„Gute Nachrichten gehen zu leicht unter aktuell“ – Interview mit Fritz Homann, Homann Holzwerkstoffe

HOMANN HOLZWERKSTOFFE GmbH: Aufstockung der Unternehmensanleihe 2017/2022 erfolgreich abgeschlossen

BondGuide: Wie haben Sie denn dann die EBITDA-Steigerung um das Doppelte im ersten Halbjahr ‚herausgeschlagen‘?
Homann: 2014/15 gab es ja noch einigermaßen hohe Restrukturierungsaufwendungen von unserem Standort im Saarland. Diese Einmalbelastungen sind jetzt abgehakt. Einmal also ein gut laufendes deutsches Werk und dann das neue Werk im polnischen Krosno, das gerade erst voll anläuft.

BondGuide: Gibt es denn noch eine Zukunft der Produktion in Deutschland?
Homann: Aber ja. Wir werden sogar kräftig in Deutschland investieren, also deutliche Millionenbeträge für Maschinen und Anlagen. Das würden wir sicher nicht machen, wenn wir dem hiesigen Standort keine Bedeutung mehr beimessen würden.

BondGuide: Mit einem Schmunzeln musste ich einen Leserbrief beantworten, wo gefragt wurde, ob es Homann nicht beflügeln müsse, wenn so viele Flüchtlinge doch offensichtlich günstiges Mobiliar benötigten.
Homann: Also ich weiß nicht: Flüchtlinge kaufen nicht unbedingt IKEA-Möbel. Wir sind gut ausgelastet, aber dass diese Nachfrage von Flüchtlingen über IKEA käme, wäre mir neu.

Homann Krosno von oben

Krosno von außen

BondGuide: Nochmal zurück zu den Halbjahreszahlen: Das erste Halbjahr kann man nicht hochrechnen, oder?
Homann: Nein, natürlich nicht. Mit Sondereffekte, ohne Sondereffekte: Der Vergleich ist zugegebenermaßen schwierig zu gestalten. Außerordentliche Effekte sind der Definition nach nun mal einmalig im Vergleich, daher unsere Prognose, dass wir 2016 das EBITDA vor Sondereffekte um 50% steigern, aber nicht um 111% wie im Halbjahresvergleich. Und das ist kein orakeln, sondern wir haben ja Ende September.

BondGuide: Sie persönlich haben laut Directors‘ Dealings vor einigen Monaten für eine nicht unbeträchtliche Summe privat Anleihen gekauft. Geht ein solcher Vertrauensbeleg in den Medien zu leicht unter? – immerhin sank der Kurs in den letzten Tagen unerklärlich auf niedrige 60%.
Homann: Scheinbar ist das so. Anfang August habe ich privat für 600.000 EUR Homann-Anleihen gekauft. Manchmal gibt es aber wohl Marktsituationen, in denen das Positive, dazu zählt sicher auch unsere operative Entwicklung, nicht gesehen wird. Das ist natürlich schade, aber auch eine gute Investmentmöglichkeit.

Krosno Homann von innen

Krosno von innen

BondGuide: Beliebte Abschlussfrage von mir: Was würden Sie als das größte Einzelrisiko für Ihre Unternehmung aktuell sehen?
Homann: Es gibt kein Einzelrisiko, das uns ernsthaft in Schwierigkeiten bringen könnte.

 

BondGuide: Aber z.B. ein Werksbrand ist auch noch nie passiert?
Homann: Nein. Ein 0,0X% Restrisiko gibt es immer. Aber weder bei uns noch bei einem unserer Mitbewerber wäre mir das bekannt.

Fritz Homann bei n24

Fritz Homann, seinerzeit bei n24

BondGuide: Herr Homann, dann erst einmal vielen Dank, dass Sie uns kurzfristig zur Verfügung standen!

Interview: Falko Bozicevic

Fotos: @Homann Holzwerkstoffe

Homann, Familienunternehmen in 4ter Generation, ist einer der führenden Hersteller von Holzfaserplatten in der europäischen Holzwerkstoffindustrie. Die unternehmerischen Wurzeln gehen zurück auf das Jahr 1876. Die heute von Fritz Homann geführte Unternehmensgruppe ist spezialisiert auf die Herstellung und den Vertrieb von dünnen, hochveredelten, mitteldichten Holzfaserplatten (MDF) und hochdichten Holzfaserplatten (HDF) für die Möbel-, Türen-, Beschichtungs- und Automobilindustrie in West- und Osteuropa.