EZB legt bei Anleihekäufen noch einen drauf

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

„Nachtigall, ick hör dir trapsen“, sagt der Berliner, wenn er etwas im Voraus erahnt. Und wenn man die jüngsten Signale aus Brüssel richtig deutet, so ahnt nicht nur der Berliner, dass eine Ausdehnung des milliardenschweren Anleihekaufprogramms der Zentralbank bevorsteht.

Zuletzt hat mit Ewald Nowotny ein führendes Mitglied der EZB eine solche Option ins Spiel gebracht. Möglicherweise werde das Programm ausgeweitet oder verlängert, hatte das EZB-Ratsmitglied in einem Interview orakelt und die Konjunktur in der Eurozone, die sich schlechter als erwartet entwickle, als Grund genannt.

Auch EZB-Präsident Mario Draghi hatte sich jüngst bereit gezeigt, die Geldschleusen falls nötig noch weiter zu öffnen, nachdem die EZB ihre Inflationserwartungen und die Wachstumsprognose gesenkt hatte. Seit März kauft die EZB Euro-Staatsanleihen in einem Volumen von monatlich 60 Mrd. EUR. Bisher galt, dass das Programm bis September 2016 laufen soll.

Als Hauptursachen gelten die konjunkturellen Probleme in wichtigen Schwellenländern, die die Konjunktursorgen in der Eurozone verstärkt haben. Außerdem machen die gefallenen Ölpreise der EZB einen Strich durch die Rechnung, weil dadurch die Inflation einfach nicht anspringen will. Die nach wie vor sehr geringe Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum sei ein großes Problem für die EZB, gesteht Nowotny ein.

Auch wenn Bundesbank-Chef Jens Weidmann trotz einer Konjunkturflaute in wichtigen Schwellenländern keine Notwendigkeit einer schnellen Ausweitung des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank sieht, hat man sich am Markt bereits darauf eingestellt, dass Draghi bei seinem Ankaufprogramm nachlegen wird. Nach einer Umfrage von Bloomberg erwartet eine große Mehrheit von Experten eine Ausweitung oder Verlängerung der Anleihekäufe der EZB. Über zwei Drittel der befragten Ökonomen rechnen damit, dass die Notenbank das Ankaufprogramm in den kommenden neun Monaten ausweiten wird, berichtet die Nachrichtenagentur nach einer Umfrage unter 41 Volkswirten.

Gespannt blicken die Marktteilnehmer heute auch über den Großen Teich, wo die US-Notenbank Fed das erste Mal nach neun Jahren entscheidet, ob sie den Leitzins wieder erhöhen wird. Befürworter und Gegner einer Zinserhöhung sind in den USA gespalten, so dass Fed-Chefin Janet Yellen sicher sein kann, dass sie es nicht jedem Recht machen wird.

Trotz der Krise in den Schwellenländern hat in dieser Woche die Bank von Japan (BoJ) erwartungsgemäß zunächst auf eine zusätzliche geldpolitische Lockerung verzichtet. Die Konjunktur soll wie bisher durch Ankäufe von Wertpapieren im Wert von jährlich 80 Billionen Yen (587 Mrd. EUR) angekurbelt werden. Der Leitzins in Japan liegt bereits seit Jahren ohnehin bei null Prozent.

Auf geht´s zur Wies´n
Ähnlich dem vielen Trubel rund um das Oktoberfest, verhielt es sich mit der Emissionstätigkeit der Unternehmen in der letzten Berichtswoche am Primärmarkt.

8336DC48-1305-4950-B874-0BED7A09FB12So wagte sich der namhafte französische Hersteller von Arzneimitteln, Sanofi, gleich mit drei neuen Anleihen im Gesamtvolumen von 2 Mrd. EUR an den Kapitalmarkt. Bei der ersten Anleihe im Volumen von 750 Mio. EUR handelt es sich um einen 4-jährigen Floater (WKN A1Z6Y4) mit einer Fälligkeit am 22.03.2019. Der Kupon errechnet sich aus dem 3-Monats-Euribor +30 bps und wird vierteljährlich angepasst. Der Reoffer lag bei 100%. Zweiter Bond im Dreierpack ist eine 6-jährige Anleihe (A1Z6Y5) mit Fälligkeit am 22.09.2021 und einem Emissionsvolumen von 500 Mio. EUR. Das Papier bietet dem Investor einen jährlichen Zinssatz von 0,875% und wurde mit +50 bps über Mid Swap gepreist. Der Ausgabepreis lag bei 99,35%. Die dritte Anleihe (A1Z6Y6) mit einer Laufzeit bis zum 22.09.2025 und einem Emissionsvolumen von 750 Mio. EUR weist einen festen jährlichen Zinssatz von 1,5% auf. Das Pricing erfolgte mit +65 bps über Mid Swap, was einen Reoffer von 98,85% ergab.

Die beiden Anleihen mit fixem Kupon sind mit einem jederzeitigen Emittentenkündigungsrecht zu festgelegten Spreads über Referenzanleihen ausgestattet. Sanofi hat bei allen Anleihen eine Mindestanlagesumme von nominal 100.000 EUR gewählt. Daher zielen diese Bonds vorwiegend auf institutionelle Anleger ab.

hero_largeEbenso aktiv wurde der US-amerikanische Konzern Apple im Gesamtvolumen von 2 Mrd. EUR verteilt auf 2 Anleihen. Die erste 9-jährige Anleihe (A1Z6UE) im Volumen von 1 Mrd. EUR hat eine Laufzeit bis zum 17.01.2024. Der jährliche Kupon beträgt 1,375% und bleibt während der Laufzeit unverändert. Die Anleihe wurde mit +60 bps über Mid Swap gepreist, was einem Reoffer von 99,60% entspricht. Das zweite 12-jährige Papier (A1Z6UF) besitzt ein Emissionsvolumen von ebenfalls 1 Mrd. EUR und hat eine Laufzeit bis zum 17.09.2027. Der Zinssatz der Anleihe beträgt nominal 2% und wird von Apple jährlich bezahlt. Der Emissionsspread betrug +85 bps über Mid Swap. Folglich lag der Ausgabepreis bei 99,58%.

Beide Anleihen sind mit einer Mindestanlagesumme von nominal 100.000 EUR und einem jederzeitigen Emittentenkündigungsrecht zu definierten Spreads über den entsprechenden Referenzanleihen ausgestattet.

stage-twin-i8Als drittes Schwergewicht refinanzierte sich der bayerische Autobauer BMW über seine US-Tochter mit zwei Bonds am Primärmarkt. Die erste 4-jährige Anleihe (A1Z6M0) wurde in Form eines Floaters im Volumen von 500 Mio. EUR und einer Laufzeit bis zum 18.03.2019 begeben. Der Bond wurde zu 100% ausgegeben. Der Kupon errechnet sich quartalsweise neu und liegt bei 3-Monats-Euribor +38 bps. In Ergänzung begab BMW US Capital den zweiten Bond (A1Z6M1) im Volumen von 1 Mrd. EUR für sechs Jahre mit einem Laufzeitende am 18.09.2021. BMW bezahlt bei dieser Anleihe dem Investor einen fixen jährlichen Kupon von 1,125%. Die Anleihe wurde mit 65 bps über Mid Swap gepreist und der Ausgabepreis lag bei 99,69%. Die Stückelung bei beiden Bonds beträgt nominal 1.000 EUR, was sie eher für private Investoren interessant macht.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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