Haben Börsianer zu wenig geböllert?

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Unterm Strich sieht es so aus, dass die Börsianer in der Silvesternacht nicht genügend geböllert haben. Denn die bösen Geister wurden zum Jahreswechsel nicht vertrieben, sondern sind omnipräsent.

Jeder, der dachte, dass 2015 bereits ein schwieriges Börsenjahr war, erinnert sich schon heute voller Sehnsucht an das zurückliegende. Die relevanten und marktbeherrschenden Themen wurden in den ersten Handelstagen um neue erweitert – und zwar solche, die uns noch Jahre beschäftigen werden. Hatten wir 2015 u.a. mit den Konflikten rund um die Ukraine, der griechischen Tragödie, dem Syrienkonflikt und der damit einhergehenden Verbreitung von Angst und Schrecken durch die Terroristen des IS, der Flüchtlingswelle, der unterschiedlichen geldpolitischen Kurse verschiedener Notenbanken sowie einer Abschwächung der Konjunktur in China zu kämpfen, so haben sich neue Krisenherde hinzugesellt und alte verschärft.

In diesem Jahr werden die Märkte weiterhin sehr stark von den Entscheidungen der führenden Notenbanken beeinflusst. Auch die Verschärfung der Krise in China, das Aufbegehren Nordkoreas, der „kalte“ und reale Krieg in der gesamten Region des Nahen Ostens und die nationalistischen Strömungen in Europa werden in den kommenden Monaten noch für viele Marktturbulenzen sorgen.

Außerdem dürften Themen auf uns zukommen, die man heute noch gar nicht auf dem Plan hat. Auf der Habenseite steht die immer noch vorhandene wirtschafts- sowie finanzpolitische Stärke Deutschlands, die oftmals neidisch aus dem Ausland beäugt wird. Risiken bestehen indessen in der Gefahr der innenpolitischen Selbstzerstörung.

All diese Krisen werden den Druck auf die Notenbanken erhöhen, die auch zukünftig nicht umhin kommen werden, die oftmals mit ungezügelten Geldströmen erzeugten Krisen mit neuem Geld zu bekämpfen. Ob das allerdings für immer und ewig funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Denn zumindest seit die schweizerische Notenbank vor gut einem Jahr im Kampf um den Außenwert des Schweizer Frankens die Waffen gestreckt hat, weiß jeder Marktteilnehmer, dass auch Notenbanken eine Schmerzgrenze haben.

Abgerundet wird das Szenario rund um die Märkte 2016 zum einen von dem weiteren Kursverlauf bei den Rohstoffen, die bei Erreichen einer „Schmerzgrenze“ sehr schnell zum Stimulus der Weltkonjunktur werden könnten und zum anderen von der Entwicklung diverser Währungspaare. Hat der Yuan inzwischen gegenüber dem US-Dollar mit 6,5945 CNY ein 5-Jahres-Tief erreicht, so hat sich der Euro bei ca. 1,0860 USD auf einem Niveau eingependelt, das sowohl ein Szenario von 1:1 als auch das Wiedererstarken in einer Region von ca. 1,15 USD möglich erscheinen lässt. Selten zuvor hat es zu Beginn eines Börsenjahres eine Situation gegeben, die an eine Gleichung mit derart vielen Unbekannten erinnert.

Poleposition für Daimler
Der perfekte Start in ein Rennen im Motorsport ist nicht immer einfach. Fahrerisches Geschick in der Qualifikation und nicht zuletzt ein schnelles Auto in Verbindung mit einer guten Strategie und einem exzellenten Team bilden die Basis. Der deutsche Autobauer, der dies in der Formel-1-Saison 2015 sehr oft erreichte, hatte auch im Jahr 2016 am Primärmarkt für Corporate Bonds die Poleposition inne und legte einen sehr guten Start bei der Refinanzierung eines Anleihen-Dreierpacks hin.

header-ziele-3-w1280xh380-cutoutInsgesamt wurden 3,25 Mrd. EUR am Kapitalmarkt aufgenommen. Der erste Bond ist ein 3-jähriger Floater (WKN: A169GZ) im Volumen von 1,25 Mrd. EUR, der am 12.01.2019 fällig wird. Der Anleger erhält einen quartalsweise angepassten Kupon in Höhe des 3-Monats-Euribors +53 bps. Das Papier wurde zu 100% begeben. Aufgrund der Mindestanlagesumme von nominal 100.000 EUR richtet sich diese Anleihe vornehmlich an institutionelle Anleger.

Die zweite Tranche ist eine 5-jährige Anleihe (A169G0) im Volumen von 1 Mrd. EUR. Das Unternehmen zahlt dem Investor bis zum Laufzeitende am 12.01.2021 jährlich Zinsen in Höhe von 0,875%. Der Bond wurde mit +65 bps über Mid Swap gepreist, was einem Ausgabepreis von 99,80% entsprach.

Bei dem dritten Bond handelt es sich um eine 8-jährige Anleihe (A169G1) im Volumen von ebenfalls 1 Mrd. EUR. Das Papier ist mit einem jährlichen Kupon in Höhe von 1,40% ausgestattet. Die Anleihe, welche am 12.01.2024 endfällig sein wird, wurde mit 99,63% und somit bei +77 bps über Mid Swap gepreist. Durch die gewählte Stückelung von nominal 1.000 EUR soll der Kauf der beiden letztgenannten Gattungen auch für Retail-Investoren ermöglicht werden.

970x404-ABN_AMRO_Head_Office_04Aber auch die Banken schafften einen guten Start ins neue Jahr. So refinanzierte die niederländische ABN AMRO Bank 1 Mrd. EUR mittels einer 12-jährigen Anleihe (A18WZC) mit Laufzeitende am 18.01.2028. Das Unternehmen zahlt bis zum 18.01.2023 jährlich 2,875% und hat sich zu diesem Termin ein Sonderkündigungsrecht zu pari festschreiben lassen.

Sollte diese Option nicht gezogen werden, so errechnet sich ab diesem Zeitpunkt der neue jährliche Zinssatz aus dem 5-jährigen Euro Swap und einem Aufschlag von 245 Basispunkten. Die Anleihe wurde bei 99,38% gepreist, was einen Emissionsspread von +245 bps über Mid Swap ergab. ABN entschied sich bei dieser Anleihe für die Mindestanlagesumme von nominal 100.000 EUR.

Ebenso zeigte sich die französische Großbank BNP Paribas am Primärmarkt aktiv. Das Unternehmen refinanzierte 1,25 Mrd. EUR mittels einer 7-jährigen Anleihe (PB1KKP) und zahlt dafür bis zum Laufzeitende am 15.01.2023 jährlich 1,125%. Die Anleihe wurde mit +67 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe gepreist, was einen Emissionspreis von 99,59% ergab. BNP wählte bei dieser Anleihe die Mindeststückelung von nominal 1.000 EUR.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Relevante Informationen und Kurse rund um das Thema Anleihen finden Sie auf  Baader Bondboard.