Eignen sich Notenbanker als Krisenmanager?

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Die Vertreter der Notenbanken mutieren immer mehr zu den alleinigen Krisenmanagern unserer Zeit, allerdings mit mäßigem Erfolg. Inzwischen ist es so, dass, sobald sich Politiker nicht mehr zu helfen wissen, sie auf erhellende Worte und die tatkräftige Unterstützung der Zentralbanken warten.

Doch das war nicht immer so. Aber von Finanzkrise zu Finanzkrise scheint sich dieser Stil zu verfestigen. Hat man oft den Eindruck, dass Zentralbanken stets die Wirtschaft mit der notwendigen Liquidität versorgen müssen, so mehren sich inzwischen die Stimmen, dass dadurch auch viele Probleme erst erzeugt wurden. Geld hat nämlich keine heilende Wirkung, sondern man erkauft sich damit lediglich Zeit.

Aber dennoch waren zuletzt die Blicke aller Finanzmarktakteure auf das halbjährliche geldpolitische Statement der Präsidentin der amerikanischen Notenbank (Fed), Janet Yellen, vor dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses gerichtet. Doch wirklich überrascht haben die Ausführungen der Notenbankchefin nicht und somit wurde die inzwischen vorherrschende Meinung der Marktteilnehmer nur bestätigt. Hatte man noch im vergangenen Jahr den Beginn einer Zinserhöhungswelle mit bis zu vier Anpassungen in 2016 erwartet, so liegt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsanhebung bei der nächsten Fed-Sitzung jetzt bei null Prozent. Und dass im Laufe des Jahres wenigstens noch einmal an der Zinsschraube gedreht wird, ist nur noch mit ca. 30% veranschlagt. Janet Yellen unterstrich bei ihrer Anhörung, dass man zurückblickend mit der Zinserhöhung das richtige Augenmaß hatte und man vorerst die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft beobachten werde. Zusammengefasst bedeutet das: Wir haben bisher alles richtig gemacht und alle Investoren können sich sicher sein, dass wir den richtigen Weg beschreiten. Somit ist die Stabilität der Finanzmärkte auch in Zukunft gesichert!

Angesichts der weltweiten Konjunkturschwäche ist aber auch die Bank of England (BoE) von dem Pfad der Zinserhöhung abgekommen. Hatte zumindest in der Vergangenheit immer ein Mitglied im geldpolitischen Rat sich vehement dafür ausgesprochen, so votierten in der vergangenen Woche alle acht Ratsmitglieder für die Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus. Somit scheint eine baldige Zinswende in England in weite Ferne gerückt zu sein.

In Euroland zumindest gehen die Uhren aber anders. Dort wird auf der für den 10. März anberaumten Sitzung des EZB-Rats eine weitere Lockerung der Geldpolitik erwartet, da das Inflationsbarometer an diesem Dienstag auf ein neues Rekordtief bei 1,47% gefallen ist. Dieser Wert spiegelt die in 5 Jahren erwartete Inflation wider und stellt einen wichtigen Faktor bei geldpolitischen Entscheidungen dar. Da diese Zahl sehr weit von der anvisierten Zielgröße von 2% entfernt ist, fordert inzwischen auch der Bundesbank-Präsident, Jens Weidmann, eine substanzielle Senkung der Inflationsprognose. Dies wiederum befeuert die Erwartung der Marktteilnehmer auf eine Senkung des Einlagensatzes um 20 Basispunkte auf -0,50% bei der März-Sitzung der EZB. Zumal bei dieser Entscheidung einer der größten Kritiker der europäischen Geldpolitik, Jens Weidmann, zwar mit am runden Tisch sitzt, aber turnusgemäß im März kein Stimmrecht haben wird. Mario Draghi wird’s freuen!

Corporate Bonds: Närrisches Treiben bei den Autobauern
Im närrischen Treiben ganz vorne mit dabei war der bayerische Autobauer BMW AG. So refinanzierte das Unternehmen im Rahmen eines Doppelpacks ein Gesamtvolumen von 1,25 Mrd. EUR. Bei der ersten Anleihe handelt es sich um einen 3-jährigen Floater (WKN: A18XTQ) im Volumen von 500 Mio. EUR. Die Anleger erhalten eine vierteljährliche Verzinsung in Höhe des 3-Monats-Euribor +65 bps bis zum Laufzeitende am 15.07.2019. Das Papier wurde zu 100% begeben.

01Der zweite Bond wurde als 6-jährige Anleihe (A18XTR) im Volumen von 750 Mio. EUR mit Fälligkeit am 15.02.2022 aufgelegt. Das Unternehmen zahlt jährlich Zinsen in Höhe von 1%. Der Bond wurde mit +85 bps über Mid Swap gepreist, was einem Ausgabepreis von 99,95% entsprach. Durch die gewählte Stückelung von nominal 1.000 EUR soll der Kauf der beiden genannten Gattungen auch für Retail-Investoren ermöglicht werden.

Ebenso zeigte sich die Tochtergesellschaft von Ford die FCE Bank am Primärmarkt aktiv. Das Unternehmen refinanzierte 600 Mio. EUR mittels einer 5-jährigen Anleihe (A18XU9) und zahlt dafür bis zum Laufzeitende am 11.02.2021 jährlich 1,66%. Die Anleihe wurde mit +160 bps über Mid Swap gepreist, was einen Emissionspreis von 100% ergab. Die FCE Bank wählte bei dieser Anleihe die Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR.

American flag at Wall Street,New YorkAber auch Goldman Sachs schaffte die erfolgreiche Refinanzierung im Doppelpack. Insgesamt wurden 2,5 Mrd. EUR am Kapitalmarkt aufgenommen. Die erste Tranche als 3-jähriger Bond (A18XVN) im Volumen von 1,5 Mrd. EUR wird am 10.05.2019 fällig. Das Papier wurde zu 99,91% begeben, was einem Emissionsspread von +100 bps über Mid Swap entsprach und ist mit einem jährlichen Kupon i.H.v. 0,75% ausgestattet. Die zweite Anleihe (A18XVM) im Volumen von 1 Mrd. EUR ist nach 15 Jahren endfällig. Das Unternehmen zahlt dem Investor bis zum Laufzeitende am 12.02.2031 jährlich Zinsen in Höhe von 3%. Der Bond wurde mit +235,2 bps über der entsprechenden Bundesanleihe gepreist, was einem Ausgabepreis von 100% entsprach. Diese beiden Financials wurden mit einer Stückelung von nominal 1.000 EUR versehen.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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