Häutung – ein Kommentar von Falko Bozicevic

Falko Bozicevic, BondGuide

Der Begriff „Mittelstandsanleihe“ hat dieser Tage einen schweren Stand. Zugegeben, was wir so an Mittelstandsanleihen haben, war in der Vergangenheit oftmals weder Mittelstand noch Anleihe.

Zum einen zählten Air Berlin, Porr oder auch Scholz natürlich nie zum Mittelstand. Enterprise Holdings oder Ekosem Agrar dagegen nicht zum deutschen Mittelstand. Und ob man die Papiere von beispielsweise Strenesse noch als Anleihe durchgehen lassen kann, steht noch mal auf einem ganz anderen Blatt. BondM in Stuttgart (kommt noch) wie auch der mittelstandsmarkt in Düsseldorf (sofort – also unverzüglich [Günter Schabowski]) machen dicht und beenden ihr Techtelmechtel mit der „Mittelstandsanleihe“. Vom Frankfurter Entry Standard für Anleihen sind derweil noch keine Bestattungspläne bekannt, auch nicht gerüchteweise. Geschickt wurde in Frankfurt mehr als an den anderen Börsenplätzen vermieden, den Begriff Mittelstand allzu sehr zu strapazieren.

Düsseldorf häutet sich und streift den Begriff Mittelstandsanleihe ab. Die neue Einteilung ergibt Sinn und richtet sich nunmehr an „Emissionen kleinerer und mittlerer Unternehmen“. Man darf gespannt sein, wie das neue Konzept ankommt. Einen probaten Namen suchen wir noch: Vielleicht EKMU, KMUA oder KLAMAUK? Vorschläge dringend erbeten!

Derweil: Die Presse für KMUAs scheint mir nach wie vor zu negativ. Oder einige Medienkollegen kratzen kaum an der Oberfläche, wenn sie nicht ohnehin voneinander abschreiben. Wenn der Schein nicht trügt, dürfte spätestens Anfang Februar die erste Neuemission vom Stapel laufen. 10 bis 15 im Gesamtjahr sollten doch wohl machbar sein. Plus weitere 10 bis 20 derjenigen, die bis einschließlich 2016 fällig werden und sich dieses Jahr um ihre Refinanzierung kümmern müssen.

Es gibt sicherlich traurigere Märkte als 25 bis 30 Emissionen mit ca. 1,5 bis 2 Mrd. EUR Emissionsvolumen.

Ihr
Falko Bozicevic,
BondGuide