Ekotechnika-CFO Wolfgang Bläsi: „Der aktuelle Anleihekurs spiegelt nicht Geschäftslage und Perspektive wider“

Wolken überm Russland-Geschäft

BondGuide im Gespräch mit Wolfgang Bläsi, CFO von Ekotechnika und Ekosem-Agrar, über das Rating-Downgrade, die Auswirkungen der Russland-Krise und den aktuellen Geschäftsverlauf.

BondGuide: Herr Bläsi, was ist die Ursache für den massiven Kursverfall der Ekotechnika-Anleihe in den letzten Tagen?
Bläsi: Der gegenwärtige Kursverfall wurde meines Erachtens durch die Herabstufung der Ekotechnika GmbH auf ein CCC-Rating, bisher B, ausgelöst. Darüber hinaus sind viele Anleger durch das aktuell schwierige politische Umfeld in Russland verunsichert. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sich das Umfeld mittelfristig wieder stabilisieren und Ekotechnika seine führende Marktposition bei internationaler Landtechnik festigen wird. Insofern spiegelt der aktuelle Kursverfall aus unserer Sicht nicht die Geschäftslage und die Perspektiven der Gesellschaft wider.

BondGuide: Inwiefern ist das Geschäft der Ekotechnika GmbH von den verschärften Sanktionen gegen Russland tatsächlich betroffen?
Bläsi: Man muss hier grundsätzlich differenzieren zwischen den Import-Restriktionen und den auf Finanzinstitute abzielenden Sanktionen. Erstere haben für uns keine Bedeutung. Bei den Finanzinstituten gab es bereits vor einigen Wochen Sanktionen aus Kanada und den USA, die Transaktionen mit einzelnen kleineren Banken erschweren. Die verschärften Sanktionen der EU gegen einige russische Banken, denen der Zugang zu den europäischen Kapitalmärkten verwehrt wird, werden nach meiner Einschätzung kaum Auswirkungen auf uns haben. Nach Angaben von Bloomberg liegt das Refinanzierungsvolumen dieser Institute in den nächsten drei Jahren bei rund 15 Mrd. in ausländischen Währungen wie Euro, Dollar, Franken – und Russland hat Devisenreserven von rund 470 Mrd. USD. Das stellt aus unserer Sicht für diese Banken kein großes Problem dar. Unsere Finanzierungen sind von dieser Entwicklung nicht betroffen.

BondGuide: Ein ‚Aber‘ klingt jedoch auch mit. Welches?
Bläsi: Die schwächere Branchenentwicklung im laufenden Jahr ist der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung Russlands in den letzten 18 Monaten geschuldet, der Zurückhaltung russischer Banken bei der Finanzierung und der Verteuerung unserer importierten Produkte durch die Abschwächung des Rubel. Andererseits werden die Landwirte angesichts hoher Erträge aus der laufenden Erntesaison ihre Einnahmen steigern, um weiter in moderne Technik zu investieren.

BondGuide: Wie stufen Sie als Russland-Kenner persönlich die ganze Sanktionsgeschichte ein?
Bläsi: Persönlich bin ich sehr skeptisch im Hinblick auf die Sanktionen. Ich sehe nicht, dass der Westen damit etwas erreicht – und ich verstehe offen gestanden auch nicht, was er eigentlich erreichen will. Zu glauben, dass man mit einigen halbgaren Maßnahmen Russland dazu bringt, klein beizugeben, kann nicht ernst gemeint sein. Darüber hinaus bezweifle ich, dass ein einseitiges Kleinbeigeben die Probleme lösen würde. Diese Probleme können nur durch aktive Zusammenarbeit der ukrainischen Regierung, der EU und Russlands gelöst werden. Gemeinsame vertrauensvolle Gespräche statt Sanktionsspiralen und gegenseitigen Beschuldigungen sind das einzige Mittel um hier voran zu kommen – und davon entfernen wir uns leider jeden Tag ein Stück mehr.

