EZB in der Sackgasse

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Es war einmal vor langer, langer Zeit, als ich ein kleiner Junge war und mir die Welt als großes Aquarium vorstellte, dessen räumliche Grenzen wir nicht einsehen konnten. Aus dieser beschränkten Vorstellungskraft des Menschen rührt eventuell auch meine Unfähigkeit, mich mit der aktuellen Notenbankpolitik der führenden Zentralbanken anzufreunden.

Immer mehr hat sich inzwischen die Europäische Zentralbank (EZB) in eine Sackgasse manövriert. Doch wie will man da wieder herauskommen? Im Rückwärtsgang? Durch Einreißen der Mauern und Zünden des Turbos? Super Mario ist zwar nicht James Bond, der sicherlich eine Lösung parat hätte, aber vielleicht gibt das jüngste 007-Abenteuer einen entscheidenden Hinweis.

Immer öfter kommt hierbei ein Helikopter zum Einsatz und der könnte auch schon bald in der EZB-Zinspolitik eine große Rolle spielen. Abheben und die staunende Menge mit ihrem beschränkten Weltbild zurücklassen. Denn das „Helikopter-Geld“, sprich Geld, das die Notenbanken den Bürgern zur Konsumanheizung kostenlos direkt zur Verfügung stellen, wird immer mehr zum Thema.

Diese Vorgehensweise kennt man aus Japan und den USA. Allerdings ist die Wirkung sehr umstritten. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sich inzwischen immer mehr mahnende Kommentare zur Geldpolitik der Notenbanken Gehör verschaffen. So hat sich jetzt auch der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Raghuram Rajan, der inzwischen indischer Notenbankgouverneur ist, mit dem Thema beschäftigt. Seiner Meinung nach führt die Null-Zins-Politik zu einer Verunsicherung der Menschen, was sogar zu einer Steigerung der Spartätigkeit führen könnte und damit kontraproduktiv wäre.

Auch mit seiner Äußerung, dass nicht Deflation das Problem darstellt, sondern die Verschuldung der Staatshaushalte, spricht er vielen Fachleuten aus dem Herzen.

Zumal sicher ist, dass die Staats- und Regierungschefs die Folgen ihrer verfehlten Haushaltspolitik nicht am eigenen Leib erfahren und sich dadurch in einer trügerischen Sicherheit wähnen. Unterstützung erfahren insbesondere die sogenannten Volksvertreter von Draghi und seinen Helfershelfern, die sogar zukünftig Banken für eine ungezügelte Kreditvergabe im Worst/Best Case mit Liquidität zum negativen Zins belohnen. Die hierbei immer wieder zu beobachtende Denkweise der Politiker und Notenbanker „Hauptsache, in meiner Amtszeit geht alles gut“ erinnert an einen Menschen, der aus großer Höhe in die Tiefe springt. Unterwegs beruhigt er sich mit den Worten „Bisher ist doch alles gut gegangen“, aber es kommt hierbei nicht auf den Fall an, sondern auf die Landung. Und die wird richtig wehtun!

Deutsche Telekom rüstet sich für die Zukunft
Der Breitbandausbau des bestehenden Telefon- und Internetnetzes wird derzeit von vielen Telekommunikationsunternehmen forciert, so auch beim Branchenprimus der Deutschen Telekom. Um diese zukünftigen Herausforderungen meistern zu können, hat das Unternehmen 4,5 Mrd. EUR, verteilt auf drei Neuemissionen am Kapitalmarkt aufgenommen. Die erste Anleihe ist ein 4-jähriger Floater (WKN: A18Y8L) im Volumen von 1,25 Mrd. EUR, der zu pari begeben wurde. Der Emittent zahlt bis zum Laufzeitende am 03.04.2020 einen vierteljährlichen Kupon in Höhe des 3-Monats-Euribor +35 bps.

Telekom-Logo-mit-Flaggen02_850x550Der zweite Bond wurde mit 1,75 Mrd. EUR als 7-jährige Anleihe (A18Y8N) mit Fälligkeit am 03.04.2023 und einem jährlichen Kupon von 0,625% aufgelegt. Der Emissionspreis von 99,09% entsprach einem Spread von +45 bps über Mid Swap.

Das Paket rundet ein 12-jähriger Bond (A18Y8M) mit einem Volumen von 1,5 Mrd. EUR ab. Die Anleger erhalten bis zur Fälligkeit am 03.04.2028 jährlich 1,5% an Zinsen. Das Papier wurde mit +75 bps über Mid Swap gepreist und folglich belief sich der Ausgabepreis auf 99,16%. Die Deutsche Telekom hat bei allen hier beschriebenen Anleihen die Mindestanlagesumme von nominal 1.000 EUR gewählt, was sie für den Privatanleger interessant machen dürfte.

ld_140031_cor_01_viale-enzo_ferrariAuch der italienische Sportwagenhersteller Ferrari fuhr mit vielen PS am Primärmarkt vor und konnte durch die Begebung einer 500 Mio. EUR schweren Anleihe (A18Y3J) sein Debüt am Markt feiern. Das Unternehmen zahlt dem Anleger einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,5% bis zum Ende der Laufzeit am 16.03.2023. Die Anleihe wurde mit 98,98% auf den Markt gebracht, dies entspricht +140 bps über Mid Swap. Der Bond besitzt ein vorzeitiges Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option). Die Mindeststückelung beträgt nominal 100.000 EUR und ist daher insbesondere für institutionelle Anleger geeignet.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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