Draghi in den Startlöchern für weitere geldpolitische Schritte

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Deutet man die Zeichen aus dem Turm der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt richtig, so werden bereits am kommenden Donnerstag weitere geldpolitische Maßnahmen getroffen.

Man sei auf mögliche weitere Schritte vorbereitet, hatte EZB-Präsident Mario Draghi in einem Brief an einen Europa-Abgeordneten geschrieben, der von der EZB selbst öffentlich gemacht wurde. Die EZB könne dadurch „alle zur Verfügung stehenden Optionen“ nutzen, heißt es in dem Schreiben. Und: „Es gibt keine Grenzen, wie weit wir gewillt sind mit unseren Instrumenten innerhalb unseres Mandats zu gehen.“ Die EZB sieht sich also grenzenlos in ihren Spielräumen – „koste es, was es wolle“, wie Draghi im Sommer 2012 gesagt hatte.

Wenn nun am 10. März der EZB-Rat zu seiner turnusgemäßen geldpolitischen Sitzung zusammenkommt, wird diese auch unter dem Eindruck einer vermutlich negativen Inflation für die gesamte EU stehen, die wesentlich von der schwachen Teuerungsentwicklung in Deutschland und Spanien beeinflusst worden ist. Bekanntlich strebt die Notenbank mittelfristig eine Inflation von knapp 2% an, wovon man insbesondere wegen des Ölpreisverfalls weit entfernt ist. Vor diesem Hintergrund hat der Markt ein Absenken des aktuellen Einlagenzinses, zu dem Banken bei der EZB Gelder parken, von derzeit minus 0,3% auf minus 0,4% bereits eingepreist. Meines Erachtens ist sogar mit einem Absenken auf minus 0,5% zu rechnen.

Eine Ausweitung des Ankaufvolumens für Anleihen von derzeit rund 60 Mrd. EUR pro Monat erscheint dagegen als unwahrscheinlich. Damit würde man im Markt früher oder später an die Grenzen der Verfügbarkeit stoßen. Der Sekundärmarkt ist ohnehin schon leergefegt, so dass die EZB sogar bei verschiedenen Neuemissionen immer wieder als Käufer auftritt. Bei einer Erhöhung des Ankaufprogramms gehen der EZB also schlichtweg bald die Titel aus, die am Markt verfügbar sind und man würde Gefahr laufen, an die Obergrenze von 33% der ausstehenden Anleiheschulden eines Landes zu geraten, die sie sich selbst gesetzt hat. Allerdings wäre auch eine Anpassung dieser Beschränkung eine mögliche Option der geldpolitischen Gestaltung am 10. März.

Mit Blick auf den Kampf für eine Erhöhung der Inflation argumentiert Draghi immer wieder gerne damit, dass sich niedrige Inflation bzw. Deflation nicht verfestigen dürfe. Sonst hätte die Zentralbank irgendwann kein Mittel mehr, etwas dagegen zu unternehmen. Umso mehr müsse die EZB handeln, so seine Schlussfolgerung. Da es insbesondere der Absturz des Ölpreises ist, welcher der EZB einen dicken Strich durch die Rechnung macht, mag man Draghi ja empfehlen, doch gleich am Spotmarkt in Rotterdam als Käufer aufzutreten, um den Ölpreis in die Höhe zu treiben. Statt Anleihen und Gold würde die Notenbank dann auch Öl bunkern. Zugegeben, der Vorschlag ist nicht ganz ernst gemeint. Aber am Ende könnte eine solche direkte Intervention am Ölmarkt wirkungsvoller und gegebenenfalls auch weniger schädlich für den Finanzsektor sein als eine dauerhafte Niedrigzinsphase.

Primärmarkt profitiert von Stimmungswechsel
Den meisten PC Usern sind System-Updates bestens bekannt und die hat in dieser Woche auch der US-Software- und Hardwarehersteller IBM für sich in Anspruch genommen.

Auf diesem Wege wurden 3 neue Anleihen im Gesamtvolumen von 2,25 Mrd. EUR emittiert. Eine 5 1/2 -jährige Anleihe (WKN: A18YPK) im Volumen von 1 Mrd. EUR zahlt dem Investor einen jährlichen Kupon in Höhe von 0,5% bis zum Laufzeitende am 07.09.2021. Der Bond wurde mit +60 bps über Mid Swap gepreist und somit lag der Ausgabepreis bei 99,34%. Der zweite Bond (A18YPL) mit einem Emissionsvolumen von 750 Mio. EUR ist am 06.09.2024 fällig. Der Anleger erhält eine jährliche Verzinsung in Höhe von 1,125%. Gepreist wurde die Anleihe zu 99,40%, was einem Emissionsspread von +85 bps über Mid Swap entsprach. Zur Komplettierung des Dreierpacks wurde eine 12-jährige Anleihe (A18YPM) im Volumen von 500 Mio. EUR mit Laufzeitende am 07.03.2028 auf den Markt gebracht. Mit einem jährlichen Kupon von 1,75% ausgestattet, wurde das Papier mit +120 bps über Mid Swap gepreist wurde, was einem Reoffer von 98,86% gleich kam. Alle hier beschriebenen Anleihen verfügen über ein optionales Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option) und eine kleinste Stückelung von nominal 100.000 EUR.

mercedes-benz-s-klasse-coupe-w900xh360-cutoutWar zu Jahresbeginn sogar der Kapitalmarkt für „gute“ Unternehmen infolge der Sorge um den Zustand der Weltwirtschaft und des VW-Skandals nicht verfügbar, so führte nicht zuletzt der Stimmungswechsel an den Aktienmärkten zu einer deutlichen Belebung am Primärmarkt für Corporate Bonds. Die Gunst der Stunde nutzte auch der deutsche Premiumhersteller von Automobilen, Daimler, und platzierte drei neue Bonds. Zuerst wurde ein 2-jähriger Floater (A2AAL1) im Volumen von 1 Mrd. EUR  zu pari begeben. Gezahlt wird bis zum Laufzeitende am 09.03.2018 ein vierteljährlicher Kupon in Höhe des 3-Monats-Euribor +48 bps. Daimler entschied sich bei dieser Anleihe für eine Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR. Der zweite Bond wurde als 3 1/2-jährige Anleihe (A2AAL2) mit Fälligkeit am 09.09.2019 im Volumen von 1,5 Mrd. EUR und einem jährlichen Kupon von 0,5% aufgelegt. Der Emissionspreis von 99,79% entsprach einem Spread von +70 bps über Mid Swap. Den Hattrick komplettiert ein 10-jähriger Bond (A2AAL3) im Volumen von 1 Mrd. EUR. Die Anleger erhalten bis zur Fälligkeit am 09.03.2026 jährlich Zinsen in Höhe von 1,5%. Das Papier wurde mit +105 bps über Mid Swap gepreist und folglich belief sich der Ausgabepreis auf 99,34%. Die beiden letztgenannten Anleihen richten sich durch die Mindestanlage von nominal 1.000 EUR auch an private Investoren.

Frisches Kapital brauchte auch der Stahlproduzent ThyssenKrupp. Aus diesem Grunde wurde eine 5-jährige Anleihe (A2AAPF) im Volumen von 750 Mio. EUR mit Laufzeitende am 08.03.2021 begeben. Der Investor erhält einen jährlichen Zins von 2,75%. Der Reoffer lag bei 99,43% und somit mit +289,4 bps über Mid Swap. Der Bond besitzt ein Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten zu pari am 08.12.2020. Auch bei dieser Anleihe wurde die „privatanleger-freundliche“ Mindestanlagesumme von nominal 1.000 EUR gewählt.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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