Drei Argumente FÜR Unternehmensanleihen – Tilmann Galler, J.P. Morgan Asset Management

Von Tilmann Galler, Executive Director, J.P. Morgan Asset Management [1]

Wir sind aus drei Gründen weiterhin positiv für die Anlageklasse Unternehmensanleihen: Die Durationsrisiken sind nach dem BrExit-Votum kollabiert, das EZB-Standing stärkt die Nachfrageseite und die Schuldendienstfähigkeit von Unternehmen stieg zuletzt.

Moderates Wirtschaftswachstum und niedrige Inflation: Dieses Marktumfeld hat sich im bisherigen Jahresverlauf 2016 als positiv für europäische Unternehmensanleihen höherer Bonität – also mit „Investment Grade“-Rating – erwiesen.

Neben dem vorteilhaften makroökonomischen Umfeld hat insbesondere auch eine Ankündigung der Europäischen Zentralbank vom März dieses Jahres dieser Assetklasse Auftrieb gegeben: Es wurde beschlossen, das bestehende Kaufprogramm für Staatsanleihen von 60 auf 80 Mrd. EUR  pro Monat auszuweiten und neben Staatsanleihen nun auch Investment Grade-Unternehmensanleihen (ex Banken) zu erwerben.

Als Folge ist die durchschnittliche Rendite inzwischen unter die Marke von 1% gefallen und rund 10% des Universums rentiert sogar negativ.

EZB - Neue Europäische Zentralbank; Fotolia_81670031

EZB – die Neue Europäische Zentralbank ; Fotolia_81670031

Drei gute Gründe
Diese Entwicklung wirft natürlich die Frage auf, ob Euro-Investmentgrade-Unternehmensanleihen auf diesem Niveau überhaupt noch attraktiv sind,
oder ob die Investoren besser nach Alternativen Ausschau halten sollten? Wir sind aus drei Gründen weiterhin positiv für diese Anlageklasse:

Erstens hat das „Leave“-Votum des EU-Referendums in Großbritannien die Sorgen um negative Folgen für das Wirtschaftswachstum verstärkt. Als Folge dessen sind die Erwartungen für zukünftige Zinserhöhungen kollabiert, sodass die Durationsrisiken für die nähere Zukunft moderat sind.

Zweitens verschiebt sich die Angebots-Nachfrage-Balance mit dem Eintritt der Europäischen Zentralbank im Markt für Unter­nehmensanleihen zunehmend zugunsten der Nachfrageseite. Wird das aktuelle Kauftempo beibehalten, dürfte die EZB in zwei Jahren schon rund 10% aller in EUR notierten Unternehmensanleihen halten.

Innerhalb dieses Segments sehen wir dabei eine immer größere Kluft in der Wertentwicklung zwischen Anleihen, die von der EZB gekauft werden können und Anleihen, die für das Kaufprogramm nicht zur Verfügung stehen. Neben der Zentralbank sind jedoch auch die Zuflüsse in die Publikumsfonds seit Februar wieder positiv geworden.

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