Die Zeichen stehen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik

Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

Eigentlich hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht viel Neues gesagt. Mario Draghi hatte vergangenen Montag lediglich wiederholt, dass der EZB-Rat seinen geldpolitischen Kurs auf seiner nächsten Sitzung Anfang März überprüfen und gegebenenfalls überdenken werde.

Sollten die niedrige Inflation oder die jüngsten Turbulenzen an den Märkten zu Abwärtsrisiken für die Preisstabilität führen, werde der EZB-Rat „ohne zu zögern“ tätig werden. Mit dieser Äußerung hatte der EZB-Präsident schon nach der Zinssitzung Mitte Januar Spekulationen auf eine weitere geldpolitische Lockerung ausgelöst.

Die Wiederholung dieser Formulierung lässt nun manche Beobachter vermuten, dass die EZB tatsächlich zusätzliche Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik ergreifen wird. Immerhin erinnert diese Rhetorik an sein berühmtes „Whatever it takes“ – koste es, was es wolle, die EZB wird gegenhalten. Daher kann man Draghis Äußerungen auch in der Art interpretieren, dass er die Märkte auf neue Aktivitäten der EZB vorbereitet. Draghi betonte, dass sich die Marktstimmung seit Anfang Dezember 2015 allgemein verschlechtert hätte. Für das Gesamtjahr 2016 hatte die EZB noch im Dezember eine Inflationsrate von 1,0% angenommen. Ob diese Erwartung aber erfüllt wird, darf inzwischen bezweifelt werden. Wird die Prognose im März kassiert, dürfte dies Befürwortern einer noch lockereren Geldpolitik weitere Argumente liefern.

Dass die EZB weit von ihrem Inflationsziel entfernt liege, gesteht auch Draghi ein. Doch die Notenbank besitze „eine Vielzahl von Instrumenten“, argumentiert er: „Wir geben nicht auf.“ So sei insbesondere das Anleihen-Kaufprogramm hinreichend flexibel, um es – wenn erforderlich – anzupassen. Mit ihrem inzwischen auf 1,5 Bio. EUR angelegten Programm will die EZB erreichen, dass Geschäftsbanken weniger in Staatsanleihen investieren und stattdessen mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben. Das würde die Konjunktur anschieben und die niedrige Inflation anheizen, so das Kalkül. Der große Durchbruch lässt freilich auf sich warten.

Sollte der EZB-Rat eine weitere Lockerung der Geldpolitik im März beschließen, dann wäre das für den Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Denn dem „Spiegel“ zufolge wird dieser beim G20-Treffen Ende des Monats in Shanghai die Trommel für eine Kehrtwende in der expansiven Geldpolitik rühren – weil nach seiner Auffassung die Politik des billigen Geldes zu immer neuen Blasen an den Finanzmärkten führt. Dadurch ist das Lager der Kritiker bezüglich der reform-verhindernden Zinspolitik um einen weiteren exponierten Kritiker erweitert worden.

Dem wäre eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Nur so viel, dass es auch für die USA ein neues Anzeichen für eine expansive Geldpolitik gibt. So hat Blackrock seine Bondstrategie dergestalt korrigiert, dass der weltgrößte Vermögensverwalter von einem Zurückrudern der US-Notenbank Fed ausgeht. Diese hatte erst im Dezember die Zinsen erstmals seit langem wieder leicht angehoben. Inzwischen geht Blackrock allerdings davon aus, dass die Fed die Zinsen schon bald wieder lockern muss und die jüngste Veröffentlichung der Minutes schafft zusätzlichen Raum für diese Erwartungshaltung. Sollte diese Rolle rückwärts passieren, dann würden neue Unsicherheiten ausgelöst.

United Technologies nutzt Schubkraft
Den aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten zum Trotz setzte in dieser Woche das in der Luft- und Raumfahrt tätige US-Unternehmen United Technologies Corporation auf die Schubkraft seines Namens und sicherte sich die günstigen Finanzierungskonditionen gleich im praktischen Dreierpack.

utas-desktopDas Tripple an neuen Bonds hat insgesamt ein Volumen von 2,2 Mrd. EUR. Bei der ersten Anleihe handelt es sich mit 750 Mio. EUR um einen 2-jährigen Floater (WKN: A18X1V), der zu pari begeben wurde. Die Anleger erhalten bis zum Laufzeitende am 22.02.2018 eine vierteljährliche Verzinsung in Höhe des 3-Monats-Euribor +80 bps. Der zweite Bond wurde als 5 3/4-jährige Anleihe (A18X1W) mit 950 Mio. EUR und einem jährlichen Kupon von 1,125% aufgelegt. Der Emissionspreis von 99,26% entsprach einem Spread von +110 bps über Mid Swap. Bei der dritten Anleihe im Bunde handelt es sich um eine 10-jährige Anleihe (A18X1X) mit einem Volumen von 500 Mio. EUR, die am 22.02.2026 endfällig ist und mit einem jährlichen Kupon von 1,875% ausgestattet ist. Der Ausgabepreis belief sich auf 98,74%, was einem Aufschlag von +140 bps über Mid Swap gleich kam.

Alle genannten Anleihen sind in erster Linie auf die Bedürfnisse von institutionellen Investoren ausgerichtet und wurden mit einer Mindeststückelung von nominal 100.000 EUR ausgestattet. Zusätzlich verfügen die beiden Festzinsbonds über ein optionales Sonderkündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option).

hero_silver_largeGeprägt waren die Aktivitäten am Primärmarkt für Corporate Bonds letzten Mittwoch allerdings von der Emissionsflut zweier US-amerikanischer Unternehmen in heimischer Währung. So legte Apple trotz verfügbarer Barmittel von etwa 215 Mrd. USD insgesamt 9 Bonds mit einem Gesamtvolumen von 12 Mrd. USD und IBM 5 Anleihen über insgesamt 5 Mrd. USD auf.

Klaus Stopp
Leiter Skontroführung Renten, Baader Bank AG

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