Golden Gate GmbH Gläubigerversammlung 2.0: Viele Fronten und eine knappe Entscheidung – ein Kommentar von Christoph Karl

Nach dem ersten gescheiterten Gläubigertreffen Ende November 2014 startete die auf Gesundheits- und Wohnimmobilien spezialisierte Golden Gate GmbH gestern einen neuen Versuch und lud die Inhaber ihrer am 11. Oktober offiziell ausgelaufenen 6,5%-Schuldverschreibung über nominal 30 Mio. EUR zu einer zweiten Veranstaltung nach München.

Wie erwartet wurde auch diesmal von verschiedenen Gläubiger-Gruppen um das weitere Vorgehen gestritten. Neben der Aufarbeitung der Vorgänge vor Insolvenzanmeldung beschäftigten sich die Gläubiger auch diesmal wieder mit den Honoraren der Verantwortlichen und der generellen Abwicklung der Insolvenz.

Mit einer knappen Mehrheit (rund 57% der gültigen Stimmen) wurde One Square Advisory Services und deren Geschäftsführer Frank Günther zum gemeinsamen Vertreter bestellt, dieser nahm die Wahl auch sofort an. Mit einer deutlichen Mehrheit von mehr als 90% wurde zu Tagesordnungspunkt 3 der Gegenantrag des Anwalts der größten Anleihegläubigerin, Frau Dr. Fischer, beschlossen. Zuvor hatte hier jedoch der Antragssteller einen Kompromiss mit dem Insolvenzverwalter gefunden. Im Wesentlichen werden damit nun einzelne Anleihebedingungen und Passagen des Treuhandvertrages angepasst. Die Leipziger Immobilie muss nun nicht mehr sofort zwangsverwertet werden.

Zuvor gab es einen ausführlichen Bericht des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Axel Bierbach und des Sanierungsgeschäftsführers Dr. Hans Volkert Volckens. Später berichtete Manuela Tränkel von den Aktivitäten des Gläubigerausschusses. Auf Wunsch der Gläubiger stellten sich auch diesmal die Kandidaten für das Amt des gemeinsamen Vertreters vor, bevor es in die Generaldebatte ging. Bei der Wahl des gemeinsamen Vertreters gab es auf Vorschlag von Frau Dr. Fischer (eine Hamburger Privatinvestorin mit Anleihen im Volumen von 3,5 Mio. EUR) mit Herrn Dr. Christoph Wallner von der PSP Peters Schönberg GmbH einen neuen Kandidaten. Der zweite Gegenkandidat Klaus Nieding zog seine Bewerbung zurück, damit wollte er einer möglichen Zersplitterung der Stimmen entgegen wirken. Letztendlich votierten die Gläubiger jedoch mit einer knappen Mehrheit für den von der Gesellschaft vorgeschlagenen Kandidaten Frank Günther. Die Tatsache, dass dieser zuvor versucht hatte, Sanierungsgeschäftsführer der Golden Gate zu werden, sahen die Gläubiger offensichtlich nicht als Interessenskonflikt an.

golden_gate_01Die voraussichtliche Insolvenzquote für die Anleihegläubiger soll sich nun zwischen 53 und 74% des Nominalbetrages bewegen. Es bleibt jedoch nach wie vor offen, bis wann die Immobilien verwertet werden sollen. Für die Klinikimmobilie in Leipzig hat Golden Gate mit den geänderten Anleihebedingungen nun Zeit bis Ende 2016, erst dann müsste der Treuhänder eine entsprechende Zwangsverwertung einleiten. Herr Dr. Bierbach hat den Gläubigern bereits Zwischenausschüttungen zugesichert, sollte durch den Verkauf einzelner Immobilien eine entsprechende Liquidität generiert werden.

Rampold_foto_golden-gate_270620142-384x215Als nach wie vor kritisch darf das Verhalten des ehemaligen Geschäftsführers und Alleininhabers der Gesellschaft, Uwe Rampold, gesehen werden. Laut einem Gutachten von Ernst & Young wurde nur ein kleiner Teil des Emissionserlöses zur Weiterentwicklung der Immobilien aufgewendet. Dagegen wurden gut 8,6 Mio. EUR für den Kauf eines weiteren Immobilienprojektes an Rampold bzw. eine weitere Gesellschaft von Rampold überwiesen und weitere 6,1 Mio. EUR zur Rückführung ehemaliger Gesellschafterdarlehen aufgewendet. Dass der Verkauf der beiden Kliniken später ins Stocken geriet, ist angesichts dessen kaum verwunderlich.

Auch an anderer Stelle wird den Gläubigern nun die Verquickung mit dem ehemaligen Geschäftsführer zum Problem: Bei der Tochter Mittelweg KG droht laut Satzung einem insolventen Gesellschafter (damit auch der Golden Gate GmbH selbst) der Ausschluss zum Buchwert. Auf einer Gesellschafterversammlung will der Interims-Geschäftsführer dies nun ändern lassen, Rampold scheint jedoch die Zustimmung mit seinem 39%-Anteil verweigern zu wollen. In diesem Fall verblieben vermutlich nur noch einer Gesellschafterin ihre Anteile: Der Tochter von Herrn Rampold (die über die Amaris Living GmbH 10% an der KG hält), die sich damit praktisch alleine auf den Verwertungserlös freuen darf.

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Fazit
Erfreulich ist bei Golden Gate nach wie vor die zu erwartende Insolvenzquote. Im schlechtesten Fall sollen die Gläubiger etwa 53% bekommen, maximal rechnet der Insolvenzverwalter nun mit rund 74%. Doch auch bei der zweiten Gläubigerversammlung erscheint Golden Gate teilweise wie ein Selbstbedienungsladen für Sanierungsspezialisten. So wurde zwischenzeitlich bekannt, dass von den 80.000 EUR Kosten der ersten Versammlung rund 60.000 EUR auf das Konto beratender Anwälte in Front- und Backoffice gingen. Mit den jüngsten Entscheidungen haben sich die Gläubiger nun – was gemeinsamen Vertreter und Anleihebedingungen betrifft – festgelegt. Die für Anleger entscheidende Frage ist nun die nach der Geschwindigkeit der Verwertung. Neben dem Verkauf der Immobilien ist dabei auch der juristische Streit um die von Rampold gegebene Patronatserklärung, die Geschäftsführerhaftung und die Ansprüche aus der Anfechtung diverser Geschäfte zu berücksichtigen – denn diese könnte sich mitunter noch sehr lange hinziehen.

Ihr
Christoph Karl,

stellv. Chefredakteur Smart Investor Magazin