Der Erotikkonzern steckt derzeit offenbar wenig sexy in einer tiefen Krise – die Konkurrenz aus dem Internet scheint übermächtig und zwingt den Pionier in Sachen Erotikhandel radikal umzudenken. Ein tiefgreifendes Restrukturierungsprogramm, dem auch das traditionelle Kataloggeschäft zum Opfer fällt, soll die entscheidende Wende bringen – allerdings nicht ohne vorherige erneute Ergebnisrevidierung!
– Einstellung des klassischen Kataloggeschäfts – der letzte Katalog erscheint zum Valentinstag
– Schrumpfung des Filialnetzes (16 der 78 Shops werden geschlossen, 13 davon in den Niederlanden)
– Produktfokussierung auf Frauen und Paare
– Personalabbau: durch Einstellung des Kataloggeschäfts und Filialschließungen verlieren 90 Mitarbeiter ihren Job + zusätzliche Stellenstreichungen in einzelnen Funktionsbereichen wie Logistik und Administration; insgesamt werde gut ein Viertel der rund 595 Stellen abgebaut
– Reduzierung der Warenvorräte in „wirtschaftlich sinnvollem Umfang“
– Währungsabsicherungsgeschäfte
Durch die weitestgehend bereits eingeleiteten Maßnahmen soll zunächst die Ertragslage von Beate Uhse stabilisiert und in der Folge die Liquidität gestärkt werden. Die dadurch frei werdenden Mittel investiert das Unternehmen in zusätzliche Marketing- und Vertriebsaktivitäten: So werde durch umfassende Werbung der Onlinehandel gestärkt und die Umsetzung der Neuausrichtung hin zu einer Erotik-Lifestyle-Marke konsequent vorangebracht. Dabei setzt Alleinvorstand und CFO Kees Vlasblom offenbar verstärkt auf das Einzelhandel- und E-Commerce-Geschäft.
Zunächst dürften sich die operativen und organisatorischen Restrukturierungsmaßnahmen jedoch erneut negativ auf das 2015er Konzernergebnis auswirken. Für das Gesamtjahr stellt Beate Uhse einen Erlös von 128 Mio. EUR sowie einen operativen Verlust (EBIT) zwischen 13 Mio. und 15 Mio. EUR in Aussicht. Ursprünglich sollten 2015 ein Umsatz von 134 bis 139 Mio. EUR und ein positives Ebit zwischen 2 und 5 Mio. EUR eingefahren werden – mit der Gewinnwarnung vom 28. Oktober 2015 hatte der Beate-Uhse-Vorstand diese Prognose bereits gekappt.
Verantwortlich für die nun erneute umsatz- und Gewinnwarnung seien u.a. Kosten für Abfindungen, Drohverluste für bestehende Mietverträge der zu schließenden Shops sowie Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen.
Die ausstehenden Wertpapiere des Erotikkonzerns reagierten erwartungsgemäß heftig: Die Aktie brach erneut um über 13% auf nur noch 0,16 EUR ein. Die im Entry Standard umlaufende 7,75%-Anleihe (2014/19) präsentiert sich ebenfalls schon seit Längerem wenig sexy: Im gestrigen Handel büßte der 30-Mio.-EUR-Bond weitere 17% auf nur noch 25% ein. Allein in den letzten drei Monaten verbuchte die Anleihe in der Summe einen Verlust von über drei Viertel.
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