John Deere IIIBondGuide: Der Rubel schwächelt jedoch in der Tat erst einmal weiter, und noch scheint kein Ende in Sicht. Welchen Einfluss hat der Rubelkurs auf das Ekotechnika-Geschäft und ließe sich der minimieren?
Bläsi: Die Wechselkurseinflüsse auf das operative Geschäft von Ekotechnika waren im ersten Halbjahr, in dem der Rubelkurs kontinuierlich gefallen ist, negativ. Dies ergibt sich daraus, dass die Bewertung der Bestände zum 31. März 2014 zu einem niedrigeren Wechselkurs erfolgte als zum Zeitpunkt des Kaufs. Beim Verkauf der Maschinen auf Basis von EUR- respektive USD-Preisen wird bei Zahlung zum Tageskurs in Rubel umgerechnet, so dass fallende Kurse zu höheren Umsätzen führen. Im zweiten Halbjahr erwarten wir somit positive Währungseffekte auf das Zahlenwerk, die aus heutiger Sicht auch zu einer Ergebnisverbesserung führen werden. Die Weitergabe der Währungseinflüsse an unsere Kunden wird im nächsten Jahr auch deswegen einfacher, weil die russischen Landwirte in diesem Jahr beim Verkauf ihrer Produkte von Währungseinflüssen profitieren werden, so dass die Relation zu den höheren Investitionen in Maschinen wieder stimmt.

BondGuide: Was können Sie konkret unternehmen, um das schwache Halbjahresergebnis und die Bilanzstrukturen wieder zu verbessern?
Bläsi: Wir arbeiten seit geraumer Zeit intensiv an der Verbesserung unserer operativen Effizienz. Im zweiten Kalenderquartal haben wir erste wichtige Schritte unternommen und im laufenden Quartal werden weitere folgen, so dass unsere Kostenbasis deutlich besser wird. Im Hinblick auf die Reduzierung von Beständen und Forderungen haben wir bereits erste erkennbare Fortschritte erzielt. Zum Halbjahr hat sich der Rohertrag durch die Steigerung des margenstarken Ersatzteilgeschäfts im Vergleich zum Vorjahr um 6% auf rund 14 Mio. EUR erhöht. Auch das zeigt, dass wir operativ in die richtige Richtung steuern. Zur Stärkung der Eigenkapitalausstattung hat Ekotechnika nach dem Bilanzstichtag 31. März eine Zuzahlung in die Kapitalrücklage in Höhe von 6 Mio. EUR durchgeführt. Gepaart mit der erwarteten Verminderung von saisonalen Einflüssen und der Währungseffekte im zweiten Halbjahr wird dies zu einer deutlichen Verbesserung der temporär negativen Eigenkapitalbasis der Gesellschaft führen.

BondGuide: Wie beurteilen Sie das besagte Rating-Update auf CCC, von zuvor B?
Bläsi: Wir sind naturgemäß optimistischer als die Ratingagenturen, was unser Geschäft angeht. Die Agenturen sind im Hinblick auf Anleiheemittenten insgesamt in den letzten Monaten deutlich kritischer geworden, da sie einige Fehlurteile zu verzeichnen hatten. Wir gehen davon aus, dass sich die politische Lage in Russland mittelfristig stabilisieren wird und unsere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung greifen werden, so dass sich unser Rating wieder verbessern wird.
Ekotechnika Chart August 2014
BondGuide: Lässt sich schon etwas über das zweite Halbjahr sagen und wie ist der Ausblick für das Gesamtjahr 2013/14?
Bläsi:
Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres von April bis September 2014 rechnen wir mit einer positiven operativen Entwicklung im Vergleich zum saisonal schwächeren ersten Halbjahr. Dies wird durch die guten Maschinenverkäufe in den wichtigen Monaten April bis Juni bestätigt. Die Verkaufszahlen von Ekotechnika liegen in ihren Verkaufsregionen weiterhin deutlich über dem Branchendurchschnitt. Das margenstarke After-Sales-Geschäft wird weiter zulegen und den Anteil am Konzernumsatz erhöhen.

BondGuide: Herr Bläsi, vielen Dank einstweilen!

Das Interview führte Falko Bozicevic.

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