Europa in Zeiten des Terrors – die Kolumne von Klaus Stopp, Baader Bank

Es ist nicht leicht, sich in diesen Tagen des Terrors mit trivialen Themen wie der Zinsentwicklung und Anleiheemissionen zu beschäftigen. Aber dennoch ist es zwingend notwendig, zur „Normalität“ zurückzukehren.

Dies wird allerdings nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen sein und hängt auch sehr stark mit den Ereignissen der kommenden Tage zusammen. Diese Art von Terror unterscheidet sich von den bisherigen Formen, die insbesondere den älteren Generationen noch bewusst sind. Eine Baader-Meinhof-Gruppe, eine IRA oder auch eine RAF wurden durch Maßnahmen der Staatsgewalt geschwächt und haben dadurch den bewaffneten Kampf eingestellt. Dieser Illusion sollte man sich in Falle von IS nicht hingeben.

Denn bisher wollten Attentäter überleben und ihren Triumpf genießen. Die Kämpfer des IS hingegen sind daran interessiert, möglichst viele – aus unserer Sicht – unschuldige Menschen mit in den Tod zu reißen und sich somit im Ranking der Märtyrer weit oben zu platzieren. Diese perfide Art des Tötens macht Angst und verfehlt nicht das von den Terroristen verfolgte Ziel der Verunsicherung.

Um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, hat die französische Regierung diverse Maßnahmen ergriffen und wird u.a. auch mit militärischer Gewalt antworten. Sicherlich ist nachvollziehbar, dass man in solchen Ausnahmesituationen keine Rücksicht auf Verschuldungsgrenzen nehmen wird und sich nicht mehr an die im Vertrag von Maastricht festgeschriebenen Grenzen gebunden fühlt. Doch diese Grenzen wurden bereits vorher nicht nur von Frankreich ständig missachtet. War Frankreich vor Monaten noch willens, sich auf den Pfad der Tugend zurückzubewegen, so wird es in dieser Situation in Europa keine Regierung geben, die mahnend das Einhalten der Haushaltsdefizitgrenzen fordert.

Denn zumindest finanziell werden auch die anderen Staaten einen Beitrag leisten müssen und somit das gesamte Konstrukt der Schuldenbegrenzung aushebeln. Flüchtlingswelle, Griechenlandkrise und Terrorbekämpfung werden also zukünftig immer mehr die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und vielleicht auch der amerikanischen Notenbank (Fed) beeinflussen.

Insbesondere die Diskussionen über eine mögliche Zinsanhebung in den USA wird erst am Abend des 16. Dezember – also kurz vor Weihnachten – beendet sein. Zu konträr sind die aktuellen Konjunkturdaten, um daraus eine Tendenz herauslesen zu können. So waren am Dienstag die Zahlen zur jährlichen US-Kerninflation +1,9% als Signal pro Zinserhöhung zu deuten, aber die anschließend veröffentlichten Daten zur US-Industrieproduktion konterkarierten das Bild innerhalb kürzester Zeit. Denn die Produktion war während der vergangenen zehn Monate sieben Mal rückläufig gewesen.

Federal Reserve Building, Washington DC, USA.

Dies zeugt noch nicht von einer nachhaltigen Belebung der US-Wirtschaft und könnte daher manchen US-Notenbanker zum Umdenken bewegen. Und gestern Abend wurde das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht, das von den meisten Marktteilnehmern wieder als Signal für eine Zinserhöhung gewertet wird. Erst Weihnachten wissen wir wohl mehr.

Kapitallieferung für Logistiker
Bereits jetzt und nicht erst in der Adventszeit machen sich viele Verbraucher auf die Suche nach Geschenken für ihre Liebsten und zwar wie früher in den Geschäften, aber auch im Internet. In Erwartung des daraus resultierenden Versandbooms ließ sich der US-Logistiker UPS von den Investoren bereits jetzt frisches Kapital in Form einer Doppelpack-Anleihe über den Kapitalmarkt liefern. Beide Anleihen zusammen sind 1,2 Mrd. EUR schwer.

Bei der ersten Anleihe (A18U2E) handelt es sich um einen 5-jährigen Floater im Volumen von 500 Mio. EUR mit Fälligkeit 2020. Der Kupon wird vierteljährlich angepasst und errechnet sich aus dem 3-Monats-Euribor plus eines Aufschlags von +43 bps. Das Papier wurde zu 100% emittiert. Bei der zweiten Tranche handelt es sich um eine 10-jährige Anleihe (A18U2F) im Volumen von 700 Mio. EUR. Das Unternehmen zahlt dem Investor einen jährlichen Kupon in Höhe von 1,625% bis zum Laufzeitende am 2025. Der Bond wurde mit +75 bps über Mid Swap gepreist, was einem Ausgabepreis von 99,708% entsprach. Die Anleihe verfügt über ein optionales Sonderkündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option). Durch den bei beiden Anleihen gewählten Mindestanlagebetrag von 100.000 EUR dürften diese Bonds nur für institutionelle Anleger gedacht sein.

Aber auch der US-Hersteller von Medizinischen Geräten Thermo Fisher wagte sich mit einer 5-jährigen Anleihe (A18U30) im Volumen von 425 Mio. EUR an den Kapitalmarkt. Die Anleihe ist mit einem jährlichen Kupon von 1,5% ausgestattet. Das Papier wurde mit +127 bps über Mid Swap gepreist, folglich betrug der Ausgabepreis 99,971%. Der Bond wurde ebenfalls mit einem optionalen Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option) und Mindeststückelung von 100.000 EUR versehen.

Continental Flaggen

Ebenso aktiv war Continental Rubber of America Corperation, eine Tochter der deutschen Continental. Das Unternehmen refinanzierte 500 Mio. EUR mittels einer 4-jährigen Anleihe (A1Z7C3) und zahlt dafür jährlich einen Kupon von 0,5%. Die Anleihe wurde mit +55 bps über Mid Swap gepreist, was einen Emissionspreis von 99,739% ergab. Durch die gewählte Stückelung von 1.000 EUR soll der Kauf dieser Gattung auch für Retail-Investoren ermöglicht werden.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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