Golden Gate: Ein Nachruf in vier Teilen – Teil 1

Golden Gate: Geplatzt der Traum von der regulären
Anleiherückführung. Foto: © Thinkstock/iStock/Auris

Am 2. Oktober machte die auf Gesundheits- und Wohnimmobilien spezialisierte Golden Gate GmbH Nägel mit Köpfen und bestätigte mit dem gestellten Insolvenzantrag genau jene Malaise, die der Markt für Mittelstandsanleihen bereits seit mehreren Monaten unterstellte. Mit der Golden-Gate-Pleite fällt gleichzeitig nicht nur die erste Mittelstandsanleihe aus, die in diesem Jahr regulär zur Tilgung anstand, sondern auch die offiziell erstnotierte des Entry Standards für Anleihen (11.4.2011) – das macht kaum Mut auf mehr!

Laut Unternehmensmitteilung ist die Immobiliengesellschaft „insolvenzrechtlich überschuldet und zahlungsunfähig“. Aus diesem Grund wurde beim zuständigen Amtsgericht München ein Insolvenzantrag gemäß § 270a InsO gestellt. Ziel sei die „zügige nachhaltige Sanierung der Golden Gate GmbH in Eigenverwaltung“. Im Insolvenzantrag sei lediglich die Rede von der Holding, die immobilienhaltenden Tochtergesellschaften würden demnach zunächst unberührt bleiben, „um deren Immobilienbestände bestmöglich verwalten und verwerten zu können.“ Neu ist, dass die Sanierung offenbar nicht wie zuvor noch angekündigt in Eigenverwaltung, sondern jetzt in einem Regelinsolvenzverfahren umgesetzt werden soll.

Insolvenzgründe
Ausschlaggebend für den Gang zum Konkursgericht war laut Golden Gate, dass eine vom bisherigen Management geplante Objektveräußerung in Leipzig aufgrund ihrer „besonderen rechtlichen und immobilienwirtschaftlichen Herausforderungen“ nicht zeitgerecht umgesetzt werden konnte. Auch die Projektentwicklung in Amberg sei angesichts ihrer „rechtlichen und immobilienwirtschaftlichen Komplexität in ihrem aktuellen Zustand nur schwer kurzfristig veräußerbar“. Soll heißen: Die Pläne für beide Immobilienprojekte konnten in ihrer ursprünglichen Form nicht verwirklicht werden – damit war auch die fristgerechte Refinanzierung der Unternehmensanleihe gescheitert.

investoren_eckdaten_Golden_Gate_Bilanzwerk_enttäuschtEin Umstand, der zunächst verwundert. Ist es doch eigentlich die Aufgabe des Managements und der Finanzplanung, zeitnah für eine frist- und termingerechte Refinanzierung fälliger Verbindlichkeiten zu sorgen. Dass sich der Verkauf jener Objekte, die u.a. zur Anleihenrefinanzierung gedacht waren, wegen ihrer „immobilienwirtschaftlichen Komplexität“ verzögern würde, hätte vom Management bei der Planung frühzeitig berücksichtigt werden müssen. Zumal BondGuide seinerzeit ausdrücklich Geschäftsführer Uwe Rampold nach dem Puffer bei der Anleihe mit ihrer außergewöhnlichen Laufzeit von 3 ½ Jahren fragte. Antwort: „Die Laufzeit ist genau richtig. Wir bezahlen ja nicht absichtlich mehr Zinsen als unbedingt nötig.“ Aus „nicht mehr als nötig“ wurden jetzt „keine“ – das ist nicht wirklich besser.

Eine Refinanzierung erst in den Monaten vor Endfälligkeit stemmen zu wollen, erscheint wenig erfolgversprechend. Darüber hinaus entsteht der Eindruck, dass sich die Verantwortlichen in punkto Anleiherückführung offenbar ausschließlich auf Finanzmittelrückflüsse aus den kurzfristig erwarteten Objektveräußerungen verließen, ohne weitere Refinanzierungsalternativen zeitnah sondiert zu haben.

goldengatechartneuZwar hielt sich das Gerücht über einen bevorstehenden Zahlungsausfall der Golden-Gate-Anleihe bis zuletzt hartnäckig am Markt für Mittelstandsanleihen – bis Ende Juli stand der Bond bei etwa 80%, rutschte dann bis zur Insolvenzankündigung auf 42% ab –, dass die Gesellschaft jedoch allein aufgrund der obigen Umstände Gläubigerschutz beantragte und die im April 2011 ausgereichte Firmenanleihe, die eigentlich am 11. Oktober planmäßig zur Refinanzierung (einschließlich der letzten Kuponzahlung über 1,95 Mio. EUR) anstand, ausfallen ließ, sorgte trotzdem für großen Unmut unter den verbliebenen Rest-Investoren.

Michael Fuchs, Falko Bozicevic

Golden Gate: Ein Nachruf in vier Teilen
Teil 1:
Insolvenzgründe
Teil 2: Creditreform zur Werthaltigkeit des Besicherungsobjekts
Teil 3: Uwe Rampold zur Anleihenrückführung (aktualisiert am 13.10.14)
Teil 4: Folgen für die Anleihegläubiger (aktualisiert am 13.10.14)

! Bitte nutzen Sie für Fragen und Meinungen Twitter – damit die gesamte Community davon profitiert. Verfolgen Sie alle Diskussionen & News zeitnaher auf Twitter @bondguide !