EZB will keine eierlegende Wollmilchsau sein

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Es wäre schön, wenn sich die Europäische Zentralbank (EZB) so präsentieren könnte: Als eierlegende Wollmilchsau, die allen Anforderungen gerecht wird. Aber genau das kann und will die EZB nicht! Schon seit Wochen wurde der Markt auf die vergangene Notenbanksitzung mental vorbereitet, und die jüngsten Inflationszahlen ließen eigentlich nur noch einen Schluss zu. Die Leitzinssenkung schien damit bereits beschlossene Sache zu sein und musste im Rahmen der Pressekonferenz nur noch erläutert werden.

Spannend waren allerdings die sprachliche Verpackung und die Beilagen, mit denen die Märkte beeinflusst werden sollen. Der Tisch ist reichlich gedeckt mit Langfristtender, Aussetzen des Absorptionstenders, Änderungen am Sicherheiten-Rahmen, Verlängerung des Vollzuteilungs-Modus bei Refinanzierungsgeschäften oder Ankauf von Wertpapieren aller Art.

Die Freude der Marktteilnehmer über das Maßnahmenpaket hielt sich entsprechend in Grenzen. Denn alle auf Fixed Income angewiesene Institutionen klagen schon jetzt über das extrem niedrige Zinsniveau. Und auch die privaten Kleinsparer werden diesen Schritt sehr schnell zu spüren bekommen, indem der Sparzins gegen Null tendieren wird. Aber was machen die Profis? Wird im Falle eines „Strafzinses“ auf eine Erhöhung der Strafe spekuliert oder wird damit die Zinswende eingeläutet?

Nein, wir werden uns auf diesem niedrigen Zinsniveau einpendeln, da sich alle Schuldner – insbesondere die öffentliche Hand – keine höheren Zinsen mehr leisten können. Schon jetzt zittert die britische „Bad Bank“ bei dem Gedanken, dass die Bank of England (BoE) im nächsten Jahr die Leitzinsen wieder erhöhen könnte. Bei einem Zinsanstieg für langfristige Darlehen um ca. einen Prozentpunkt würden nach jüngsten Erhebungen rund 22.000 Kunden in Zahlungsverzug geraten. Den Renditejägern drohen also noch für viele Jahre japanische Zinsverhältnisse, da der von der EZB eingeschlagene Kurs alternativlos ist – um das Kanzlerinnenwort einmal zu gebrauchen.

Ob wenigstens die Wirtschaft in Südeuropa von diesem Maßnahmenkatalog profitieren wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Denn oftmals fehlt es an der Zuversicht der Menschen und nicht an den Geldern für Unternehmen, womit wiederum die Politiker gefragt wären. Und die sollten wissen: Mit Geld kann man Zukunftsängste nicht ersäufen. Die können nämlich schwimmen.

Internationale Emittenten zapfen Euro-Bondmarkt an
Eine Reihe von teilweise namhaften internationalen Emittenten hat in dieser Woche den Euro-Bondmarkt in Anspruch genommen.

So platzierte der polnische Energieversorger PGE S.A. eine 5-jährige Anleihe (A1ZKFV) mit Fälligkeit Juni 2019 und einem Volumen von 500 Mio. EUR. Der Kupon beträgt 1,625%. Gepreist wurde die Anleihe bei +98 bps über Mid Swap, was einem Emissionspreis von 99,454% entsprach.

liverpool-station_col_1400x1000.BTjpgBritish Telecom emittierte ebenfalls eine 5-jährige Anleihe mit Fälligkeit Juni 2019 am Kapitalmarkt. Der Kupon des 1 Mrd. EUR schweren Bonds (A1ZKGS) beträgt 1,125%. Gepreist wurde die Anleihe bei +45 bps über Mid Swap, womit der Emissionspreis bei 99,508% festgelegt wurde.

Brambles, ein australisch-britisches Dienstleistungsunternehmen im Logistik- und Containersektor, begab eine Euro-Benchmark-Anleihe (XS1028952312) mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Juni 2024). Die mit einem Kupon von 2,375% ausgestattete Anleihe wurde bei +90 bps über Mid Swaps gepreist, was einem Kurs von 98,915% entsprach.

00_stage_mcd_als_arbeitgeber_1600Aber auch zwei US-amerikanische Unternehmen haben den Kapitalmarkt in Anspruch genommen. So emittierte zum einen die Fast-Food-Kette McDonald’s eine Euro-Benchmark-Anleihe (XS1075995768) mit einer Laufzeit von 15 Jahren (Juni 2029) im Volumen von 400 Mio. EUR. Hierbei wurden ein Kupon von 2,625% und ein Emissionskurs von 99,073% fixiert. Dies entsprach einem Spread von +126,4 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe. Zum anderen reichte der Telekommunikationskonzern AT&T eine Dual Tranche in EUR mit Laufzeiten März 2024 und März 2034 im Volumen von 500 Mio. EUR bzw. 1,6 Mrd. EUR aus.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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