatte, sinnvolle Investitionen und einen ausgeglichenen Haushalt, ist freilich schon verspielt worden – etwa durch die Senkung des Rentenalters auf 63 Jahre.

Den Spielraum schränkt auch die schwächelnde Konjunktur ein. Denn neben den anderen Eurokernstaaten Frankreich und Italien droht nun auch Deutschland, das inzwischen mit einer fallenden Industrieproduktion und sinkenden Exportzahlen zu kämpfen hat, in die Rezession abzurutschen. Auf der jüngsten IWF-Tagung in Washington waren daher die Ratschläge: „Deshalb doch, bitteschön, mehr Geld auszugeben“, zum Missfallen von Finanzminister Wolfgang Schäuble nicht zu überhören. Denn schließlich will Schäuble auch die schwarze Null sehen!

Wie schnell dann die Null verspielt werden kann, hat am vergangenen Dienstag das deutsche Team gegen die irische Fußballnationalmannschaft erlebt. Just als alle schon dachten, die Null steht, ist sie doch noch gefallen.

Wirtschaftliche Unsicherheit stoppt Emissionswut
Gegenüber der Vorwoche übten sich die Emittenten am Primärmarkt für Corporate Bonds größtenteils in Zurückhaltung, da sich infolge der wirtschaftlichen Unsicherheit oftmals kein Refinanzierungsbedarf einstellt.

Dennoch wagte das französische Dienstleistungsunternehmen INFRA FOCH SAS mittels zweier Anleihen den Gang an den Kapitalmarkt. Eine Tranche (A1ZQ91) im Volumen von 500 Mio. EUR ist mit einem Kupon von 1,25% ausgestattet und am 16.10.2020 endfällig. Der Emissionsspread belief sich auf +72 bps über Mid Swap. Die zweite Tranche (A1ZQ92) ist am 16.04.2025 endfällig und hat einen Kupon von 2,125%. Die Emission hat ein Volumen von 450 Mio. EUR und wurde bei einem Emissionsspread von +100 bps über Mid Swap begeben.

GEnMAAuch die Kundenkreditgesellschaft von General Motors hat unlängst einen Betrag von 500 Mio. EUR am Kapitalmarkt aufgenommen. Hierzu wurde eine Anleihe (A1ZQ4T) emittiert, die mit einem Kupon von 1,875% ausgestattet ist. Die Endfälligkeit wurde auf den 15.10.2019 datiert und der Emissionskurs von 99,882% entsprach einem Emissionsspread von +145 bps über Mid Swap.

Die genannten Emissionen zielten jedoch aufgrund der Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR verstärkt auf institutionelle Anleger ab.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Finden Sie relevante Informationen und Kurse rund um das Thema Anleihen auf Baader Bondboard.