Golden Gate Gläubigerversammlung – ein Kommentar von Christoph Karl

Im Zuge von Firmeninsolvenzen halten regelmäßig
viele Parteien zuallererst ihre Hände auf!
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Die Pleitewelle bei den Mittelstandsanleihen bringt Gewinner und Verlierer mit sich: Sanierungsexperten, Insolvenzverwalter und gemeinsame Vertreter zählen zu den Profiteuren, die Anleger stehen in der Regel jedoch auf der Verliererseite – so zu beobachten auf der ersten Gläubigerversammlung der insolventen Golden Gate GmbH, die am 28.11.2014 in München stattfand.

Mit der Golden Gate-Anleihe wurde im Oktober die erste fällige Mittelstandsanleihe bezeichnenderweise nicht zurückbezahlt. Die Gläubigerversammlung wurde damit natürlich zum Anlaufpunkt einiger frustrierter Groß- und Kleinanleger. Trotz doppelter Besicherung (Immobilie in Leipzig, Mietabtretung und Patronatserklärung des lange Zeit alleinigen Geschäftsführers Uwe Rampold) sieht es für die Gläubiger nämlich nach einem zweifachen Verlustgeschäft aus, denn bedingt durch die Insolvenz halten nun viele Parteien die Hände auf.

investoren_eckdaten_Golden_Gate_Bilanzwerk_enttäuschtAuf der Tagesordnung standen neben dem Bericht des vorläufigen Insolvenzverwalters eine Änderung der Anleihebedingungen und die Wahl eines gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger. Laut Dr. Bierbach, dem vorläufigen Insolvenzverwalter, wird die Quote ersten Schätzungen zufolge am Ende des Verfahrens zwischen 53% und 78% liegen (BondGuide berichtete). Die Kosten des Verfahrens werden voraussichtlich 1,5 Mio. EUR betragen, darunter Kosten für den Insolvenzverwalter, den Interims-Geschäftsführer und den gemeinsamen Vertreter. Eine stattliche Summe bei einer eventuell zu realisierenden Insolvenzmasse von gerade einmal gut 15 Mio. EUR. Durch die Anpassung der Anleihebedingungen muss die Sicherheit (das Krankenhaus in Leipzig) nicht unmittelbar zwangsversteigert werden, das Gläubigervermögen wird dadurch geschützt.

Bis kurz vor Ende der Frage- und Antwort-Runde sah es auch danach aus, als ob beide Punkte bereits auf der ersten Gläubigerversammlung beschlossen werden könnten. Denn die Präsenz lag bei rund 57% des Anleihevolumens. Doch es endete dramatisch: Minuten vor der Abstimmung verließen einige Gläubiger schlagartig die Versammlung, die Präsenz fiel damit unter die benötigten 50%. Nach unseren Informationen gab es hierzu eine klare Absprache unter einigen Investoren, diese waren offensichtlich mit dem Kurs des Insolvenzverwalters und der Wahl des gemeinsamen Vertreters nicht einverstanden. Bis zu einer zweiten Veranstaltung, voraussichtlich am 12. Januar 2015, darf nun gespannt auf einen Konkurrenzvorschlag gewartet werden.

Weitere Informationen über die zu erwartende Insolvenzquote, die Kosten des Verfahrens und die letztendlich geplatzte Abstimmung lesen Sie in unserem ausführlichen Artikel im neuen Smart Investor 1/2015, der am Wochenende vor Weihnachten erscheint.

Ihr
Christoph Karl,

stellv. Chefredakteur Smart Investor Magazin

Christoph Karl, Smart Investor

Christoph Karl, Smart Investor